Mahabharata

Mahabharat Buch 3.122

Wie Chyavana seine Gattin Sukanya gewann

Und Lomasa erzählte:
Dem großen Heiligen Bhrigu ward einst ein Sohn namens Chyavana geboren. Dieser Strahlende mit der großen Energie begann am Ufer dieses Sees hier Askese zu üben. Er nahm die Vira Yoga-Haltung an und stand für lange, lange Zeit so still und ruhig am selben Ort wie ein Holzpfahl. Mit der Zeit bildete sich um ihn ein Ameisenhügel, den luftige Kletterpflanzen umrankten. Auch Scharen von Ameisen umhüllten ihn, so daß der scharfsinnige Weise bereits wie ein Erdhügel aussah. Doch er übte weiter seine Buße und harrte aus.

So begab es sich, daß eines Tages König Saryati an den See kam, denn er wollte sich an dem angenehmen und malerischen Ort amüsieren. Mit ihm kamen seine viertausend Gemahlinnen und seine einzige Tochter, Sukanya mit den schönen Augen. Sie war mit Juwelen geschmückt, die einer Himmlischen würdig waren, und spazierte mit ihren Mägden umher, bis sie an den vermeintlichen Ameisenhügel kam. Hier betrachtete das Mädchen frohen Sinnes die schöne Landschaft und die hohen Bäume. Sie war sehr sinnlich und verlockend, jung und lieblich und immer zu ausgelassenem Spiel aufgelegt.

, Zierlich brach sie blühende Äste aus dem Gebüsch, und ohne ihre Mägde wanderte sie nur mit leichter Kleidung einher. Bhrigus strahlender Sohn beobachtete die Reizende, die wie ein heller Lichtstrahl durch den einsamen Wald gaukelte, und sein Begehren war geweckt. Mit tiefer Stimme rief der asketische Rishi die Glücksverheißende, doch sie hörte ihn nicht. Sie entdeckte allerdings seine glühenden Augen in dem Ameisenhügel, und aus Neugier und Übermut rief sie: „Was ist das?“, und stocherte mit einem Stöckchen in die Augen des Asketen. Chyavana fühlte großen Schmerz und wurde zornig. Im ersten Zorn versagte er den Soldaten des Königs jeglichen Ruf der Natur. Und die Männer im Heer, welche sich nicht mehr entleeren konnten, litten große Qualen.

Dem König blieb das nicht verborgen, und er fragte seine Männer:
Oh, jemand muß den ruhmreichen Sohn des Bhrigu beleidigt haben. Er ist schon alt, hat ein zornvolles Gemüt und ist immer in Askese vertieft. Sagt mir schnell, wenn ihr etwas darüber wißt.

Doch die Soldaten antworteten:
Wir wissen nicht, ob jemand dem Rishi Übel getan hat. Wenn es dir beliebt, untersuche die Angelegenheit woanders.
Da fragte der kluge König seine Freunde, doch aus sie wußten von nichts. Doch Sukanya bemerkte den Kummer ihres Vaters und auch die Leiden der Armee, und sie sprach zu ihrem Vater:
Als ich im Walde umherstreifte, da blinkte in einem Ameisenhügel etwas Glänzendes auf. Ich dachte, es wäre ein Glühwürmchen und bohrte mit einem Stöckchen danach.

Sofort begab sich da der König zum Ameisenhügel und sah Bhrigus Sohn, der sowohl reich an Jahren als auch an Askese war. Mit gefalteten Händen beugte sich der König vor dem Rishi und flehte:
Oh bitte vergib, was meine Tochter aus Unwissenheit und Unerfahrenheit dir antat.

Chyavana erwiderte dem Monarchen: Übermütig hat sie mich mißachtet und meine Augen verletzt. Die Unwissenheit hat sie zur Unvernunft verführt, und doch begehre ich die Schöne, deine Tochter, zur Braut. Ich sage dir aufrecht, nur unter dieser Bedingung werde ich vergeben.

Da übergab der Monarch unverzüglich seine Tochter dem hochbeseelten Chyavana. Und als er ihre Hand in der seinen hielt, war der Asket besänftigt. Der König kehrte mit Gefolge und Heer in die Stadt zurück, und die makellose Sukanya versorgte ihren asketischen Ehemann, übte Buße und ehrte die Traditionen. Aufrichtig verehrte die Schöngesichtige ihren Gatten und kümmerte sich hervorragend um die Gäste und das heilige Feuer.
 
Werbung:
Mahabharat Buch 3.123

Sukanya und die Aswin Zwillinge bekomment das Recht Soma Saft zu trinken

Lomasa fuhr fort: Eines Tages geschah es, daß die himmlischen Aswin Zwillinge Sukanya gewahr wurden, als sie gerade unbekleidet badete. Beim Anblick dieser vorzüglichen Glieder, welche auch der Tochter des Herrn der Himmlischen gehören konnten, näherten sich die nüstergeborenen Aswins (Ihre Mutter hatte die Gestalt eines Pferdes angenommen, und die Zwillinge entsprangen ihren Nüstern.) und sprachen sie an:
Oh du mit den runden Schenkeln, wessen Tochter bist du? Was machst du hier in den Wäldern? Oh du Glücksverheißende mit der zauberhaften Grazie, wir wünschen all dies zu erfahren, so sag es uns.

Sie antwortete errötend: Wisset, ich bin Saryatis Tochter und Chyavanas Ehefrau.

Da sprachen die Aswins lächelnd auf sie ein: Warum, oh Glückliche, hat dich dein Vater einem Mann gegeben, der dem Tode nahe ist? Du strahlst in diesem Wald wie ein Lichtstrahl. Nicht einmal in den Bereichen der Himmlischen haben unsere Augen ein Mädchen wie dich erblickt. Oh schönes Fräulein, du bist schon ohne Schmuck und bunte Kleider so schön, daß der Wald um dich herum erglänzt. Jetzt lebst du in Schmutz und Schlamm, du mit den makellosen Gliedern, doch du wärst noch viel schöner, wenn du mit allen Ornamenten geschmückt wärst und traumhafte Kleider trügest.

