Mahabharata

Mahabharata 1. Buch
Swayamvara Parva


188 Verkündung der Namen der versammelten Prinzen

Dhrishtadyumna sprach:
Duryodhana, Durvisaha, Durmukha, Dushpradharshana, Vivinsati, Vikarna, Saha, Dushasana, Yuyutsu, Vayuvega, Bhimavegrava, Urgrayudha, Valaki, Kankayu, Virochana, Sukundala, Chitrasena, Suvarcha, Kanakadhaja, Nandaka, Vahusali, Tuhunda und Vikata - diese, oh Schwester, und viele andere mächtige Söhne von Dhritarashtra kamen in Begleitung von Karna, um deine Hand zu gewinnen. Auch zahlreiche andere Monarchen sind wegen dir gekommen, alles Bullen unter den Kshatriyas. Shakuni, Sauvala, Vrishaka und Vrihadvala - dies sind die Söhne des Königs von Gandhara. Die Besten unter allen Waffenkundigen, der ruhmreiche Aswatthaman und Bhoja, kamen mit allen Ornamenten geschmückt wegen dir. Vrihanta, Manimana, Dandadhara, Sahadeva, Jayatsena, Meghasandhi, Virata mit seinen beiden Söhnen Sankha und Uttara, Vardhakshemi, Susharma, Senavindu, Suketu mit seinen zwei Söhnen Sunama und Suvarcha, Suchitra, Sukumara, Vrika, Satyadhriti, Suryadhaja, Rochamana, Nila, Chitrayudha, Angsumana, Chekitana, der mächtige Srenimana, Chandrasena, der gewaltige Sohn von Samudrasena, Jalasandha, Vidanda und Danda, Vater und Sohn, Paundraka, Vasudeva, Bhagadatta mit der großen Enenrgie, Kalinga, Tamralipta, der König von Pattana, der mächtige Wagenkrieger Shalya, König von Madra mit seinem Sohn, dem heldenhaften Rukmangada, Rukmaratha, Somadatta von den Kurus mit seinen drei Söhnen, alles mächtige Kämpfer und Helden, Bhuri, Bhurisrava und Shala, Sudhakshina, Kamboja, Dhridadhanva von den Purus, Vrihadvala, Sushena, Sivi, der Sohn von Usinara, Patacharanihanta, der König von Karusha, Sankarshana (Balarama), Vasudeva (Krishna), der mächtige Sohn von Rukmini (Pradyumna), Samba, Charudeshna, der Sohn von Pradyumna mit Gada, Akrura, Satyaki, der hochbeseelte Uddhava, Kritavarman, der Sohn von Hridika, Prithu, Viprithu, Viduratha, Kanka, Sankha mit Gaveshana, Asavaha, Aniruddha, Samika, Sarimejaya, der heldenhafte Vatapati, Jhilli, Pindaraka, der mächtige Usinara,—sie alle vom Geschlecht der Vrishni, Bhagiratha, Vrihatkshatra, Jayadratha, der König der Sindhu, Vrihadratha, Valhika, der gewaltige Wagenkämpfer Srutayus, Uluka, Kaitava, Chitrangada und Suvangada, der kluge Vatsaraja, der König von Kosal, Sisupala und der starke Jarasandha - diese und viele andere große Könige und gefeierten Kshatriyas sind wegen dir gekommen, oh Gesegnete. Sie alle werden mit großem Heldenmut auf das Ziel schießen. Und du sollst unter denen einen Ehemann erwählen, die das Ziel getroffen haben.

189 -1 Die Prinzen treten zum Wettstreit an

Da erhoben sich all die schmucken und jugendlichen Prinzen, welche sich als fähig und stark erachteten, und wetteifernd schwenkten sie ihre Waffen. Voller Stolz ob ihrer Schönheit, Macht, Abstammung, Jugend und ihres Wohlstandes glichen sie den aufgeregten Himalaya Elefanten in der Zeit der Brunft. Vom Gott der Leidenschaft besessen betrachtete jeder den anderen mit Eifersucht und erklärte: „Draupadi wird mein!“ Und die im Amphitheater versammelten Kshatriyas glichen in ihrem Begehren, Draupadi zu gewinnen, den Himmlischen von einst, als sie sich um Uma, die Tochter des Bergkönigs, scharten. Von den Pfeilen des Gottes mit dem blumigen Bogen getroffen und Draupadi von ganzem Herzen anbetend stiegen die Prinzen in die Arena hinab, um sich die Panchala Maid zu gewinnen. Aus Eifersucht kannten sie sogar ihre besten Freunde nicht mehr.

Auch die Himmlischen kamen in ihren Wagen herbei, nebst den Rudras, Adityas, Vasus, Aswins, Sadhyas, Maruts und Kuvera mit Yama an der Spitze.
Die Daityas, Suparnas, die großen Nagas und himmlischen Rishis, die Guhyakas, Charanas, Viswavasu, Narada und Parvata, die Gandharvas und die Apsaras, sie alle kamen herabgestiegen.
 
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189-2 Krishna erkennt die Pandavas
Die versammelte Könige können den Bogen nicht spannen

Auch Halayuda (Balaraam, Raam mit dem Pflug) und Janarddana (Krishna) und die Anführer der Vrishni, Andhaka und Yadava Stämme, welche der Herrschaft von Krishna gehorchten, waren gekommen, um sich das Schauspiel anzusehen. Als Krishna diese fünf brünstigen Elefanten, die fünf Pandavas, in der Menge erblickte, die von Draupadi angezogen wurden wie ein Elefant von einem lotusüberwachsenen Teich, da begann Krishna, dieser Erste der Yadu Helden, nachzudenken. Er sprach zu seinem Bruder Balarama: „Das sind Yudhishthir, Bhima, Arjuna und die heldenhaften Zwillinge.“ Als nun auch Balarama die Brüder nach und nach entdeckte, warf er Krishna einen freudigen Blick zu.

