Zum einen ist es auch in der Physik nicht so, dass gleiche Bedingungen immer zum identischen Ergebnis führen. Auch hier gibt es viele Einflussfaktoren, die nicht kontrollierbar sind, die aber das Ergebnis mit-bestimmen. Es gibt sehr oft noch diese Zufallskomponente. Auch in der Physik gibt es sehr viele statistische Analysen.
Und doch, in der Medizin sollte mMn mit naturwissenschaftlichen Methoden herangegangen werden. Es handelt sich immerhin z.B. um Eingriffe in biochemische Prozesse - d.h. um naturwissenschaftlich beschreibbare Prozesse.
Und ja, jeder Mensch ist individuell. Das ergibt hier eine starke Zufalls-Komponente. Dadurch wird der Ausgang der guten Behandlung nicht sicher... aber eben wahrscheinlicher. Und jede gute Behandlungsform hat auch Indikatoren bzw. Contraindikatoren - also Merkmale, die für oder gegen die entsprechende behandlungsmethode sprechen. Und anhand derer muss der Arzt dann individuell eine Therapie zusammenstellen, aus einem Portfolio aus Methoden, die (bestenfalls) allesamt gezeigt haben, dass sie mehr können als Placebo.
Und das Ziel der Forschung ist es, die Erfolgswahrscheinlichkeit der Behandlungen hoch zu treiben, bzw. ein Portfolio aus Methoden zusammenzustellen, die es ermöglichen, auch die Wahrscheinlichkeit für den individuellen Erfolg zu steigern.
(Ich habe kürzlich wieder gelesen, dass nur ein Anteil der Methoden im medizinischen Portfolio wissenschaftlich abgesichert ist - das ist mMn eine Lücke, die auch zu schließen ist, um die Spreu vom Weizen zu trennen).