Das stünde dir wohl. Doch warum, oh du liebliches Mädchen, dienst du auf so elende Weise einem altersschwachen Ehemann, der schon längst vergessen hat, was Vergnügen bedeutet und der kaum in der Lage ist, dich zu unterhalten, oh du mit dem leuchtenden Lächeln? Oh göttlich schöne Dame, verlaß deinen Gatten Chyavana und erwähle uns als deinen Gemahle. Es ziemt sich nicht für dich, deine Jugend fruchtlos zu verschwenden.

Da erwiderte Sukanya den Himmlischen: Ich bin meinem Gatten zugetan. Hegt daran nur ja keinen Zweifel.

Doch die beiden warben weiter um sie: Wir sind die himmlischen Ärzte und bedeutend. Wir werden deinen Gatten jung und anmutig machen. Dann wähle zwischen uns und ihm. Versprich uns, oh du Glücksverheißende, daß du deinen Gatten zu uns bringst.

Sie stimmte zu, eilte zu Bhrigus Sohn und erzählte ihm alles. Chyavana war einverstanden, und sie gingen zum See und den Himmlischen zurück. Dort sprachen die Aswins zur Tochter des Königs: Möge dein Ehemann ins Wasser tauchen.

Mit dem Gedanken an Schönheit tat Chyavana dies, und auch die Aswins versanken im See. Im nächsten Moment tauchten sie alle drei wieder auf und sahen vollkommen gleich aus. Sie waren jung, hatten angenehme Gesichtszüge und schöne Körper und trugen glänzende Ohrringe. Alle drei sprachen zu Sukanya:
Nun wähle unter uns deinen Gefährten, oh Glückliche. An wem findest du Gefallen?

Das Mädchen sann eine Weile nach, denn sie alle sahen sich so ähnlich. Doch dann erkannte sie ihren Ehemann Chyavana und wählte ihn.

Nachdem Chyavana nun beneidenswerte Schönheit besaß und seine Gattin ihn wieder erwählt hatte, war er höchst erfreut und sprach mit großer Energie zu den Nüster-geborenen Himmlischen:
Da ich alter Mann durch eure Hand Jugend, Schönheit und dieses vorzügliche Mädchen gewann, werde ich euch in Anwesenheit des Herrn der Himmlischen Soma Saft zu trinken geben. Ich sage euch die Wahrheit.

Höchst entzückt stiegen die Aswins in den Himmel auf, und Chyavana und Sukanya verbrachten ihre Tage so glücklich wie die Himmlischen selbst.
 
Mahabharat Buch 3.124

Chyavana widersetzt sich Indra
Die Schaffung des Dämons Mada


Die Neuigkeit bezüglich Chyavanas Jugend verbreitete sich geschwind und erreichte auch König Saryati, welcher sich erfreut mit seinen Truppen auf den Weg in die Einsiedelei des Sohnes von Bhrigu machte. Dort sah er seine Tochter und ihren Gatten wie zwei himmlische Kinder, und seine Freude kannte keine Grenzen, als ob ein König die ganze Welt erobert hätte. Der Herrscher wurde vom Weisen mit allen Ehren empfangen, der König setzte sich neben den Asketen und begann ein angenehmes Gespräch von glücksverheißender Art.

Der Sohn des Bhrigu sprach zum König in sanften Worten:
Ich möchte eine religiöse Zeremonie leiten, welche nur du, oh König, durchführen kannst. Oh laß alles Nötige dazu bereitstellen.

Saryati war entzückt und einverstanden. Und so gebot Saryati an einem glücksverheißenden Tag die Errichtung eines Opferschreins von hervorragender Art, welcher vorzüglich mit allen gewünschten Dingen ausgestattet war. Chyavana fungierte dabei als Opferpriester für den König. Und nun geschahen wunderbare Dinge an diesem Ort. Chyavana nahm etwas Soma Saft in der Absicht, ihn den Aswin Zwillingen anzubieten. Doch im gleichen Augenblick sprach Indra sein Verbot aus.

Indra sprach: Beide Aswins haben meiner Meinung nach kein Recht auf ein Opfer an Soma Saft. Sie sind die Ärzte der Götter im Himmel, und diese Berufung verbietet ihnen den Rang von Soma Trinkern.

Doch Chyavana erwiderte: Die beiden vollbringen große Taten, sie haben großartige Seelen und verfügen über ungewöhnliche Schönheit und Anmut. Oh Indra, sie haben mich in einen langlebigen Jüngling verwandelt, der einem Himmlischen gleicht. Warum sollten nur du und die anderen Himmlischen das Recht haben, den gewonnen Soma Saft zu trinken? Warum nicht die Aswins? Oh Herr der Götter, du großer Vernichter von Feinden, wisse, daß die Aswins dem Rang nach ebenfalls Götter sind.

Doch Indra war nicht einverstanden: Diese beiden üben die heilende Kunst aus. Das macht sie zu Dienern. Sie nehmen Gestalten an, wie es ihnen beliebt, und verbringen viel Zeit unter den Sterblichen. Wie können sie auf gerechte Art Soma Saft fordern?

So ging es hin und her zwischen Chyavana und Indra, bis der Sohn des Bhrigu einfach sein Opfer weiterführte, ohne die Worte Indras anzunehmen. Doch als er den Soma Saft nahm, um ihn den Aswins anzubieten, sprach Indra drohend:
Wenn du deine Absicht in die Tat umsetzen willst, werde ich meinen schrecklichen Donnerkeil auf dich schleudern, der allen existierenden Waffen überlegen ist.