Die anderen Helden kauten aufgeregt auf ihren Unterlippen und sahen die Pandavas nicht, denn mit weit aufgerissenen Augen, all ihren Gedanken und dem verliebten Herzen waren sie nur bei Draupadi. Auch die starkarmigen Söhne von Kunti und die ruhmreichen Zwillinge waren beim Anblick von Draupadi von den Pfeilen Kamas getroffen und überwältigt worden. Der Ort war mit göttlichen Rishis, Gandharvas, Nagas und Asuras dicht gefüllt. Himmlische Düfte wehten, und göttliche Blumen lagen dicht verstreut. Alles hallte von den Klängen der Kesselpauken wider. Das tiefe „Hum“ von grenzenlosen Stimmen erschallte und mischte sich mit den sanfteren Klängen von Flöte, Vina und Trommel. Und die Wagen der Himmlischen hatten Mühe, sich eine Passage am Firmament zu bahnen.

Dann begannen Duryodhana, Salwa, Aswatthaman, Kratha, Sunitha, Vakra, der Herrscher von Kalinga, Banga, Pandya, Paundra, der Herrscher von Videha, der Anführer der Vavanas und viele andere Söhne und Enkelsöhne von Königen mit Augen wie Lotusblüten einer nach dem anderen seine Stärke zu zeigen. Sie trugen Kronen, Girlanden, Armreifen und andere Ornamente, hatten mächtige Arme, Heldenmut und Energie und brannten lichterloh - doch keiner der Prinzen konnte nicht einmal in Gedanken diesen außerordentlich straffen Bogen spannen. ...

Als Karna (Sohn des Sonnengottes) die Not der Monarchen sah, trat dieser Beste aller Bogenschützen an den Bogen heran, hob ihn auf, spannte flugs die Sehne und legte einen Pfeil auf. Als die Söhne von Pandu sahen, wie der Sohn der Sonne, Karna aus der Klasse der Sutas, wie Feuer oder die Sonne selbst sich entschlossen hatte zu schießen, da meinten sie das Ziel als bereits getroffen und zu Boden gebracht. Doch in dem Augenblick war Draupadi laut und deutlich zu vernehmen: „Ich werde keinen Suta als meinen Ehemann erwählen.“ Da lachte Karna gequält auf, blickte kurz in die Sonne und warf den bereits zu einem Kreis gespannten Bogen fort.

Als alle Kshatriyas schon aufgegeben hatten, versuchte der heldenhafte König der Chedis, so mächtig wie Yama selbst, der ruhmreiche und entschlossene Sisupala, den Bogen zu spannen. Doch selbst er fiel auf die Knie. Dann näherte sich der sehr starke und mächtige König Jarasandha dem Bogen und verweilte gesammelt und bewegungslos wie ein Berg für kurze Zeit. Doch auch er wurde vom Bogen weggeschleudert und fiel auf die Knie. Dann erhob er sich und verließ die Arena, um in sein Königreich zurückzukehren. Zum Schluß mühte sich der große und starke Held Shalya, König von Madra, mit dem Bogen ab und fiel ebenfalls auf die Knie.

Als nun in dieser Versammlung von hoch verehrten Leuten alle Monarchen zum Ziel von höhnischen Reden geworden waren, begehrte der Beste der Helden, Arjuna, Sohn der Kunti, den Bogen zu spannen und den Pfeil auf die Sehne zu legen.
 
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Swayamvara Parva 190


Arjuna trifft das Ziel und gewinnt Draupadi

So erhob sich der hochbeseelte Arjuna aus der Mitte der Brahmanen und strebte in die Arena zum Bogen. Als die hohen Brahmanen den wie Indras Regenbogen Strahlenden sahen, schüttelten sie ihre Hirschfelle und lautes Getöse erhob sich. Einigen mißfiel Arjunas Gang, andere lobten ihn. Und einige, obwohl sie mit Weisheit und Weitblick ausgestattet waren, sprachen untereinander: „Wie kann dieser Grünschnabel von einem Brahmanen, schwach und ungeübt in Waffen, den Bogen spannen wollen, den solch gefeierte Kshatriyas wie Shalya nicht beherrschen konnten, obwohl sie mit großer Macht und aller Erfahrung in Waffen ausgestattet sind? Wenn er keinen Erfolg hat in seinem jugendlichen Eifer, wird die ganze Menge der hier versammelten Brahmanen in den Augen der Kshatriyas lächerlich werden. Ihr solltet es diesem Brahmanen verbieten, den Bogen zu probieren, denn er will es aus Eitelkeit, kindischem Übermut oder einfach nur aus Ruhelosigkeit tun.“

... Man sollte niemals einen Brahmanen mißachten, und ihn für unfähig halten, eine große oder kleine Tat zu vollbringen, unabhängig davon, ob seine Taten recht oder unrecht, mit Glückseligkeit oder Leid beladen sind. Raam, der Sohn von Jamadagni, besiegte alle Kshatriyas in der Schlacht. Agastya trank mittels seiner Brahma Energie den unergründlichen Ozean leer. Daher sagen wir: Laßt den Jüngling nur den Bogen spannen!“ Dem stimmten viele zu: „So sei es.“

So sprachen die Brahmanen zueinander, während Arjuna zum Bogen trat und fest stand wie ein Berg. Er umrundete den Bogen, beugte sein Haupt vor dem Gewährer von Segen, dem Herrn Ishana, dachte auch an Krishna, und nahm den Bogen auf. Und dieser Bogen, den vor ihm all die geübten, erfahrenen und sich redlich mühenden Könige wie Rukma, Sunitha, Vakra, Duryodhana und Shalya nicht spannen konnten, wurde von Arjuna, dem Sohn des Indra (der Herr des Regens bekannt auch als Jehova oder Zeus), im Handumdrehen gespannt.

