Na ja, wenn man jede falsche Behauptung unterbinden wollte, wäre man sein Leben lang beschäftigt.
Eine echte Chance würde man mE einem Heiler geben, wenn man sich selbst von ihm behandeln lässt und schaut, ob und wie es wirkt.
Und gleichzeitig würde man viele Patienten befragen und ihre Erfahrungen sammeln und auswerten.
Die Schulmedizin ist ja auch schon lange dahintergekommen, dass Menschen individuell verschieden sind und dass es keine Behandlungsmethode gibt, die ALLEN hilft, sondern dass man oft erst mal rumprobieren muss.
Es müsste also genügen, wenn der Heiler MANCHEN Menschen hilft.
Und genau das ist keine gute Forschungsmethodik.
Unter fast jeder Methode wird es manche Menschen geben, die Besserung/Heilung verspüren bzw. erleben. Dafür sorgen schon diverse Placebo-Effekte. Eine gute Heilmethode sollte aber eben mehr können.
Ich brachte hier im Thread schon einige Male das Beispiel eines Würfels. Wenn ich einem Würfel befehle, eine 6 zu werfen, so wird das auch in einigen machen Fällen geschehen... so in etwa in 1 von 6 Fällen (+- statistische Fluktuationen). Wären diese "manche" Fälle ein Beweis, dass die Methode wirkt? Nein, wären sie nicht. Dazu muss eben geschaut werden, wie oft so ein Erfolg ohne Methode stattfindet - es muss eine Kontrollgruppe her. Also in diesem Fall eine Gruppe von Würfeln, die ich nicht auf die zu testende Art behandel.
Nun ist es so, dass das Wissen, ob und wie man behandelt wird, auch einen starken Einfluss auf das Urteil über das eigene Wohlergehen hat. Da wirken die verschiedenen Placebo-Effekte - und die sind nicht nur mit "Einbildung" abzutun, sondern weitaus vielfältiger. Auch bei den Ärzten, die die Patienten untersuchen, greift das (z.B. über den Rosenthal-Effekt), und sie könnten auch den Patienten subtile unberwusste Hinweise geben. D.h. sowohl patienten als auch alle, die mit den Patienten in Kontakt sind, sollten nicht wissen, welcher Patient wie behandelt wird. Doppelte Verblindung.
Nun, wie Du selbst anmerkst, sind die Patienten individuell. Die schwere der Erkrankung ist unterschiedlich. Wenn ich als Studienleiter ein positives Ergebnis herbeiführen will, könnte ich z.B. die leichetn Fälle alle in die Versuchs- und die schwerten Fälle in die Kontrollgruppe stecken - das kann ebenfalls subtil unbewusst passieren. Um sowas zu unterbinden, erfolgt die Aufteilung der Patienten in die Gruppen randomisiert - also durch Zufall.
Diese und ähnliche Maßnahmen sind übrigens nicht nur in der medizin sinnvoll und notwendig, sondern finden auch in den anderen Naturwissenschaften wie z.B. in der Physik Anwendung. Überall, wo das urteil eines Menschen das Versuchsergebnis beeinflussen kann, ist es sinnvoll, diesen Menschen zu "verblinden", so dass er nicht weiß, in welche Richtung sein Urteil das Ergebnis beeinflusst.
Und das sind nur die grundlegenden möglichen Fehlerquellen bzw. Maßnahmen, die man zur Fehlervermeidung auffährt. Darüber kann man ganze Bücher schreiben.
Wahre Behauptungen werden auch diese Maßnahmen bestehen. Es ist zwar Mühsam, weswegen auch nicht sofort mit großen Studien angefangen wird, sondern erst einmal mit Vortests ausgelotet wird, ob es sich lohnen könnte. Aber nur so und durch einen fortdauernden Review-Prozess kann man die falschen Behauptungen aussieben.
Dabei sei noch angemerkt, dass es nicht immer praktisch durchführbar ist, eine Studie mit guter methodik durchzuführen. Manchmal ist es auch aus ethischen Gründen nicht vertretbar, alle Maßnahmen einzuhalten. Das sind gute Gründe, Abstriche in der Methodik zu machen.
Daneben gibt es aber jede Menge schlechter Gründe, die nur verdecken, dass man Angst vor einem negativen Ausgang der Studie hat.
Nun zu Deiner Aufforderung, man solle doch selbst zu einem Heiler gehen und sich behandeln lassen. Tja... ich erfreue mich aktuell allerdings guter Gesundheit. Da sehe ich keinen Grund, dass irgendetwas geheilt werden müsste. Desweiteren habe ich schon Erfahrungen mit Heilern gemacht. Meine Eltern waren/sind religiös und glauben auch diverse esoterische Behauptungen. So kam es auch, dass ich als Kind das eine oder andere Mal von einem Geistheiler behandelt wurde oder homöopathische Globuli (teilweise ausgependelt) bekam (schmecken gut). Ich kann mich nicht erinnern, eine Wirkung davon gespürt zu haben.