Hier kommt eine Beschreibung dessen, was das Unterbewusstsein ist, die dich vielleicht zum Nachdenken anregen könnte:
Unterbewusstsein ist der gesamte Erfahrbarkeitsbereich, auf den man seinen Aufmerksamkeitsfokus jeweils NICHT richtet.
Stellvertretendes Beispiel:
Wenn ich eine viel befahrene Straße sicher überqueren möchte, dann richte meine Aufmerksamkeit auf meine Sinne, auf die Fahrzeuge, ihre Geschwindigkeit, auf mögliche ausreichend große Lücken im Verkehr, die ich nutzen kann. Während ich das tue, beschäftige ich mich NICHT mit den Erinnerungen an meine Schulzeit, und auch NICHT mit dem, was ich morgen zu tun beabsichtige. Das heißt: Die Erinnerungen und die Vorstellungen befinden sich im sogenannten Unterbewusstsein, in jenem Erfahrbarkeitsbereich, auf den ich meinen Fokus NICHT richte.
Das ist das, was mit Unterbewusstsein gemeint ist.
Unterbewusstsein ist der zusammenfassende Begriff für sämtliche Erfahrbarkeitsbereiche aller Lebewesen insgesamt, abzüglich jenem Bereich, auf den ich meinen Fokus jeweils aktuell richte.
Das Unterbewusstsein ist daher keine Eigenständigkeit im Sinne eines Engels., wie du es hier reduzierst.
Also ich denke nach und da fällt mir ein, dass das Unbewusste eigentlich etwas Ganzheitliches umschreibt, zu dem wir nur sehr schwer oder meist gar keinen Zugang haben.
Nur 0,01% dessen, was im Unbewussten vorgeht, gelangt auch in den Fokus des Bewusstseins. Dieses Bewusstsein kann jedoch erst entstehen, wenn eine gewisse Taktfrequenz im Gehirn überschritten wird und sich die Schwingungen (Sinuskurven) in den erregten Neuronen angleichen. Im Hippocampus wird dann entschieden, welche Informationen vom Fokus ausgeschlossen werden.
Wir bestimmen da also zunächst gar nichts, sonst könnten wir in vielen Situationen überhaupt nicht schnell genug reagieren. Ohne diese Selektion würden wir uns zudem in der Flut von Informationen verirren und ein zielgerichtetes Handeln wäre ausgeschlossen. Ja, es gibt da auch neuronale Schaltkreise, bei denen das Gehirn weitgehend umgangen wird, sonnst könnten wir zum Beispiel einem unerwartet zugeworfenen Ball nicht auffangen, geschweige einer existenziellen Bedrohung ausweichen.
Dein Beispiel vom Autofahren hinkt, weil wir all das was Du beschreibst, unentwegt tun, ohne uns dessen bewusst zu werden. Wir prüfen alle eingehenden Informationen mit unseren Erinnerungen ab, ob sich daraus eine relevante Situation für die Zukunft ergeben könnte. Erst wenn die Alarmglocken schrillen, schwappt das Ganze in den Fokus des Bewusstseins. Nicht Du erhöhst also die besondere Aufmerksamkeit an der Straßenkreuzung, sondern Deine unbewussten Erinnerungen.
Wenn Du Dich einmal wirklich beim Autofahren beobachtest, wird Dir auch klar, wie wenig Du eigentlich dabei bewusst beiträgst. Neben den unbewussten Prozessen spielt hier das sogenannte prozedurale Gedächtnis eine Rolle, das Dich Schalten, Lenken und eine Reihe andere Dinge tun lässt.
Ja und wenn auf einer eintönigen Fahrt auf der Autobahn, keine wesentlichen Informationen eingehen, schaltet das Gehirn in einen scheinbaren Ruhemodus. Es wendet sich der Innenwelt zu und beginnt mit dem Ordnen der Gedanken und der Suche nach einer Lösung. Deshalb passieren dann auch so viele Auffahrunfälle. Wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind, fallen wir bei solchen Fahrten sogar in hypnotische Zustände, ohne dass uns dies bewusst wird.
Aus all den Gründen dürfte klarwerden, dass das Unbewusstsein ein eigenständiger Bereich ist. Schon unsere Altvorderen bemerkten, dass es neben unserm Geist noch etwas in uns gibt, das uns mit Leben erfüllt und unser Wesen bestimmt (der Lufthauch [die Psyche] oder das Wesen aus dem See [See_le]).
Obwohl ich jetzt die Engel nicht im Sinne einer Seele verstehen möchte, liegt da also Christian mit seinem Seelenengel gar nicht so verkehrt.
Merlin