Und dieser Beste aller Menschen, der mit Energie wie der jüngere Bruder von Indra (Avatar des Transzendentalen Herrn Vishnu) ausgestattet war, legte die fünf Pfeile auf die Sehne, schoß auf das Ziel und ließ es von der Spitze des Turms zu Boden fallen. Da erhob sich ein lautes Gebrüll im Himmel, und auch das Amphitheater erdröhnte vom Jubel der Menge. Die Götter ließen himmlische Blumen auf Arjunas Haupt regnen, und tausende Brahmanen schwenkten ihre Oberkleider vor Freude. Nur die gescheiterten Monarchen wehklagten verzweifelt. Die Musiker spielten im Konzert, und Barden und Heralde sangen süße Lobeshymnen.

Drupada, dieser Feindebezwinger, freute sich sehr, als er Arjuna betrachtete und beschloß, ihm mit seinen Truppen zu Hilfe zu kommen, falls dies nötig wäre. Der tugendhafte Yudhishthir erhob sich auf dem Höhepunkt der Euphorie und verließ mit den Zwillingen die Arena, um ins Quartier zurückzukehren. Und Draupadi, die genau beobachtet hatte, wie Partha, einem zweiten Indra gleich, das Ziel getroffen hatte, trat freudig erregt zu Arjuna mit einer weißen Blumengirlande. So hatte Arjuna, der Vollbringer von unvorstellbaren Taten, mit seinem Erfolg im Amphitheater Draupadi gewonnen. Die Brahmanen grüßten ihn mit Respekt, und schon bald verließ er die Arena, dicht gefolgt von ihr, die gerade seine Ehefrau geworden war.
 
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191 - Der Zorn der Könige


Vaisampayana sprach:
Als nun König Drupada seinen Willen bekundete, dem Brahmanen, welcher das Ziel getroffen hatte, seine Tochter zu übergeben, da schauten sich die eingeladenen Monarchen gegenseitig an und Zorn erhob sich in ihnen.

Die Könige sagten:
Er will uns Monarchen übergehen, wie Stroh behandeln und seine Tochter, diese Erste unter den Frauen, mit einem Brahmanen verheiraten. ... Dieser Lump achtet uns gering. Dafür soll er sterben. Er verdient unseren Respekt nicht, und auch nicht die Ehre, die dem Alter gebührt. ... Erst läd er uns ein und versorgt uns mit hervorragendem Essen, dann kränkt er uns. ... Die Veden sagen eindeutig, daß eine Gattenwahl für Kshatriyas ist. ...Und was diesen Brahmanen betrifft: ... sollte er nicht getötet werden. Denn unsere Königreiche, Leben, Schätze, Söhne, Enkelsöhne und aller Reichtum existieren für die Brahmanen. Doch etwas muß geschehen, damit aus Furcht vor Schande und aus dem Wunsch heraus, das Angemessene für jede Klasse zu bewahren, in Zukunft keine Gattenwahl mehr so endet.

So beschlossen, nahmen diese Tiger unter den Monarchen ihre eisengespickten Waffen auf und stürmten zornentbrannt gegen Drupada, um ihn zu töten. Doch Drupada nahm furchtsam Zuflucht bei den Brahmanen, während Arjuna und Bhima, diese mächtigen Krieger, sich aufstellten, um den übereilt heranstürmenden Monarchen Widerstand zu leisten. So richtete sich der mordlüsterne Zorn der wie rasende Elefanten angreifenden Monarchen mit ihren lederumhüllten Fingern und hocherhobenen Waffen gegen die beiden Kuru Prinzen.

Der mächtige Bhima riß mit der Kraft des Donners einen Baum aus der Erde und entlaubte ihn. Dann stand der starkarmige Sohn der Kunti mit seinem Baum wie der keulentragende König der Toten neben Arjuna. Selbst der außerordentlich kluge Arjuna staunte sehr über seinen Bruder. Mit dem Bogen stand er wie ein zweiter Indra, ließ alle Furcht fallen und war bereit, die Angreifer zu empfangen. Als Krishna mit der übermenschlichen Weisheit und den unfaßbaren Eigenschaften die beiden Brüder so entschlossen stehen sah, da sprach er zu seinem Bruder Bal-raam mit der furchtbaren Energie: „Oh Sankarshana, der Held mit dem Gang eines stattlichen Löwen dort, der mit dem langen, gespannten Bogen in seiner Hand, ist wahrlich Arjuna. Daran gibt es keinen Zweifel, so wie ich der Sohn von Vasudeva bin.

