Lieber meikel,
ich versuche ja immer noch, dich zu verstehen in Deinem Begriff der Aufmerkamkeit. Und ich merke, dass es anderen ähnlich geht.
Daher habe ich mal verschiedenes gegoogelt und bin mit einer psychologischen Erklärung etwas weiter gekommen. Sollte die folgende Erklärung der Begrifflichkeit für dich jedoch nicht zutreffennd sein, so nenne eine andere griffige Erklärung. Mit seitenlangen Prosa-Erklärungen wäre aber weder dir noch mir oder anderen gedient.
Aufmerksamkeit
Jochen Müsseler
Begrifflichkeiten
Aufmerksamkeit ist keine isolierte kognitive Teildisziplin wie etwa
Wahrnehmung und
Gedächtnis. Sie ist vielmehr in zahlreichen Teilbereichen und Modellen der
Informationsverarbeitung als eine Komponente enthalten, die gleichsam als moderierende Variable auf den Informationsfluß einwirkt. Diese Schlüsselposition nimmt Aufmerksamkeit schon in der
introspektiven Psychologie Wilhelm Wundts oder William James ein. Die moderne
Aufmerksamkeitspsychologie entwickelte sich aber erst nach 1950 und hat ihre experimentellen Ausgangspunkte in Untersuchungen von Collin Cherry und Donald Broadbent zum
dichotischenHören. Wenn beiden Ohren über Kopfhörer unterschiedliche Texte dargeboten werden, kann man zwar nach Belieben den einen oder den anderen Text begleitend nachsprechen, man ist dann aber nicht in der Lage, den Inhalt des anderen Textes gleichermaßen zu beachten. Mit diesem Paradigma wurde im angelsächsischen Bereich eine Forschungstradition begründet, die sich bis heute in den sog.
Zwei-Prozeß-Theorien der Aufmerksamkeit widerspiegelt. Nach diesen Theorien müssen im informationsverarbeitenden System Prozesse danach unterschieden werden, ob sie unwillkürlich und weitgehend kapazitätsfrei ausgeführt werden oder ob sie
willkürliche und damit unserem Bewußtsein zugängliche, d.h. berichtbare Aufmerksamkeitszuwendungen verlangen, die einer Kapazitätsbegrenzung unterliegen. Diese beiden Komponenten, eine zunächst automatische, kapazitätsfreie und eine darauffolgende kontrollierte, kapazitätsbeschränkte Verarbeitung (
automatic vs. controlled processes), finden sich bereits in der
Broadbentschen Filtertheorie der Aufmerksamkeit (
Abb.1 ): Vor einen Kanal mit begrenzter Kapazität ist ein (Selektions-)Filter geschaltet, der die bis dahin parallel von den Rezeptoren einlaufende Reizinformationsmenge in ihrem Umfang reduziert.
Nur die von diesem Filter nicht zurückgewiesene Information gelangt danach zur weiteren Verarbeitung.
Jochen Müsseler
Begrifflichkeiten
Der wichtigste Aspekt der Aufmerksamkeit umschreibt unsere Fähigkeit, aus dem vielfältigen Reizangebot der Umwelt einzelne Reize oder Reizaspekte auszuwählen und bevorzugt zu betrachten, andere dagegen zu übergehen und zu unterdrücken.
Würden vom Organismus alle Reize mit der gleichen Priorität verarbeitet, wäre aufgrund eines sensorischen Reizüberangebots ein geordnetes Handeln unmöglich.Innerhalb der Psychologie der Informationsverarbeitung betrachtet man daher Aufmerksamkeit vorrangig unter dem Gesichtspunkt der Selektion (selektive Aufmerksamkeit) - man widmet sich also den Mechanismen, die eine mehr oder weniger große Einengung des Reizangebots (auch in unserer subjektiven Erlebniswelt
Bewußtsein) nach sich ziehen. Daneben wird in anderen Bereichen der Psychologie der Aufmerksamkeitsbegriff bisweilen auch als allgemeine Zustandsbeschreibung verwendet. So unterliegt das
Aktivationsniveau mit seinen beiden Extremen Wachen und Schlafen (
Schlaf) zeitlichen Aufmerksamkeitsschwankungen und erfaßt unsere generelle Wahrnehmungsbereitschaft. In diesem Zusammenhang ist der Begriff der
Vigilanz (Wachsamkeit) zu nennen, der die Fähigkeit zur genauen Wahrnehmung und zur Reaktionsbereitschaft auf bestimmte Reize, insbesondere über längere Zeiträume hinweg, erfaßt (
Daueraufmerksamkeit, Konzentration).
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