Der Sohn des Bhrigu warf nur einen lächelnden Blick auf Indra, und fuhr mit dem Opfer fort. Da streckte Indra seinen Arm aus, um den Donner in gräßlicher Form zu schleudern, doch Chyavana lähmte ihn. Ungerührt sang Chyavana seine heiligen Hymnen, opferte dem Feuer und gab den Aswins Soma Saft. Doch aus seiner asketischen Energie kam ein zorniger Geist ins Dasein, ein riesiger Dämon namens Mada, der außerordentliche Stärke und Ausmaße besaß. Sein Körper konnte weder von Göttern noch Dämonen ermessen werden. Sein Maul war gräßlich, gähnend und mit scharfkantigen Zähnen. Ein Kiefer ruhte auf der Erde, der andere streckte sich gen Himmel.

Er hatte vier Reißzähne, ein jeder hundert Yojanas lang. Die anderen Zähne waren zehn Yojanas lang, so stabil wie die Türme eines Palastes und so spitz wie das Ende eines Speeres. Seine beiden Arme waren massig wie Berge und tausend Yojanas lang. Die Augen glichen Sonne und Mond, und sein Antlitz sprach von der großen Feuersbrunst zur universalen Auflösung. Mit der Zunge leckte er sich beständig sein Maul, und kannte wie der Blitz keine Ruhe. Er sperrte das Maul auf, seine Blicke waren furchterregend, und es schien, als wolle er gewaltsam die ganze Welt verschlingen. Doch der Dämon lenkte seine Schritte zu Indra mit den hundert Opfern, denn gerade ihn wollte er verschlucken. Und die Welt hallte von dem lauten und schrecklichen Gebrüll des Dämonen wider.
 
Mahabharat Buch 3.125

Chyavana besänftigt

Lomasa erzählte:
Indra schaute auf den angreifenden Dämon wie auf den Tod selbst. Sein Arm war immer noch gelähmt, und er leckte sich aus Furcht die Mundwinkel. Dann wandte er sich ängstlich und gequält an Chyavana.

Der Herr der Himmlischen bat: Oh Bhrigus Sohn, oh Brahmane, ich versichere dir wie die Wahrheit selbst, daß von heute an die beiden Aswins berechtigt sind, Soma Saft zu trinken. Sei mir gnädig! Deine Handlungen können niemals im Nichts vergehen. Möge dies die höchste Regel sein, oh Weiser der Priesterkaste. Die Aswins haben ein Recht auf Soma, weil du es ihnen verliehen hast. Ich habe nur so gehandelt, um deinen Ruhm zu vergrößern, oh Sohn des Bhrigu. Es war meine Absicht, dir eine Gelegenheit zu geben, deine Macht zu zeigen. Auch der Ruhm von Sukanyas Vater soll sich weit verbreiten. So bitte sei mir gnädig, denn es sei, wie du es wünschst.

Schnell verflog da Chyavanas Zorn, und er ließ Indra frei. Mada jedoch (lit. Vergiftung), den er gerade hervorgebracht hatte, wurde von ihm Stück für Stück auf die Welt verteilt, und zwar in berauschende Getränke, Frauen, Spiele, Wetten und die Jagd. So zwang der Weise den Dämonen nieder, erfreute Indra mit Soma Saft, half König Saryati dabei, alle Götter nebst den Aswins zu ehren, und verbreitete seinen Ruhm in allen Welten. Dann verbrachte er seine Zeit glücklich mit seiner liebenden Gemahlin Sukanya im Wald.

Tirthas in der Umgebung

Dies ist der glänzende See, oh König, um den die Rufe der Vögel schallen. Opfere mit deinen Brüdern sein Wasser den Ahnen und Göttern. Und wenn wir dann auch Sikataksha besucht haben, sollten wir weiter zum Saindhava Wald pilgern. Dort gibt es eine Vielzahl künstlicher Wasserkanäle. Berühre die Wasser aller heiligen Seen, oh Bharata, rezitiere die Hymnen des Gottes Sthanu (Shiva) und sei erfolgreich in all deinen Unternehmungen. Denn dies, oh Lobenswerter aller Menschen, ist der Übergang zwischen den zwei Zeitaltern Dwapara und Treta (im Laufe der Pilgerreise), und damit die Zeit, die von allen Sünden befreien kann.

Führe deine Waschungen aus, denn hier können die Sünden eines Individuums bereinigt werden. Dort drüben ist der Archika Berg, ein Wohnort für Menschen mit kultiviertem Geist. Hier wachsen die Früchte aller Jahreszeiten und die Ströme reißen nicht ab. Es ist ein hervorragender Ort, wie für Himmlische gemacht. Dort sind die heiligen Steinhügel in unterschiedlichen Formen, welche die Himmlischen auftürmten.

Oh Yudhishthira, hier ist auch der Badeplatz des Mondgottes. Die Heiligen sind hier allseits dienstbereit. Es sind die vielen Waldbewohner, Valakhilyas und Pavakas, die nur von Luft leben. Hier gibt es drei Gipfel und drei Quellen. Umschreite sie eine nach der anderen, und bade mit Vergnügen. An diesem Ort haben Shantanu und Sunaka, diese menschlichen Herrscher, so wie Nara und Narayana (Arjuna und Krishna) ihre ewigwährenden Bereiche erlangt. Hier streckten sich die Götter auf dem Boden aus, auch die Ahnen und die mächtigen Weisen. Hier ertrugen sie alle asketische Entbehrungen. Hier kochten und aßen die Weisen Milch und Reis. Opfere ihnen, oh Yudhishthir!

Und dort ist die Yamuna mit ihrer unerschöpflichen Quelle, an der Krishna Buße übte. Deine Zwillingsbrüder, Bhimasena, Draupadi und wir allen werden dich dorthin begleiten, oh du, der du die toten Körper deiner Feinde trägst. Das ist die heilige Quelle, welche Indra gehört. Hier erhoben sich die schöpfende und die zerstörende Gottheit wie auch Varuna. Hier lebten sie und übten Vergebung mit höchstem Vertrauen.

Dieser vorzügliche und vorteilhafte Berg paßt gut zu Menschen mit einer freundlichen, aufrechten und offenherzigen Gesinnung. Schau die gefeierte Yamuna, oh König, wie sie von Scharen mächtiger Heiliger aufgesucht wird. Die Szene zeigt alle möglichen religiösen Riten, ist heilig und vernichtet Angst und Sünde. Hier opferte Mandhata mit dem mächtigen Bogen den Göttern. Auch Somaka tat dies, welcher der Sohn Sahadevas war und ein großzügiger Wohltäter.
 
