Mir gehen die imposanten Bullaugen nicht aus den Sinn. Größer als die Häuser. Aber die Vogelwesen blickten hinein. Durch die Bullaugen in die Räume, in denen die Menschenwesen ihre Möbel hin und her schoben. Wahrscheinlich werden die Bullaugen nicht größer als die Häuser wahrgenommen. Wahrscheinlich werden sie kleiner wahrgenommen, obwohl sie größer sind. Wahrnehmung kann täuschen. Habe ich bereits erwähnt. Immerhin nehmen wir uns als Menschen wahr, haben das verflixte Menschenkostüm über unser Leuchten gezogen und sind blind, taub und leider nicht stumm geworden.
Die Nebelschwaden schweben umher, um die Frage oben zu beantworten. Schwaden schweben.
Es gibt auch Häuser, die sind klein wie eine Telefonbox, oder die Polizeibox von Dr. Who, deren Inneres jedoch ums mehrfache größer ist. Da steht man vor einem zwei mal zwei kleinen Würfel mit Türe und geht hinein und staunt, denn innen steht man Hallen gegenüber, die größer sind, als jene in manchen Schlössern oder Burgen. Soll es geben. In einer gewissen Welt auf jeden Fall. In so genannten surrealen oder phantastischen Welt.
Die Nebelwesen befinden sich in so einer surrealen oder phantastischen Welt. In einer Zen-Welt, in der ein Koan den anderen jagt. Bildlich. Sinnlich. Die Gehirnwindungen schlagen ständig Salto, bis sie sich ergeben. Dem Wahren ergeben, das kein Gehirn mehr braucht.
Wir kämpfen nicht mehr. Weder gegen andere noch gegen uns selbst. Vielleicht waren wir mal Krieger. Krieger der Armee, die gegen das Böse kämpfte und deshalb selbst böse wurde. Ich habe es weiter oben versucht zu erklären, das Lächeln, auch wenn nebenan schrecklich Böses passiert.
Nicht eingreifen, denn Gott will es so. Wie bescheuert, zum Teufel, kann man denn noch sein? Nicht eingreifen! Weil Gott es so will! Woher kann ich das denn wissen?
Aus den Tiefen der tiefsten Seele. Es gibt Seelen, die kann man schnell erfühlen. Man fühlte sie noch in der Kindheit. Die tiefste Seele verlässt einen im Mutterleib. Im Geborgenen. In der Urmutter. Im silbernen Zeitalter der Seelen. Da sind sie noch alle halbwegs glücklich und vor allem zufrieden. Der erste Schrei leitet das bronzene Zeitalter ein. Und irgendwann landen wir im eisernen Zeitalter, wo niemand mehr Zeit für den anderen hat. Diese Zeit war schon immer, solange die Menschheit sich an die Zivilisation klammerte. Jede Hochkultur ist noch gefallen. Und unsere ist im Fallen.
Als Baby und wenige Zeit als Kleinkinder sind wir ganz. Sagte schon Don Juan zu seinem (meinem) Freund Carlos. Da kleben sie noch zusammen, die linke und die rechte Seite des Bewusstseins. Da mussten Arima und seine Armee nicht in die Krieg ziehen, um die beiden Energien endlich zu vereinigen, wie es sein sollte. Wieder in der Einheit. Eins. Das goldene Zeitalter, wie es immer sein sollte.
Deshalb kämpfen wir nicht mehr. Es soll und kann nichts mehr passieren. Apathisch und wehrlos leben wir dahin. Schieben Möbelstücke wie im Spiel „Sokoban“ von einem Eck ins andere, schauen aus den imposanten Bullaugen, die größer sind als unsere Wohnstätten und gehen Treppen bergauf, obwohl sie bergab führen, wie in einem Bild vom genialen Maurits Cornelis Escher und suchen weitere Wahrnehmungsphänomene, gegen die wir uns nicht wehren. Nie mehr. Denn jetzt wollen wir die ganze Wahrheit. Jawohl!
Wie viele Seelen schweben in, unter, über und außerhalb von uns? Sind wir als Babys wirklich noch „ganz“? Das Göttliche ist nicht sichtbar, aber wahrnehmbar. Über Sinne, die den meisten von uns Menschen abhanden kommen.
Es ist nicht so weit hergeholt, das goldene Zeitalter, auch Satya Yuga oder Krta Yuga genannt, mit der Einheit Mutter-Kind zu vergleichen. Im Mutterbauch geht uns nichts ab. Glückselig schwimmen wir im Fruchtwasser, werden über die Nabelschnur ernährt und hören den regelmäßigen, beruhigenden Herzschlag der Mutter. In diesem Zustand ist wohl die gesamte Seele, die den einzelnen Menschen ausmacht, da. Die Seele des Werdens.
