Ireland
Sehr aktives Mitglied
Ich weiß nicht so genau, was du mit "selber erkennen" meinst.Das was wir momentan wahrnehmen, erkennen, für wahr halten ist das momentan mögliche - wenn wir aber wachsam sind und bereit, uns selber zu erkennen, dann können wir dazulernen. Und das halte ich für ganz wesentlich, es ist ein subjektiver Vorgang, der in uns passsiert. Wenn wir aber übzeugt sind, dass subjektives immer unwahr und das sogenannte objektive immer wahr ist, dann ist die Arbeit am eigenen Sein, am eigenen Selbst obsolet.
Könnte man es auch einfach "entwickeln" und "lernen" nennen?
Ich kann mein Leben und auch meine Persönlichkeit so schildern, dass jeder vor Neid erblaßt und auch so, dass mein Gegenüber großes Mitleid mit mir hat - beides ist "wahr", je nach Tagesform, Art der Darstellung, Intention und Setzen des Fokus.
Was ich für mich selbst erkannt habe, schwankt also ungemein^^ und erst, wenn ich in einen vernünftigen Abstand zu meiner momentanen Subjektivität habe, kann ich relativieren, dass es sooo schlimm nicht wahr, aber auch nicht sooo toll (und trotzdem bin ich damit noch meilenweit von irgendeiner Objektivität entfernt, denn das ist so komplex, dass vermutlich kein Mensch das stets präsent haben kann, also tut man gut daran, etwas "offen zu lassen").
Das gilt nicht nur für mich, sondern für jeden Menschen.
Selbsterkenntnis ist meiner Ansicht nach also eine ziemlich wankelmütige Sache ...
Nein, als Mensch ist man ein Subjekt, das subjektiv denkt und handelt und niemals objektiv sein kann.weiß ich nicht - könnte sein - ist es nicht so, dass das Ich das Subjekt ist, welches subjektiv handelt? Oder glaubst du dass du in dir objektives Sein bist/hast? Objekt bist du doch nur für andere.
Man kann mich nur davor schützen, in die "grenzenlose Subjektivität" zu verfallen, indem man sich Wissen aneignet und somit darum weiß, dass, das, was man denkt, wahrnimmt, fühlt, mit irgendwelchen Tatsachen nichts zu tun haben muß (ich habe es oben "relativieren" genannt)
Das ist der Punkt - was du als "abwertend" erlebst, erlebe ich als Bereicherung.Ja da ist wohl der Untertschied. Ich sehe es schon so, dass die Naturwissenschaft mit ihrer Objektivität (dem Betrachten "von außen") das Subjektive als nicht ernstzunehmend degradiert und disqulifiziert hat.
Psychologie und Psychotherapie sind nicht identisch.Mir geht es nicht darum die Naturwissenschaft und ihre Erkenntnisse zu negieren oder abschaffen zu wollen. Naturwissenschaftliche Erkenntnisse interessieren mich sehr, vor allem im Bereich Neurowissenschaften und Psychologische Erkenntnisse. Aber die Ebene des Subjektiven rückt auch in der Psychologie an den Rand. Oft interessieren beim Subjektiven nur mögliche Manipulationsmöglichkeiten. Das sind hoch aktuelle und gefragte Informationen. Aber dabei geht es ganz selten um Hilfe zur Selbsthilfe, was ich als Auftrag der Psychotherapie sehe. Meist geht es doch nur darum,einen nicht mehr richtig funktionierenden Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren, anstatt ihn in seinem subjektiven Sein zu fördern um selbstbestimmt eigene Wege gehen zu können.
Psychotherapie basiert u.a. auf den Erkenntnissen der Psychologie und die Erfolge von Psychotherapie sind messbar und vorhersagbar (das ist noch gar nicht so lange so).