Und der andere Held, der eben einen Baum entwurzelte und sich so schnell entschloß, die Monarchen zu vertreiben, ist wahrlich Bhima. Denn niemand außer ihm könnte Vergleichbares in der Schlacht vollbringen. Und, oh Achyuta, der andere, hochgewachsene Jüngling mit den Lotusaugen, dem Gang eines stattlichen Löwen, der demütig und schön ist, mit markanter und gebogener Nase, und der vor einer kleinen Weile das Theater verlassen hat, war Dharmas Sohn Yudhishthir. Die beiden anderen Jünglinge, beide so schön wie Kartikeya, waren ganz sicher die Söhne der Aswins. Ich hörte bereits davon, daß die Söhne Pandus mit ihrer Mutter Kunti dem Brand im Lackhaus entkommen sind.“ ...“
 
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192 - Arjuna und Bhima kämpfen mit Karna und Shalya

Vaisampayana fuhr fort:
... Und als die wutentbrannten Monarchen mit Karna (der unbekannte Bruder von Arjun und Bhima) an der Spitze heranstürmten, griffen die beiden heldenhaften Brüder (Arjun und Bhima ) furchtlos an, wie zwei Elefanten gegen eine ganze Herde anrennen. Die nach Schlacht dürstenden Monarchen erklärten grimmig: „Das Töten eines Brahmanen, der sich den Kampf wünscht, ist erlaubt!“ und griffen an. ...

Der ruhmreiche Arjun spannte seinen schweren Bogen und traf Karna, den Sohn des Sonnengottes, mit scharfen Pfeilen. Der heftige Aufprall der scharfen Geschosse betäubte Karna. Doch schon bald setzte er zum Gegenangriff an, und diesmal mit mehr Vorsicht. So begann der unerbittliche Zweikampf zwischen den beiden siegreichen Kriegern. Beide zeigten eine solche Leichtigkeit der Hand, daß sie beide unter all den Pfeileschauern für die Beobachter verschwanden. ...

Dann sprach Karna zu seinem Gegner: „Bester Brahmane, ich achte sehr die Kraft deiner Arme, die keine Müdigkeit in der Schlacht kennen, und deine Waffen, welche würdig sind, den Sieg zu erringen. Bist du die Verkörperung der Waffenkunst, bist du Rama mit der Axt, Indra selbst, oder Indras jüngerer Bruder Vishnu, der auch Achyuta (der Unfehlbare) genannt wird, wenn er sich als Brahmane gibt, daß du so hart mit mir kämpfst? Niemand außer Indra selbst, der Gemahl von Sachi, oder Arjuna, der Sohn des Pandu, ist in der Lage, mir standzuhalten, wenn ich zornig das Schlachtfeld betrete.

“ Darauf antwortete Arjuna: „Oh Karna, ich bin weder die körperlich gewordenen Waffenkunst, noch Rama mit der übermenschlichen Macht. Ich bin nur ein Brahmane, der das Kriegshandwerk beherrscht. Durch die Gunst meines Lehrers erreichte ich dieses Geschick in den Brahma und Purandara (Indra) Waffen. Ich bin hier, um dich zu besiegen. Du wirst es sogleich erleben, oh Held.“ Als Karna, der von Radha adoptierte Sohn, dies vernahm, trat er vom Kampf zurück, denn er erachtete die Brahma Energie als unbesiegbar.

In der Zwischenzeit rangen in einem anderen Teil der Arena die mächtigen Helden Shalya und Bhima miteinander. ... Sie schlugen aufeinander ein mit geballten Fäusten und hieben sich mit den Knien. ... Dann hob Bhima, dieser Erste der Kuru Helden, Shalya auf und wirbelte ihn durch die Luft. Diese Leistung ließ die anderen sehr staunen, obwohl sie Shalya kaum verletzte. Doch als Shalya auf dem Boden landete, und Karna vom Kampf zurücktrat, waren die anderen Monarchen in großer Sorge.

Eilig umringten sie Bhima und riefen: „Wahrlich, diese Bullen unter den Brahmanen sind vorzügliche Krieger! Bringt in Erfahrung, aus welcher Familie sie stammen und wo sie leben. ...“

Vaisampayana fuhr fort:
Krishna war nach den beiden Kämpfen zutiefst überzeugt, daß die beiden Kämpfer Kuntis Söhne waren, und sprach mit sanften Worten zu den versammelten Monarchen: „Die Maid wurde rechtens errungen.“ So bewegte er sie, mit dem Kämpfen aufzuhören. Und staunend kehrten die Monarchen in ihre Heimatreiche zurück... Bhima und Arjuna hatten es mittlerweile schwer, aus der dichtgedrängten Menge der Brahmanen mit ihren Hirsch- und anderen Tierfellen herauszukommen. Doch auch nach ihrem schweren Kampf mit ihren Gegnern und dem Bad in der Menge, glichen sie dem vollen Mond oder der Sonne, die gerade aus den Wolken auftaucht. Und Draupadi folgte ihnen dicht auf.

Doch Kunti, die schon lange auf ihre Söhne wartete, daß sie von ihrer Almosenrunde zurückkämen, war daheim sehr besorgt. ... Und sie fragte sich die ganze Zeit: „Wurde der ruhmreiche Vyasa etwa von Irrglauben verwirrt, (daß er uns nach Panchala führte)?“ So ängstigte sich Kunti aus Liebe um ihre Söhne. Dann, in der Stille des späten Nachmittags, trat Arjuna ins Haus des Töpfers ein, wie die wolkenverhangene Sonne endlich hinter den Wolken hervorbricht.
 