Mahabharat Buch 3.126

Mandhata

Yudhishthira fragte: Oh großer Brahmane, wie wurde dieser Tiger unter den Königen, Mandhata, Sohn von Yuvanasva, geboren, dieser beste und in allen drei Welten gefeierte Monarch? Wie gelangte der unermeßlich Strahlende auf den Gipfel seiner Macht, so daß alle drei Welten ebenso unter seiner Herrschaft waren wie unter der von Vishnu mit der mächtigen Seele? Oh erzähl mir alles über das Leben und die Errungenschaften dieses scharfsinnigen Monarchen. Woher stammt der Name Mandhata? Er übertraf Indra an Glanz und kannte keinen Ebenbürtigen an Kraft. Oh erzähl mir alles, denn du bist geübt in der Kunst des Erzählens.

Lomasa antwortete: Höre aufmerksam zu, oh König, wie der Name Mandhata, der diesem mächtigen Monarchen mit der großen Seele gehörte, in den drei Welten zu Ruhm gelangte. Yuvanasva (Saudyumni) aus dem Geschlecht des Ikshvaku (Sohn des Vaivasvata Manu - Vater der Menscheit - zu seinem Zeit = 1/14 von einem Tag Brahmaas) regierte die Erde. Er führte viele Opfer durch, die durch große Gaben gekennzeichnet waren. Tausendmal führte er das Pferdeopfer durch und zahllose andere Opfer von höchstem Range, und immer gab es reiche Gaben.

Und doch hatte der Monarch keinen Sohn. So übergab der König mit der mächtigen Seele und den strengen Gelübden seinen Ministern die Staatsgeschäfte und wurde zum beständigen Bewohner des Waldes (und lebte wie der Brauch am Ende des Lebens war, in Zurückgezogenheit). Mit gezügelter Seele beschäftigte er sich von nun an mit den sakralen Geboten. Und es geschah einmal, als der Beschützer der Menschen gerade fastete, daß er, die Gedärme schmerzend von Hunger und bis ins Innerste ausgedörrt vom Durst, die Einsiedelei des Sohnes von Bhrigu betrat.

Doch in der Nacht zuvor hatte der große Heilige in der Einsiedelei eine religiöse Zeremonie begonnen, welche einen Sohn für den König zum Ziel hatte. Es stand dafür ein großer Krug mit Wasser bereit, welches mit heiligen Hymnen geweiht worden war. Das Wasser trug die Kraft in sich, daß, wenn die Königin es trank, sie einen göttergleichen Sohn zur Welt bringen würde. Die mächtigen Weisen der Einsiedelei hatten den Krug auf den Altar gestellt und waren schlafen gegangen, denn die Nachtwache hatte sie ermüdet. Yuvanasva kam nun dort an, den Mund trocken und vor Durst ganz schwach.

Ihn dürstete so sehr, er war kraftlos und mit leiser Stimme bat er um Wasser. Doch seine ausgedörrte Stimme klang nur wie das Piepsen eines kleinen Vogels und niemand hörte ihn. Da bemerkte der König den Krug mit Wasser. Schnell griff er zu und trank ihn mit einem Zug aus. Das Wasser war angenehm kühl, und endlich konnte er seinen Durst stillen. Dann stellte er den Krug wieder zurück, und nach einer Weile erwachten die asketisch reichen Weisen. Sofort wurde entdeckt, daß der Krug leer war, und alle fragten sich, wer das wohl getan haben konnte. Der aufrechte Yuvanasva jedoch gab sogleich alles zu.

Und der verehrte Sohn des Bhrigu sprach zu ihm:
Das war nicht gut. Das Wasser hatte eine verborgene Kraft in sich und wurde hier abgestellt, damit du einen Sohn bekommst. Nach strenger Enthaltsamkeit übergab ich die Früchte meiner religiösen Taten diesem Wasser, damit dir ein Sohn geboren werde. Oh heiliger König mit dem großen Heldenmut und der körperlichen Kraft, dieser Sohn wird außerordentliche Kraft und Tapferkeit besitzen und durch Buße noch gestärkt sogar Indra in das Reich des Todesgottes senden können. Auf diese Weise habe ich das Wasser vorbereitet, oh König.

Doch nun hast du es getrunken, und nicht deine Gattin. Das war nicht recht. Und es ist für uns unmöglich, das Geschehene abzuändern. Es war wohl vom Schicksal so gewollt! Doch weil du, oh König, dürstend das Wasser getrunken hast, was voller heiliger Hymnen und religiöser Arbeit war, mußt du diesen Sohn selbst zur Welt bringen. Dafür werden wir für dich ein Opfer mit wundervoller Wirkung durchführen, damit du Tapferer einen Sohn gebären kannst, der dem Indra gleicht. So wirst du auch keine Schmerzen bei der Geburt verspüren.

Und als hundert Jahre vergangen waren, durchbrach ein sonnengleich strahlender und wahrlich starker Sohn die linke Seite des mächtigen Königs. Yuvanasva starb nicht dabei, und das war ein außergewöhnliches Wunder.
Indra kam kurz darauf zu Besuch und erkundigte sich beim Monarchen: Woran wird der Junge saugen?
Und Indra steckte dem Baby seinen Zeigefinger in den Mund und sprach: Er wird an mir saugen.

Da tauften die Bewohner des Himmels den Jungen Mandhata (lit. mich wird er saugen). Sogleich nachdem der Junge am Finger Indras getrunken hatte, wuchs er dreizehn Ellen und wurde immens stark. Der meisterhafte Junge erhielt alles heilige Wissen und die Kunst der Waffen ohne jegliche Hilfe, allein durch die reine Kraft seiner Gedanken. Am selben Tag kamen der Bogen Ajagava und eine Anzahl Pfeile aus Horn zu ihm, zusammen mit einer undurchdringlichen Rüstung. Indra selbst setzte ihn auf den Thron, und er besiegte die drei Welten auf rechtschaffene Art und Weise. Das Wagenrad dieses Königs beirrte nichts auf seinem Kurs.