Da Psychotherapie von den Krankenkassen bezahlt wird, ist die Frage, ob sie "nur" einen Menschen wieder in die "Funktionstüchtigkeit" (und das ist bei vielen Krankheien schon ein hoher Anspruch) zurückbringen will und ihn in die Lage versetzt, sich weiterhin besser selbst helfen zu können (der Anspruch ist nicht so hoch, das ist eigentlich Minimum, je nach Ausgangspunkt) oder auch "Wellness", d.h. so etwas wie "subjektives Sein", "Selbsterkenntnis", "Bewußtheit" fokussiert, bzw. bei psychisch gesunden Menschen noch "Optimierung" bewirkt ... .
Wellness und Optimierung auf Kosten der Allgemeinheit finde ich nicht gerecht.
Sich selbst mit Psychologie zu beschäftigen, steht jedem frei - das Netz ist diesbzgl. unendlich gefüllt und selbst eine Psychotherapie zu bezahlen, in der man seine persönlichen Optimierungsziele erreichen möchte, ist auch möglich.
Ich denke, da verkennst du Wissenschaftler oder wissenschatlich orientierte Menschen - je mehr man weiß, desto mehr Fragen tun sich auf, aber der gute Effekt ist, dass man damit immer besser leben kann.Nein ich muss nicht alle Hintergründe wissen, wenn ich mich auf den Weg der Bewusstheit begebe. Warum sollte ich schon zu Beginn meiner Suche perfekt sein? Wichtig ist lediglich das Bewusstsein, dass es ganz anders sein kann als ich es momentan erlebe, das reicht.
Wir könnten es doch so handhaben wie es in der Naturwissenschaft gehandhabt wird, nämlich das was momentan erkannt ist ist das was im Augenblick möglich ist zu erkennen. Es wartet noch viel was erkannt werden kann/will, aber das tangiert die momentane Naturwissenschaft nicht. Man fühlt sich als Wissenschaftler immer als auf der momentan höchst-möglichen Stufe des Wissens und Erkennens.
Ich glaube, das siehst du falsch? Er ist sich eher seiner Subjektivität bewußt.Komischerweise ist der einzelne Wisenschaftler als Subjekt an genau diesem Punkt, trotzdem negativiert er das subjektive. Das zu betrachten ist sehr lustig.
?Jeder Bewusstwerdungsprozess im Subjektiven Sein ist ein Schritt den ich gehe, so wie der Naturwissenschaftler auch seine Schritte auf dem Feld der Objekte geht.
Ich weiß nicht, ob ich das richtig verstanden habe.
Meiner Ansicht nach gibt es "kein Zurück" mehr, wenn man sich auf den wissenschaftlichen Weg begeben hat. Die Relevanz der Subjektivität sinkt immer mehr, bis sie keine Rolle mehr spielt.
Ich werde ab und an gefragt, wie man ohne jeglichen Glauben, ohne den Wunsch nach Selbsterkenntnis/ "mehr Bewußtheit", vielleicht gar "Streben nach Erleuchtung" (es gibt so viele Begriffe dafür, ich denke, du weißt, was ich meine) leben kann.
Ich dagegen kann nur noch aus der Erinnerung nachvollziehen, wie es ist, wenn man glaubt (irgendetwas), wenn man meint, etwas "selbst erkannt zu haben". Es ist nicht so, dass das "weg ist", es ist weiterhin da (wie bei allen Menschen), es spielt nur überhaupt keine relevante Rolle mehr, wird "quasi automatisch" relativiert.
(das ist jetzt sehr abstrakt ... )
Ich kann mir also nicht mehr wirklich vorstellen, wie jemand überzeugt einen Glauben/ Annahmen hat und keinen Wunsch hat, das zu wissenschaftlich zu hinterfragen, bzw. das mit geeigneten Methoden zu überprüfen, "der Sache auf den Grund zu gehen".
Wahrnehmung/ Denken verändert sich immer mehr - vielleicht kann man es am besten so beschreiben, dass Erkenntnisse nach dem "persönlichen Plausibilitätsfaktor" gewertet werden und dieser Faktor sich verändert?