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Swayamvara Parva 193


Verwirrung um Draupadi

Als die ruhmreichen Söhne der Kunti ins Haus des Töpfers zu ihrer Mutter heimkehrten, stellten sie Draupadi als ihr heute erhaltenes „Almosen“ vor. Und Kunti antwortete von drinnen, noch bevor sie ihre Söhne tatsächlich erblickte: „Genießt es gemeinsam! Einen Augenblick später sah sie Draupadi und rief erschrocken: „Oh, was habe ich gesagt?!“ Voller Angst vor Sünde, und nachdenklich, wie alle aus der Situation wieder herauskommen könnten, nahm sie die glückliche Draupadi bei der Hand und trat zu Yudhishthira mit den Worten: „Als diese Tochter von Drupada mir von deinem jüngeren Bruder als gewonnenes Almosen vorgestellt wurde, oh König, da sprach ich aus Unwissenheit, was für Almosen passend war: Genießt ihr alle, was ihr erhalten habt. Oh Bulle des Kuru Geschlechts, sag mir, wie meine Worte nicht unwahr werden, wie die Tochter des Königs von Panchala nicht von Sünde berührt und auch nicht unglücklich wird.“

Vaisampayana sprach:
Der kluge Yudhishthir dachte eine Weile nach, beruhigte Kunti und sprach dann zu Arjuna: „Durch dich, oh Phalguna, wurde Draupadi gewonnen. Daher ist es angemessen, daß du sie heiratest. Oh du Feindebezwinger, entzünde das heilige Feuer und nimm ihre Hand mit den rechten Riten.“ Doch Arjuna erwiderte: „Oh König, übergib mich nicht der Sünde. Dein Wort geht nicht mit Tugend einher. Diesem Pfad folgen die Sündhaften. Du hast das erste Anrecht sie zu heiraten, dann der starkarmige Bhima, dann ich, Nakula und zuletzt der rührige Sahadeva. Wir Brüder und auch die Maid, oh Monarch, erwarten deinen Befehl. Überlege und beschließe das Rechte nach Lage der Dinge, damit es Tugend und Ruhm dienlich und dem König von Panchala zuträglich sei. Wir alle gehorchen dir, oh befiehl, wie du es wünschst.“

Nach diesen Worten voller Respekt und Liebe sahen alle die Prinzessin von Panchala an. Und auch die Prinzessin schaute sie alle nacheinander an. Dann blickten sich die Prinzen untereinander in die Augen, setzen sich nieder, und konnten nur noch an Draupadi denken. Denn nach diesen tiefen Blicken hatte der Gott der Liebe ihre Herzen eingenommen und begann, ihre Sinne zu verschleiern. Die atemberaubende Schönheit von Panchali war vom Schöpfer selbst gestaltet worden. Sie übertraf die aller anderen Frauen auf Erden und konnte das Herz eines jeden Wesens gefangen nehmen. Als Yudhishthira seine jüngeren Brüder betrachtete, verstand er, was sie in ihrem Geist geschah und sorgte sich, daß die Brüder uneins werden könnten. Plötzlich erinnerte er sich an die Worte des Insel-geborenen Vyasa und sprach zu ihnen allen: „Die glücksverheißende Draupadi soll die gemeinsame Gattin von uns allen sein.“

Vaisampayana fuhr fort:
Mit großer Freude drehten und wendeten die Pandavas die Worte ihres ältesten Bruders in ihrem Geist. Da trat Krishna, dieser Held der Vrishnis, mit seinem Bruder Balarama, dem Sohn der Rohini, ins Haus des Töpfers und erblickte den sitzenden Yudhishthira von schöner Gestalt und mit seinen langen Armen, wie er von seinen feurig glänzenden Brüdern umgeben war. Vasudeva trat vor den tugendhaften Yudhishthira, berührte seine Füße und sprach: „Ich bin Krishna.“ Und sein Bruder Balarama tat es ihm nach. Und auch Kunti, die Schwester ihres Vaters, wurde von ihnen solcherart begrüßt.

Da freuten sich die Pandavas sehr, erkundigten sich nach Krishnas Wohlergehen und fragten ihn: „Wie konntest du uns finden, oh Vasudev, wo wir uns doch verkleidet haben?“ Lächelnd antwortete Krishna: „Oh König, wenn das Feuer auch verborgen ist, so erkennt man es dennoch. Wer, außer den Pandavas, könnte solche Stärke zeigen? Ihr Söhne des Pandu, durch ein gutes Schicksal seid ihr dem Brand im Lackhaus entkommen. Und dasselbe gute Schicksal konnte die Pläne der hinterhältigen Söhne Dhritarashtras und ihrer Berater vereiteln. Seid gesegnet! Möge euer Vermögen wachsen, wie ein Feuer im Verborgenen langsam größer wird, um sich dann überall auszubreiten. Doch bevor irgendeiner der Monarchen euch erkennt, laßt uns gehen und zu unserem Nachtlager zurückkehren.“ So nahmen sie Abschied, und Krishna, dessen Frieden keinen Verfall kannte, und sein Bruder verließen schnell das Haus des Töpfers.
 