Die schönsten Juwelen kamen von selbst zu diesem heiligen König. Und auf diesem reichen Stück Land hier lebte er einst. Er führte eine Vielzahl an Opferriten durch mit kostbaren Gaben an die Priester. Mit gewaltiger Kraft und unermeßlichem Glanz errichtete er heilige Säulen. Seine frommen Taten ließen ihn sogar an Indras Seite sitzen. Durch seine Tugend allein eroberte der kluge König Erde, Meer und alle Städte. Überall auf Erden fand man seine Opferstätten. Es gab keinen einzigen Platz, der nicht von ihm gezeichnet war.

Es wird gesagt, daß der mächtige König zehntausend Padmas (ein Padma sind einhundert mal zehn Millionen.) Vieh an die Brahmanen verschenkte. Als es einmal eine Dürre von zwölf Jahren gab, da ließ der König es regnen, damit das Korn auf den Feldern wieder wuchs. Dabei schenkte er Indra keine Beachtung, welcher nur still zusah. Mit seinen Pfeilen verwundete und schlug Mandhata den gewaltigen Herrscher des Gandhara Landes, welcher in der Monddynastie geboren und so schrecklich wie eine tobende Gewitterwolke war.

Er beschütze die vier Kasten der Menschen, und die Welten bewahrte er kraft seines enthaltsamen und wahrhaften Lebens vor Schaden. Hier an dieser Stelle opferte der Glanzvolle den Göttern. Und schau hier, inmitten des Kuru Landes ist die heiligste Stelle. Nun habe ich dir alles von Mandhatas großem Leben und seiner ungewöhnlichen Geburt erzählt, oh König.

Vaisampayana fuhr fort: Oh Nachkomme der Bharatas! Nach diesen Worten des großen Heiligen Lomasa hatte Yudhishthira schon neue Fragen an den Weisen bereit.
 
Mahabharat Buch 3.127

Somaka und sein vorerst einziger Sohn


Yudhishthira sprach: Oh bester Redner, wie stark und wie mächtig war König Somaka? Ich möchte alles über seine Taten erfahren.

Lomasa erzählte: Oh Yudhishthira, Somaka war ein tugendhafter König. Er hatte einhundert Ehefrauen, die alle gut zu ihm paßten. Aber trotz aller Bemühungen hatte er für lange Zeit keinen Erfolg, auch nur einen Sohn mit ihnen zu bekommen. Doch dann, als er schon alt war, geschah es plötzlich, daß eine seiner Gattinnen einen Sohn gebar. Sein Name war Jantu. Hocherfreut saßen von da an alle Mütter um den Jungen herum und erfüllten ihm jeden nur möglichen Wunsch. Eines Tages geschah es dann, daß der Knabe von einer Ameise in die Hüfte gezwickt wurde und der Junge laut zu jammern begann.

Alle Frauen des Königs waren sogleich so besorgt und aufgeregt, daß sie alle mit ihm weinten und klagten, bis sich ein Riesentumult erhob. Die Schmerzensschreie erreichten sogar die Ohren des Monarchen, als er inmitten seiner Minister saß, mit dem Familienpriester an seiner Seite. So sandte der König nach dem Grund für das Geschrei und erfuhr bald darauf von einem hohen Diener, was eigentlich geschehen war. Da sprang Somaka auf, hastete in die Frauengemächer und beruhigte seinen Sohn. Dies war schnell geschehen, und der König kehrte zu seinen Ministern und Priestern zurück.

Dort sprach Somaka: Oh welche Schande, wenn man nur einen einzigen Sohn hat. Ich wäre besser dran ohne Sohn. Wenn ich bedenke, wie alle geborenen Wesen ständig anfällig für Krankheiten sind, ist es ein Wagnis, nur einen Sohn zu haben. Ich habe diese Hundertschaft an Frauen geprüft, für geeignet empfunden und geheiratet, weil ich viele Söhne von ihnen haben wollte.

Alles habe ich versucht und keine Mühen gescheut, doch nur einen Sohn konnten sie mir gebären. Gibt es einen größeren Kummer? Oh ihr Vorzüglichsten der zweifachgeborenen Kaste, ich bin nun alt geworden und meine Frauen auch. Und dieser einzelne Sohn ist wie der Atem für uns. Gibt es denn keine Zeremonie, mit der ich hundert Söhne bekommen könnte? Oh sagt es mir, sei es auch pompös oder schlicht, leicht oder schwierig durchzuführen.

Der Familienpriester antwortete ihm: Ja, es gibt ein Ritual, durch das man hundert Söhne bekommen kann. Wenn du bereit bist, werde ich es dir erklären.
Somaka sprach: Möge diese Zeremonie eine gute oder auch ungute Tat verlangen, erachte sie als bereits ausgeführt. Möge dein gesegnetes Selbst sie mir erläutern.

Da sprach der Priester: So laß mich ein Ritual in die Wege leiten, in dem du deinen Sohn Jantu opfern mußt. Das wird dir schon bald eine Hundertschaft an schönen Söhnen bescheren. Wenn Jantus Fett sich als Opfer für die Götter ins Feuer ergießt, und deine Ehefrauen den Geruch des Rauchs in sich aufsaugen, werden sie viele tapfere und starke Söhne zur Welt bringen. Und Jantu wird noch einmal geboren werden, nur diesmal mit einem goldenen Zeichen auf dem Rücken.
 
Mahabharat Buch 3.128

Somaka opfert seinen einzigen Sohn

Somaka antwortete sogleich: Oh Brahmane, tue alles, was nötig ist. Ich sehne mich nach vielen Söhnen und werde alles tun, was du gesagt hast.