Nach dem ersten Schrei beginnt das silberne Zeitalter, auch Treta Yuga genannt und wir verlieren die warme, wohlige Geborgenheit. Wir verlieren auch die Seele des Werdens, weil wir sie nicht mehr brauchen. Das Menschenbaby ist fertig und wächst wie von selbst heran. Die Seele des Werdens hat alles in das Baby gesteckt, was es für sein Leben als Mensch braucht und haben soll oder kann. Noch gibt es kein Ich. Aber es gibt ein Du. Die Bezugsperson, nach der man schreit, nach der mein weint und deren Herzschlag man vermisst.
Im bronzenen Zeitalter, auch Dvapara Yuga genannt, verlassen uns weitere Seelenanteile. Sie schweben davon, sobald dem Kind bewusst wird, dass es Ich ist. Es ist die Seele der Einheit, die uns in diesem Alter verlässt. Es entsteht das Gefühl des getrennt seins, der Einsamkeit. Das Kleinkind weint, wenn es die Bezugsperson nicht sieht. Es bekommt Angst. Ohne Seele der Einheit entsteht nicht nur das Ich, sondern auch die Angst.
Schließlich das eiserne Zeitalter, Kali Yuga, nach der Totengöttin Kali genannt, in dem das Ich jedes einzelnen Menschen darauf besteht, seine Rechte durchzusetzen. Die Seele der Gemeinschaft flieht und lässt uns allein. Da müssen wir halt durch. Da hilft kein Jammern und kein Flehen. Anscheinend wollten wir es so.
Natürlich weiß ich nicht, ob das mit den Seelenanteilen wirklich so ist. Aber ich könnte es mir vorstellen. Vielleicht kommen sie auch wieder zurück. Die Seele des Werdens, die Seele der Einheit und die Seele der Gemeinschaft und noch viele andere Seelen, die uns vielleicht im Laufe des Menschenlebens verlassen. Eventuell erscheinen sie uns im Moment des Todes und begleiten uns wie Engel (wie Nebelschwaden?) ins Jenseits.
Schamanen sind imstande, Seelenanteile zurück zu holen. Seelenanteile sind recht nützlich zur Heilung schwerer Krankheiten. Aber der Weg zu den geflohenen Seelen ist ein weiter und oft auch ein gefährlicher, wie man so sagt. Der Schamane kann in einer Welt hängen bleiben, die nicht für ihn bestimmt ist. Dann ist auch der Kranke in Gefahr. Seelen können ziemlich fies sein, wenn sie nicht mehr zurück wollen. Es braucht schon ziemlich viel Überredungskunst, sie freundlich davon zu überzeugen, dass der Mensch, den sie überstürzt verlassen haben, sie dringend braucht.
Soll er doch zu uns kommen! - rufen sie dann frech und drehen sich schmollend zur Seite.
Das kann er nicht, da er krank ist! - ruft der Schamane in einer Sprache, denn nur er die Seelen verstehen. Ja, es gibt eine eigene Sprache, die wir gewöhnlichen Menschen nicht hören können, weil sie nur für Seelen bestimmt ist. Schamanen wissen das. Sie sind leer und können das Göttliche in sich strömen lassen. Das Göttliche lehrt sie alle Sprachen der anderen Welten.
Hexen, zum Beispiel, sind da anders. Ihre Kraft ist eine andere. Nein, nein, keine böse Kraft, sondern eine, die immer an ihrer Seite ist. Von klein an verlieren sie keine Seele, während Schamanen alles verlieren müssen, um leer zu sein. Erst dann dringt das Göttliche (alle ihre Seelen) in sie ein, das schon immer in Hexen präsent ist. Hexen haben es nicht nötig, in andere Welten zu gehen. Die anderen Welten sind immer bei ihnen. Und wenn es bloß in der Phantasie ist. Vorstellungskraft ist wichtig bei Heilungen. Vor allem, wenn Hexen sie vornehmen.
Na ja, es ist schon ein und dieselbe Kraft. Es gibt ja keine andere, auch wenn ich zwischen zweien unterscheide, - der Dieser und der der Anderen Seite. Irgendwie bin ich zum Schluss gekommen, dass es sich dabei um die Quelle selbst und um die Quelle als Erscheinungswelt handelt. Die Quelle selbst die Andere Seite und die Quelle als Erscheinungswelt ist Diese Seite. Im Grunde genommen besteht kein Unterschied zwischen beiden, denn vollkommen sind sie eins, was ja im so genannten Kampf der Doppelwesen entschieden wurde.
Genauso viel oder wenig, könnte man sagen, unterscheiden sich Schamanen und Hexen, deren es ohnehin nur sehr, sehr wenige gibt. Die einen sind dazu geboren und die anderen auch. Aber die einen müssen um ihre Kraft innerlich kämpfen und die anderen können sich auf ihrer faulen Haut ausruhen. So sehe ich das. Meistens. Genauso wie ich die vier Zeitalter sehe. Im Menschenleben. Und die Nebelschwaden schweben durch ihre bizarre, widerspruchsvolle Welt. Wie Seelen schweben sie. Da kann man schon ziemlich verwirrt, wenn nicht wahnsinnig werden, wenn man in so eine Welt reist, um eine Seele zurück zu holen.