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194
Dhrishtadyumna belauscht die Pandavas

Vaisampayana sprach:
Als die beiden Kuru Prinzen die Arena verließen und zum Haus des Töpfers gingen, folgte ihnen Dhrishtadyumna, der Prinz der Panchalas. Er schickte alle seine Gefolgsleute fort und versteckte sich, unbemerkt von den Pandavas, in einem Winkel des Hauses. Bhima, Arjuna und die Zwillinge gingen noch einmal auf Almosenrunde, und als sie am Abend heimkamen, übergaben sie alle gesammelte Nahrung ihrem Bruder Yudhishthira. Die freundliche Kunti sprach zur Tochter von Drupada: „Oh Liebenswerte, nimm einen Teil davon, widme ihn den Göttern und gib ihn an die Brahmanen. Speise die Hungrigen und bewirte unsere Gäste. Den Rest teile in zwei Hälften. Gib eine davon dem Bhima, diesem elefantengleichen, starken und schönen Jüngling, denn der Held ißt immer soviel. Und teile die andere Hälfte in sechs Teile für die anderen Jünglinge, mich und dich.“

Die Prinzessin folgte freudig den Worten ihrer Schwiegermutter, und alle genossen ihr Nachtmahl aus Draupadis Hand. Dann streute Sahadeva, der Sohn von Madri, auf dem Boden ein Bett aus Kusha Gras aus, die Helden legten ihre Hirschfelle darauf und begaben sich zur Ruhe. Die Brüder lagen mit den Köpfen nach Süden, Kunti legte sich entlang ihrer Häupter und Draupadi zu ihren Füßen nieder. Und obwohl die schöne Draupadi nun auf dem Boden wie ein Fußkissen lag, so war in ihrem Herzen weder Kummer noch Mißachtung. Dann begannen die Helden eine interessante Unterhaltung über himmlische Waffen, Streitwagen, Elefanten, Schwerter, Pfeile und Streitäxte, wobei jeder der Helden sich als fähig erwies, eine Armee zu führen. Und Dhrishtadyumna hörte alles von seinem Versteck aus und sah seine Schwester demütig und glücklich.

Am frühen Morgen verließ Dhrishtadyumna sein Versteck und eilte hastig zum Palast zurück, um seinem Vater Drupada in allen Einzelheiten zu erzählen, was im Haus des Töpfers geschehen war. Der König von Panchala war bedrückt, weil er nicht wußte, wer seine Tochter mitgenommen hatte. So fragte der ruhmreiche Monarch den Prinzen bei seiner Ankunft: „Oh, wo ist Draupadi? Wer hat sie mitgenommen? Hat ein Shudra, einer von niederer Abstammung oder ein tributpflichtiger Vaisya seinen schmutzigen, linken Fuß auf mein Haupt gestellt? Oder wurde der Kranz aus Blumen auf einem Friedhof weggeworfen, mein Sohn? Hat ein Kshatriya von hoher Geburt oder ein hochgestellter Brahmane meine Tochter erhalten? Ach mein Sohn, ich würde mich sehr freuen und nicht mehr traurig sein, wenn meine Tochter mit Arjuna, diesem Besten der Männer, vereint wäre. Oh du Guter, sag mir aufrichtig, wer meine Tochter bekam. Ach, sind die Söhne von jenem Besten der Kurus, Pandu, am Leben? War es vielleicht Arjuna, der den Bogen aufnahm und das Ziel traf?“
 
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195 - Drupada schickt einen Priester zu den Pandavas

Vaisampayana sprach:
Freudig erzählte da Dhrishtadyumna, dieser beste Prinz aus dem Mond-Dynastie, seinem Vater alles, was geschehen war und wer Draupadi errungen hatte.

Dhrishtadyumna sprach:
Mit großen, roten Augen, in Hirschfelle gehüllt und einem Himmlischen in Schönheit gleichend war der Jüngling, welcher den Bogen gespannt und das hohe Ziel zu Boden gebracht hatte, sogleich von den vorzüglichsten Brahmanen umgeben gewesen, die ihm Ehre und Achtung für seine vollbrachte Tat zollten. Er wollte nicht den Anblick einer Herausforderung ertragen, und mit großem Eifer hatte er sein Geschick gezeigt. Inmitten der Brahmanen schien er dem donnertragenden Indra zu gleichen, welcher von Göttern und Rishis umgeben ist.

Und wie eine Elefantendame dem Führer der Herde folgt, so folgte Draupadi freudig dem Jüngling, indem sie sich an seinem Gewand festhielt. Und als die erregten Monarchen diesen Anblick nicht ertragen konnten und sich zornig zum Kampf rüsteten, da erschien ein anderer Held, riß einen großen Baum heraus und stürmte gegen den Troß der angreifenden Monarchen. Er streckte sie links und rechts seines Weges nieder, wie Yama die lebenden Wesen fällt. Die versammelten Könige standen bewegungslos und starrten auf das Heldenpaar, während die beiden, Sonne und Mond gleichend, Draupadi mit sich nahmen, das Amphitheater verließen und zum Haus eines Töpfers am Rande der Stadt gingen.

... Ohne Zweifel, oh König, sind dies alles treffliche Kshatriyas, denn sie sprachen über militärische Dinge. Es scheint, oh Vater, daß unsere Hoffnung sich erfüllt hat, denn wir haben gehört, daß die Söhne Kuntis dem Brand im Lackhaus entkommen sind. Von der Art, wie der Jüngling das Ziel traf, mit welcher Kraft er den Bogen spannte und auf welche Weise die Männer miteinander sprachen ist es gewiß, daß dies die Söhne Kuntis sind, die in Verkleidung reisen.

Nach diesen Worten seines Sohnes fühlte sich König Drupada froh und erleichtert und schickte einen Priester ins Haus des Töpfers, um nun sicher festzustellen, ob dies die Söhne des ruhmreichen Pandu wären. So tat der Priester des Königs, lobte die Pandavas sehr und überlieferte die Botschaft des Königs mit den Worten: „Ihr seid der Verehrung in allem würdig. Der Wünsche gewährende König Drupada möchte erfahren, wer ihr seid. Als er den Jüngling sah, welcher das Ziel traf, da kannte seine Freude keine Grenzen. Laßt uns alle Einzelheiten eurer Abstammung wissen, setzt eure Füße auf die Häupter eurer Feinde und beruhigt das Herz des Königs von Panchala, seiner Leute und das meine.

