Ireland
Sehr aktives Mitglied
He, Psychotherapie hat gar nichts mehr mit Freud zu tun (vielleicht liegt da die unterschiedliche Betrachtungsweise, bzw. läßt sich anhand von ihm gut aufzeigen).
Klar kann das sein, so wie manche behaupten die reale Welt existiert nicht und ist nur Illusion/Maya?
Nun meine Arbeitshypothese in dieser Welt ist, dass ich das, was ich als wahr erkenne, auch als wahr annehme, egal ob es "in Wirklichkeit" ganz anders ist. Wenn ich merke, ganz anders passt besser, dann integriere ich das neue Wissen.
Warum sollte ich permanent so tun, als sei alles ganz anders als ich es wahrnehme?
genau
Ja da verstehst du scheinbar etwas falsch. Wie kommst du jetzt auf das "statische". Ich sprach von lernen und entwickeln - was ist am lernen und "sich entwickeln" statisch? Und ie Psychotherapie halte ich für eine extrem notwendige und gute Entdeckung. Wobei Freud ja eigentlich nix entdeckt hat sondern nur offengelegt und etwas systematisiert hat.
Ja es wird versucht von außen das Innere zu verstehen und zu ordnen, was ja auch oke ist, aber das ist nicht das subjektive von dem ich spreche, denn es sind widerum nur von außen (objektiv) betrachtete Situationen und Zustände.
sehr richtig und da gibt es die zentrifugelen Kognitionen und die zentripetalen Kognitionen, die einen kann man dem objektiven Erkennen zuordnen und die anderen dem subjektiven Erkennen.
Ich glaube nicht dass es Menschen gibt, die ihr eigenes Inneres voll erforscht und erkannt haben. Und vor dem "gestalten" steht immer die Erkenntnis dessen was man gestalten will.
LGInti
Ganz vereinfacht zusammengefaßt:
Freuds Hypothesen sind widerlegt, soweit man sie widerlegen kann.
Die "alten" Psychotherapien "graben" nach Ursachen - Freud ging davon aus, dass ein Problem erledigt ist, sobald man die Ursache erkannt hat.
Der Erfolg davon ist mäßig, Psychoanalyse "wirkt" bei differenzierten Personen, die nicht besonders krank sind, also eher im "Wellness-" bzw. "Optimierungssektor".
Die "neuen" Psychotherapien sind genau "anders herum" - man weiß, dass es seltenst "die Ursache" gibt und es wenig bringt, sie "herauszugraben" (wenn es sich nicht um ein Trauma o.ä. handelt), denn ist es so komplex und dem ständigen Wandel unterworfen, dass Ursachen nur kurze Halbwertszeiten haben.
Sie zeigen eher die Möglichkeiten auf, neu zu gestalten, sich zu entwicklen, umzuentscheiden usw..
Und sie haben richtig gute Erfolge (messbar!).
Jetzt einen Schritt weiter:
"damals" ging man von einem "statischen" Menschenbild aus, so etwas wie einem festehenden, unveränderlichen "Charakter", überdauernden Eigenschaften, die (schlimmstenfalls) seit der Geburt bestehen.
Wenn das so wäre, würde es Sinn machen, "sich selbst zu erkunden".
Es gab schon lange die Gegenströmung, die behauptete, aus einem Menschen alles machen zu können, was verlangt werde, wenn man die entsprechende Umwelt dazu habe (Watson war ein berühmter Vertreter dieser Richtung und vieles sprach für seine Hypothesen).
Unter diesem Gesichtspunkt macht es keinerlei Sinn, sich selbst zu erkunden.
Heute weiß man, dass es sich vermutlich um "irgendwas dazwischen" handelt - so frei, wie Watson angenommen hat, sind wir wahrscheinlich nicht in unseren "Gestaltungsmöglichkeiten" (es konnte aus ethischen Gründen nie ausprobiert werden), den Genen kommt sehr wahrscheinlich eine wesentlich höhere Bedeutung zu, als man dachte, aber nicht so, wie man vermutete, d.h. trotz diverser Gene ist im gewissen Rahmen immer noch ganz viel möglich.
Ich hoffe mit "zentrigugal" und "zentripeptal" spielst du nicht auf Rudolf Steiner an?
Ich stimme dir zu, dass es unmöglich ist, sich gänzlich "selbst zu erkennen", gehe aber noch weiter, indem ich der Meinung bin, dass man sich im Prinzip gar nicht selbst erkennen kann (nicht mal einen Bruchteil von irgendwas).
Wenn man also hinter alle Selbsterkenntnis ein dickes Fragezeichen setzt und die Zeit und die Muße hat, sich darin zu ergehen, dann meinetwegen^^.
Man braucht aber keine "Bestandsaufnahme", um irgendetwas zu erreichen, was man gern möchte (dann wäre es sogar ratsamer, von einem "hohen Augangswert" ausugehen), ja, man muß noch nicht einmal beschreiben, was schiefläuft, um etwas zu ändern.
Falls du mir noch antworten magst, wäre ich dir dankbar, wenn du ein oder mehrere konkrete Beispiele bringen könntest, so dass wir ganz konkret werden können (ich habe immer noch den Eindruck, dass wir gar nicht sooooo weit auseinander sind, nur in ganz unterschiedlichen Paradigmen "stecken").