So begann der Priester das Ritual, in dem Jantu als Opfer dargebracht werden sollte. Die Mütter ergriffen voller Mitleid den Sohn und hielten ihn weinend fest. Sie fühlten quälendes Leid und schrien und jammerten. Doch der Opferpriester zog Jantu an der Hand, trug ihn fort und tötete ihn, obwohl die Frauen wie Pfaue in Todesangst kreischten. Dann wurde Jantus Fett auf traditionelle Weise im Opferfeuer verbrannt, und die verzweifelten Ehefrauen von Somaka atmeten dessen Geruch ein.

Im nächsten Moment sanken sie alle ohnmächtig zu Boden und wurden schwanger. Nach zehn Monaten brachten die lieblichen Gemahlinnen ihrem Gatten Somaka hundert Söhne zur Welt. Jantu wurde der Älteste und von seiner früheren Mutter geboren. Und er blieb allen der Liebste, trotz der nun eigenen Söhne. Auf seinem Rücken trug er das Zeichen aus Gold, und den anderen Söhnen war er in Verdienst überlegen.

Als nach einiger Zeit der Familienpriester starb, folgte ihm kurz darauf Somaka nach. Und Somaka erkannte, daß sein Priester in einer gräßlichen Hölle schmorte. So fragte er ihn: Warum, oh Brahmane, mußt du in dieser Hölle solche Qualen erleiden?

Der Priester antwortete ihm unter großen Schmerzen: Das ist die Folge davon, daß ich dein Opfer abhielt.
Da wandte sich der heilige König an den Gott, welcher die Strafen für die verstorbenen Seelen bestimmt (Yama) und sprach zu ihm:
Ich sollte in dieses Feuer eintreten. Laß meinen Opferpriester frei, denn der Verehrte wird nur wegen mir gegrillt.

Dharma-raja (König der Vorgeschriebenen Pflichten) sprach: Man kann nicht wegen der Taten anderer Freude oder Leid zugeteilt bekommen, oh du mit der guten Absicht. Sieh hier, das sind die Früchte deiner Taten.

Doch Somaka wehrte ab: Ohne diesen Brahmanen hier wünsche ich nicht, in die gesegneten Bereiche einzugehen. Ich möchte diesem Mann hier Gesellschaft leisten, ob nun im Himmel oder in der Hölle. Meine Taten sind mit den seinen identisch, und so müssen auch die Früchte für uns beide gleich sein, seien sie nun tugendhaft oder nicht.

Da sprach Dharmaraja: Nun König, wenn es dein Wunsch ist, dann koste mit ihm die Frucht dieser Tat für dieselbe Zeitspanne, wie es ihm bestimmt ist. Danach sollt ihr in die gesegneten Bereiche eingehen.

Lomasa fuhr fort: Und so geschah es. Als alle Sünden abgearbeitet waren, war der lotusäugige König mitsamt seinem Priester frei. Er war seinem Priester zugetan, teilte alles mit ihm und gewann sich dadurch alle Segnungen dieser verdienstvollen Tat. Dies ist die Einsiedelei, die unseren Augen zauberhaft erscheint. Jeder kann die gesegneten Regionen erlangen, wenn er hier sechs Tage mit gezügelten Leidenschaften verbringt. Oh König der Könige, Führer der Kurus, laß uns diese sechs Tage hier bleiben und selbst-beherrscht und ohne Aufregung sein. Sei bereit dafür.
 
Mahabharat Buch 3.129

Weitere Heilige Plätze

Später sprach Lomasa: Hier führte der Herr der Geschöpfe (Prajapati) vor langer Zeit höchstselbst ein Opfer durch, welches Ishtikrita genannt wird und tausend Jahre in Anspruch nahm. Ambarish, der Sohn von Nabhaga, opferte nahe der Yamuna und gab zehn Padmas (an Goldmünzen) an die helfenden Brahmanen. Durch seine Opfer und seine Enthaltsamkeit gewann er sich höchsten Erfolg. Dies, oh Sohn der Kunti, ist der Platz, an dem Yayati, dieser unermeßlich starke Herrscher über die Erde und Sohn von Nahusha, sein heiliges Leben lebte und seine Opfer darbrachte.

Dabei wetteiferte er sogar mit Indra. Sieh nur, der Boden ist mit allen Arten von heiligen Feuerstellen übersät, und die Erde scheint sich immer noch unter dem Druck Yayatis frommer Taten zu beugen. Dies ist der Sami Baum, der nur ein einziges Blatt trägt. Und schau die vorzüglichen Seen von Parasuram nebst der Einsiedelei des Narayan. Oh Beschützer der Erde, diesem Pfad folgte Richikas Sohn mit unermeßlicher Energie, als er über die Erde wanderte und Yoga Riten im Fluß Raupya praktizierte. Höre, was damals eine Pisasha Frau (ein Kobold), welche Mörserkeulen als ihren Schmuck trug, zu einer Brahmanin sagte, als ich hier war und die Liste der Abstammung rezitierte.

Sie sagte: Iß Quark in Yugandhara, verweile in Achyuta-sthala, bade in Bhutilaya und dann lebe und pilgere mit deinen Kindern. Wenn du hier nur eine einzige Nacht verbracht hast, wirst du die Ereignisse aller weiteren Tage und Nächte ganz anders wahrnehmen.

Oh gerechter Nachfahre des Bharata, laß uns die Nacht hier bleiben. Hier ist die Schwelle zu Kurukshetra. Hier opferte König Yayati und verschenkte viele Juwelen, was Indra sehr erfreute. Es ist ein hervorragender Badeplatz im Fluß Yamuna, der als Plaksha-vatarana (Herabkunft des Banian Baumes) bekannt ist. Menschen mit kultiviertem Geist nennen ihn das Tor zum Himmel. Hier führen die höchsten Weisen ihr heiliges Bad durch, nachdem sie alle heiligen Saraswata Opferriten durchgeführt und den Opferpfahl als Mörserkeule benutzt haben.