König Pandu war ein lieber Freund von Drupada und wurde von ihm geachtet wie sein zweites Selbst. Drupada hatte schon immer den Wunsch, daß seine Tochter die Schwiegertochter des Pandu würde. Ihr Helden mit den makellosen Gesichtszügen, Drupada hatte immer den Wunsch in seinem Herzen, daß Arjuna mit den langen und starken Armen seine Tochter heiraten würde. Wenn dies nun gelingen würde, wäre nichts besser, wohltuender, ruhmreicher und tugendhafter, sofern es Drupada beträfe.“

Dann schwieg der Priester still und wartete demütig auf eine Antwort. Doch erst befahl Yudhishthira seinem Bruder Bhima: „Bring Wasser zum Waschen der Füße und Arghya für diesen Brahmanen. Er ist der Priester von König Drupada und verdient unseren höchsten Respekt. Wir sollten ihn noch besser bewirten als einen gewöhnlichen Gast.“ Bhima folgte seinen Worten, und der Priester nahm mit frohem Herzen alle angebotenen Gaben an. Dann, als der Brahmane bequem und gelassen saß, ergriff Yudhishthira erneut das Wort.

Yudhishthira sprach:
Der König von Panchala hat einen Preis ausgesetzt und seine Tochter nach angemessenem Brauch und nicht unentgeltlich weggegeben. Dieser Held hat seine Forderung erfüllt und die Prinzessin gewonnen. König Drupada darf daher nicht nach Geschlecht, Familie oder Neigung von dem fragen, der die Aufgabe erfüllte. Denn alle Fragen wurden mit dem Spannen des Bogens und dem Treffen des Ziels beantwortet. Weil der Held alles erfüllte, was König Drupada forderte, nahm er Draupadi vor allen anderen Monarchen mit sich.

Unter diesen Umständen sollte der König des Mond-Dynastie nicht in Reue schwelgen, die ihn nur unglücklich macht. Drupadas Sehnen ist sicher erfüllt worden, denn diese schöne Prinzessin trägt alle glücksverheißenden Zeichen, so meine ich. Kein Schwacher konnte den Bogen spannen. Und kein Unedler oder in Waffen Unerfahrener das Ziel treffen. Der König von Panchala braucht sich nicht um seine Tochter zu sorgen. Niemand auf Erden kann das Abschießen des Ziels ungeschehen machen. Und es ziemt sich nicht für den König, um das zu trauern, was seinen Lauf nimmt.

In diesem Moment trat eine zweiter Bote des Königs von Panchala hastig ein und verkündete: „Das Hochzeitsmahl ist bereitet.“
 
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196 - Das Hochzeitsmahl 1

Der Bote sprach:
König Drupada hat für die Hochzeit seiner Tochter ein Festmahl bereiten lassen. Kommt und eßt, nachdem ihr eure täglichen Riten vollführt habt. Kommt, ohne zu weilen, denn Draupadis Heirat wird dort gefeiert. Diese mit goldenem Lotus geschmückten Streitwagen werden von vorzüglichen Pferden gezogen und sind Königen würdig. Besteigt sie und kommt in den Palast des Königs von Panchala.

Vaisampayana erzählte weiter:
Da verabschiedeten sich die Bullen unter den Kurus vom Priester und ließen Kunti und Draupadi zusammen in einem der Wagen fahren. Und sie selbst fuhren in den anderen glänzenden Wagen zum Palast Drupadas. Drupada hatte mittlerweile vom Priester die Antwort von Yudhishthir der Gerechte, erfahren und alles nach Brauch und Tradition für die Heirat vorbereiten lassen. Für alle Klassen war etwas herangetragen worden. Es gab Früchte, gesegnete Blumengirlanden, Harnische und Schilder, Teppiche, Samen, Kühe, landwirtschaftliche Geräte, auch Sport- und Jagdartikel, viele feine Dolche und erstklassige Pferde, Schwerter und schöne Bögen und viele goldverzierte Geschosse.

Auch hielt Drupada diverse Pfeile, Katapulte, Streitäxte und viel Kriegsgerät bereit. In der Sammlung waren auch Betten, Kleidung und feine Stoffe zu sehen. Als die Pandavas in Drupadas Palast eintrafen, betrat Kunti mit der tugendhaften Draupadi die inneren Gemächer des Königs. Die Damen des Hofes ehrten mit frohen Herzen die Königin der Kurus. Und der König mit seinen Ministern, sein Sohn und alle im Gefolge waren freudig erleichtert, als sie die fünf Brüder sahen mit ihrem lebhaften Gang wie Löwen, den Hirschfellen als Oberbekleidung, Augen wie mächtige Bullen, breiten Schultern und langen Armen, die den Körpern gewaltiger Schlangen glichen.

Ohne zu zögern oder unbeholfen zu sein, nahmen die Helden auf den exquisiten Sesseln mit ihren Fußschemeln Platz. Sie setzten sich in vollkommener Fruchtlosigkeit auf diese kostbaren Sitze, einer nach dem anderen gemäß ihres Alters. Nachdem die Helden saßen, kamen schön gekleidete Diener und Dienerinnen mit vorzüglichen Köchen und brachten ausgefallene Speisen und auserlesene Getränke auf goldenen und silbernen Tellern herein.