Auch König Bharat opferte hier. Er ließ hier das Pferd für das berühmte Pferdeopfer frei. Dieser Monarch hat die Herrschaft über die Erde durch Gerechtigkeit gewonnen. Die Pferde, welche er wiederholt freiließ, waren schwarz gescheckt. Oh Löwe unter den Männern, Marutta war hier, beschützt vom großen Heiligen Samvartta, in seinem exzellenten Opfer erfolgreich. Wer hier badet, kann alle Welten schauen und von allen Sünden befreit werden. Oh tauche unter, Yudhishthira.

So nahmen die lobenswerten Söhne des Pandu ihr Bad, während die mächtigen Heiligen lobende Worte fanden.
Dann sprach Yudhishthira zu Lomasa: Oh du Wahrhafter, dank dieser frommen Handlung sehe ich alle Welten. Ich kann von hier aus den Besten der Pandu Söhne sehen, Arjuna, den Reiter des weißen Rosses.

Lomasa antwortete: So ist es, du Starkarmiger. So schauen die höchsten Heiligen alle Regionen. Und sieh die heilige Sarasvati, die voller Menschen ist, welche diese Göttin als einzige Zuflucht betrachten. Bade du auch hier, dann wirst du von allen Sünden gereinigt. Hier führten die himmlischen Heiligen die Saraswata Riten aus, und ihnen folgten die Brahmanen und Könige. Hier ist der Altar des Herrn der Geschöpfe. Er mißt fünf Yojanas an allen Seiten. Und hier beginnt das Feld (bzw. Reich) der großmütigen Kurus, deren Gewohnheit es war, Opfer auszuführen.
 
Mahabharat Buch 3.130

Tirthas auf dem Wege

Lomasa fuhr fort: Oh Sohn aus dem Bharata Geschlecht, wenn Sterbliche ihren letzten Atemzug an diesem Ort vollbringen, dann gehen sie in den Himmel ein. Tausende Menschen kommen zum Sterben hierher. Dieser Segen wurde von Daksha (Sohn Brahmaas - das erste bedingte Lebewesen im Universum) ausgesprochen, als er hier opferte. Er sprach: Die Menschen, die an diesem Ort sterben, gewinnen einen Platz im Himmel.

Hier ist der wasserreiche, schöne und geheiligte Strom Sarasvati, und hier der Ort Vinasana, wo die Sarasvati verschwindet. Es ist das Tor zum Königreich der Nishadas. Aus Haß tritt die Sarasvati hier in die Erde ein, damit die Nishadas sie nicht erblicken mögen. Dort befindet sich dann die heilige Region Chamashod-bheda, wo die Sarasvati sich den Menschen wieder zeigt. Dann vereint sie sich mit anderen heiligen Strömen und eilt zum Meer. Hier ist der geheiligte Ort mit dem Namen Sindhu, wo Lopamudra den großen Weisen Agastya als Gatten akzeptierte.

Sieh, du sonnengleich Strahlender, die Tirtha Prabhas, den bevorzugten Platz Indras, welcher alle Sünden bereinigt. Dort drüben ist die Gegend von Vishnu-pada sichtbar. Und hier fließt der entzückende und heilige Strom Vipasa. In ihn warf sich der große Weise Vasisht mit gebundenen Gliedern, weil er um seine toten Söhne trauerte (siehe #298 #299). Doch ungebunden erhob er sich wieder aus dem Strom. Schaut, ihr Brüder, die Region Kaschmir ist voller heiliger Weiser. Hier fand einst eine Zusammenkunft zwischen Agni, dem Weisen Kasyapa, Nahushas Sohn und den Weisen des Nordens statt. Dort ist das Tor zum Mana-sarovara.

Inmitten des Gebirges gibt es eine Lücke, die Raam schuf. Und hier, heldenmütiger Prinz, ist die weithin bekannte Region Vatikhanda, die nördlich an das Tor von Videha angrenzt. Es gibt noch eine bemerkenswerte Sache, die mit diesem Ort zusammenhängt. Am Ende eines Yuga kann hier der Gott Shiva mit Uma und seinem Gefolge geschaut werden. In dem See dort drüben stimmen im Monat Chaitra die Menschen den Träger von Pinaka mit Opfern gnädig, welche ihren Familien Gutes tun möchten.
Hingebungsvolle Menschen mit gezügelten Leidenschaften vollführen in diesem See ihre Waschungen, werden frei von Sünde und gehen zweifellos in heilige Bereiche ein.

Siehst du die heilige Tirtha Ujjanaka, wo der weise Vasisht mit seiner Gattin Arundhati und auch der Weise Yavakri Frieden fanden? Und dort kommt der Teich Kausava, wo die Kausesaya genannten Lotuspflanzen wachsen. Nahebei liegt die heilige Einsiedelei der Rukmini, wo sie die unheilsame Leidenschaft des Ärgers, überwand und Frieden fand. Ich meine auch, mein Prinz, du hast schon einiges über diesen großen Ort der Meditation, den Berg Bhrigu-tunga (Bhrigu Parvat) vernommen. Vor dir erscheint gerade sein hoher Gipfel. Dort ist auch Vitasta, der heilige Strom, der alle Menschen von Sünde losspricht. Seine Wasser sind äußerst kühl und klar, und viele große Weise findest du hier. Und dort, die geheiligten Flüsse Jala und Upajala, die beidseitig der Yamuna fließen.

Hier führte König Usinara ein wahrlich mächtiges Opfer aus und übertraf damit sogar Indra an Größe. Denn einst wünschten Indra und Agni, Usinaras Verdienst zu testen und ihm Segen zu spenden. So erschienen sie vor ihm auf diesem Opferplatz. Indra nahm die Gestalt eines Falken an und Agni die einer Taube. Aus Furcht vor dem Falken landete die Taube auf dem Oberschenkel des Königs und bat um seinen Schutz (den sie auch gewährt bekam).
 
Werbung:
Mahabharat Buch 3.131

Usinaras Opfer

Einst wünschten Indra und Agni, Usinaras Verdienst zu testen und ihm Segen zu spenden. So erschienen sie vor ihm auf diesem Opferplatz. Indra nahm die Gestalt eines Falken an und Agni die einer Taube. Aus Furcht vor dem Falken landete die Taube auf dem Oberschenkel des Königs und bat um seinen Schutz (den sie auch gewährt bekam).

Der Falke sprach daraufhin: Alle Könige der Erde sprechen über dich als einen frommen Herrscher. Warum läßt du dich jetzt herab, eine Tat zu begehen, die nicht dem Dharma entspricht? Ich bin vom Hunger schwer geplagt. So verweigere mir nicht aus angeblich tugendhaften Gründen die Nahrung, welche mir die Gottheit zugewiesen hat. Denn in Wahrheit verneinst du gerade die Tugend.

Der König antwortete ihm: Oh Bester der befiederten Art, aus Angst vor dir und um deinen Fängen zu entkommen, kam die Taube wie ein Wirbelwind zu mir und flehte um ihr Leben. Wenn sie in dieser Weise meine Hilfe erbat, kannst du dann nicht erkennen, daß es für mich den höchsten Verdienst bedeutet, sie dir nicht zu übergeben? Sie zittert vor Furcht, ist völlig außer sich und erfleht von mir ihr Leben. Oh es wäre äußerst schändlich, sie im Stich zu lassen. Wer einen Brahmanen mordet, eine Kuh schlachtet, diese Mutter aller Welten, und wer jemanden im Stich läßt, der seine Hilfe erfleht ist gleichermaßen sündhaft.

Der Falke erwiderte: Nun Herr der Erde, es ist die Nahrung, die allen Wesen ihr Leben gibt, sie hegt und erhält. Ein Mensch kann lange überleben, wenn er allem entsagt, was ihm lieb ist. Doch ohne Nahrung wird er nicht lange überleben. Ohne zu essen, oh Herrscher der Erde, wird das Leben schon bald meinen Körper verlassen und in Bereiche aufsteigen, in denen solches Ungemach unbekannt ist. Doch mit meinem Tod werden auch meine Gattin und meine Kinder vergehen. Wenn du diese eine Taube beschützt, geraten viele Leben in Gefahr. Deine Tugend steht einer anderen im Wege, und daher kann sie keine Tugend sein, sondern ist in Wahrheit eine ungerechte Tat.

Doch wessen Entschlossenheit in Wahrheit gründet, dessen Tugend ist nicht widersprüchlich und trägt ihren Namen zu recht.
Man sollte immer die Tugenden gegeneinander abwägen und dann die wählen, welche nicht im Widerspruch zu anderen steht, oh großer Prinz. So bedenke und suche nach einer Balance der Tugenden, oh König, und nimm die beste an.

Dazu meinte der König: Oh bester Vogel, du sprichst Worte, in denen viel Gutes steckt. Ich meine wohl, du bist Suparna (Garuda), der König der Vögel. Ich zögere nicht im Geringsten auszusprechen, daß du voll und ganz die Wege der Tugend kennst. Du sprichst viele Wunder über die Tugend aus, so weiß ich, es gibt nichts über die Tugend, was du nicht kennst. Doch wie kannst du dann die Zurückweisung eines Hilfesuchenden als tugendhaft betrachten? Deine Mühe galt der Nahrungssuche, oh Wanderer der Lüfte. So kannst du deinen Hunger auch mit etwas anderem stillen, etwas sättigenderem. Ich werde dir jede Art der Nahrung beschaffen, welche dir behagt: einen Ochsen, einen Eber, einen Hirsch oder einen Büffel.

Doch der Falke meinte: Oh großer König, nach Eber, Ochse oder anderen Tieren gelüstet es mich nicht. Was soll ich mit anderem Fleisch? O Kshatriya, überlaß mir die Taube, denn sie hat mir der Himmel als Nahrung bestimmt. Es ist die ewige Bestimmung, daß Falken Tauben essen, Herrscher der Erde. So umarme nicht länger stützend einen Baum, ohne zu wissen, daß er aus eigener Kraft stehen kann.

So bat der König: Oh Wanderer der Lüfte, ich werde dir das reiche Land meiner Vorfahren übergeben oder irgend etwas anderes, was du begehrst. Die einzige Ausnahme bildet diese Taube, die mich um Schutz anflehend aufsuchte. Alles andere werde ich dir gern geben, was es auch sei. Laß mich wissen, was ich tun kann, um diese Taube zu retten. Denn ich kann sie dir unter keinen Umständen ausliefern.

Der Falke sprach: Nun, großer Herrscher der Menschen, da du nun einmal eine Zuneigung für diese Taube empfindest, so schneide dir einen Teil deines eigenen Fleisches ab, der so schwer ist, wie diese Taube. Wenn du findest, daß beides in Balance ist, dann gib mir dein Fleisch, und ich werde zufrieden sein.

Da schnitt der König ein Stück seines eigenen Fleisches ab, wog es gegen die Taube, doch die Taube war viel schwerer. So schnitt er mehr ab und gab es dazu. Doch wieder war die Taube schwerer, egal, wieviel er auch abschnitt. Und als er kein Fleisch mehr auf den Knochen hatte, so stieg er selbst auf die Waage.

Da sprach der Falke: Oh tugendhafter König, ich bin Indra, und die Taube ist Agni, der Träger der geklärten Opferbutter. Wir kamen zu deinem Opferplatz, um deinen Verdienst zu prüfen. Weil du alles Fleisch von deinem Körper geopfert hast, wird dein Ruhm herrlich sein und alle anderen in der Welt überstrahlen. So lange die Menschen von dir erzählen, wird dein Glanz anhalten, und du wirst in den heiligen Bereichen wohnen.

Nach diesen Worten kehrte Indra in den Himmel zurück. Und auch König Usinara stieg in strahlender Gestalt zum Himmel auf, nachdem er Himmel und Erde mit dem Verdienst seiner frommen Taten erfüllt hatte. Schau, oh Yudhishthir, die Wohnstatt des Monarchen mit dem edlen Herzen. Hier trifft man die heiligen Weisen und Götter zusammen mit den tugendhaften und hochbeseelten Brahmanen.
 
Zurück
Oben