Die Gäste aßen und tranken und waren sehr zufrieden. Nach dem Essen ignorierten die Helden alle anderen bereitgestellten Artikel und besahen sich mit großem Interesse ausschließlich das Kriegsgerät, was Drupada vorbereitet hatte. Und als Drupada und seine Minister dies alles beobachteten, waren sie sicher, daß dies die königlichen Söhne von Kunti waren und freuten sich sehr.
 
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Mahabharata 1. Buch

197 - Die Pandavas erklären sich vor Drupada

Vaisampayana sprach: Dann wandte sich der ruhmreiche König der Panchalas frohen Herzens an Prinz Yudhishthir wie an einen Brahmanen.

Drupada fragte: Nun, sollen wir euch als Kshatriyas, Brahmanen, fähige Vaisyas oder Shudras ansehen? Oder sollten wir euch als Himmlische erkennen, welche sich als Brahmanen verkleidet haben und über die Erde schreiten, um die Hand Draupadis zu erhalten? .. Oh ihr Feindebezwinger, war uns das Schicksal gnädig?...

Yudhishthira antwortete: Sei unbesorgt, oh König, und laß Freude in dein Herz, denn dein langgehegter Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Wir sind Kshatriyas, oh König, und die Söhne des ruhmreichen Pandu. Wisse, ich bin der älteste Sohn der Kunti, dies sind Bhima und Arjuna. Von ihm wurde deine Tochter unter den versammelten Königen gewonnen. Die Zwillinge Nakula und Sahadeva und Kunti sind bei Draupadi. ... Deine Tochter wurde wie ein Lotus nur von einem Teich zum nächsten geschafft. Oh König, du bist unser verehrter Vater und die höchste Zuflucht. Nun habe ich dir die volle Wahrheit gesagt.

Vaisampayana fuhr fort: Nach diesen Worten rollten Drupadas Augen in Ekstase und vor lauter Euphorie konnte der König einen Moment lang nicht sprechen. Dann antwortete der tugendhafte Monarch freudestrahlend in angemessenen Worten und erkundigte sich, wie die Pandavas aus der Stadt Varanavata entkommen konnten. Und der Sohn des Pandu erzählte Drupada von ihrer Flucht aus dem Lackhaus in allen Einzelheiten. Als König Drupada alles vernommen hatte, tadelte er Dhritarashtra, den Herrscher der Menschen, und sicherte Yudhishthir alle Hilfe zu. Und außerdem schwor dieser Beste unter den redegewandten Männern, den väterlichen Thron für Yudhishthir zurückzugewinnen. Dann nahmen Kunti, Draupadi und die Brüder auf des Königs Wort ihr Quartier im Palast und lebten fortan bei König Drupada, welcher sie mit dem höchsten Respekt behandelte. Kurz darauf trat König Drupada, welcher nun mit allem Geschehenen zufrieden war, zusammen mit seinem Sohn vor Yudhishthira.

Drupada sprach: Oh du Starkarmiger, laß nun den Kuru Prinzen Arjuna am heutigen glücksverheißenden Tag die Hand meiner Tochter nach Brauch und Sitte ergreifen und ihn mit den vorbereitenden Riten für die Hochzeit beginnen.

Yudhishthira antwortete: Oh großer König, ich werde auch heiraten müssen.

Drupada erwiderte:Wenn es dir beliebt, dann nimm du die Hand meiner Tochter mit den rechten Riten. Oder gib Draupadi an den Bruder, den du bestimmst.

Da sprach Yudhishthira: Deine Tochter, oh König, soll unser aller gemeinsame Königin sein. So wurde es von unserer Mutter bestimmt, oh Monarch. Ich bin noch unverheiratet und auch Bhima. Dieses Juwel, deine Tochter, wurde von Arjuna gewonnen. Und dies ist unsere Regel: Daß wir uns gleichermaßen aller Juwelen erfreuen, die wir erhalten mögen. Oh bester Monarch, diese Verhaltensmaßregel können wir nicht brechen. Daher soll Draupadi unsere gemeinsame Gattin werden. Laß uns alle nacheinander ihre Hand vor dem Feuer ergreifen.

Drupada antwortete: Oh Nachfahre der Kurus, es ist üblich, daß ein Mann viele Ehefrauen haben kann. Doch es wurde noch nie von uns vernommen, daß eine Frau viele Ehemänner haben darf. Oh Sohn der Kunti, du bist rein und mit den Regeln der Moral vertraut. Es ziemt sich nicht für dich, eine sündige Tat zu begehen, die im Widerspruch zu Brauch und Veden steht. Warum hast du dich zu so etwas entschlossen?

Yudhishthira sprach daraufhin: Oh Monarch, die Moral ist subtil. Wir kennen nicht ihren Lauf. So laßt uns den Pfaden folgen, die von den Ruhmreichen in vergangenen Zeiten beschritten wurden. Meine Zunge hat noch niemals eine Lüge ausgesprochen, und mein Herz hat sich noch nie der Sünde zugewandt. Meine Mutter hat es so geboten, und mein Herz ist einverstanden. Und deswegen, oh König, ist es vereinbar mit der Tugend. So handle ohne Scheu und hab keine Furcht, oh König.

Da meinte Drupada: Oh Sohn der Kunti, deine Mutter, mein Sohn und auch du sollten die Sache untereinander bereden. Verkündet mir dann das Resultat eures Gesprächs, und ich werde entscheiden, was angemessen ist.

Vaisampayana sprach: So debattierten nun Kunti, Yudhishthira und Dhrishtadyumna über die Sache. Zur gleichen Zeit kam der inselgeborene Vyasa im Laufe seiner Wanderung an jenen Ort und trat zu ihnen.
 
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