Ja, Ailton,
das war was!!!!
Ich habe später einen Filmbericht über
den ungarischen Torwart gesehen...
der Arme hat später kein Bein mehr auf die Erde gekriegt.
Man hat ihm sogar einen Job in Rio de Janeiro angeboten
den er nicht annahm... aber er lebt
die meisten seines Teams sind bereits tot
es ist sowie alles ein kosmischer Witz
im Vergleich zu den vierzehn Milliarden Jahren
seit dem Big-Bang
Brasilien ist fünffacher Weltmeister...
aber es gab auch einmal das:
Das Maracanã Stadion war menschenleer. Der alte Mann zog das Bein ein wenig nach, als er mit Diogo an der Hand die Stufen hinabschritt. Es war still und ihre Schritte hallten unnatürlich laut. Unten angelangt, blieb er stehen, deutete zum Rasen.
Das ist das Allerheiligste unseres großartigsten Tempels, mein Junge.
Diogo nickte. Staunend blickte er auf das Grün vor ihm. Leuchtend und schier unendlich in seiner Ausdehnung.
Hier haben unsere Götter alle gespielt.
Der Alte betrat mit dem kleinen Diogo das Spielfeld.
Diesen Rasen, mein Junge, pflege ich seit dreißig Jahren. Er bückte sich und strich liebevoll über die Gräser.
Tio*?
Langsam wendete Diogos Onkel sich zu ihm.
Ja, mein Junge?
Tio, hier spielt auch Zico, nicht wahr?
Sein Onkel lächelte. Auch Zico. Komm, setzt dich zu mir, forderte er ihn auf. Ich habe dir etwas Wichtiges zu erzählen.
Wegen dem Geheimnis, nicht wahr, Tio?
Ja! Wegen dem Geheimnis! Er nickte.
Diogo setzte sich und blickte ihn erwartungsvoll an. Er schaute in das sorgenzerfurchte Gesicht des Negers. Seine ergrauten Haare verliehen ihm das Aussehen eines weisen Mannes.
Es hat sich vor genau vierzig Jahren zugetragen, begann sein Onkel. Hier, auf diesem
Rasen, fand 1950 die Fußballweltmeisterschaft statt. Damals befanden sich zweihunderttausend Menschen im Maracanã und ich spielte in unserer Nationalmannschaft als Mittelstürmer. Er machte eine Pause und lächelte. Es war ein großes Fest und die Menschen jubelten uns zu. Wir überrollten alle Gegner. Drei Wochen war Karneval. Die Trommler waren im Maracanã und es gab Samba in Rio, und im ganzen Land. - Dann das Endspiel gegen Uruguay. Seine Stimme wurde heiser. Wir führten mit einem Tor und Uruguay erzielte auch ein Tor. Doch dann kam die Schmach, als Uruguay das zweite Tor schoss!
Betroffen hörte der kleine Diogo ihm zu.
Es wurde plötzlich totenstill im Maracanã! So still, dass man das Schluchzen einer Frau hörte. Das Fest war zu Ende. Schweigend gingen die Menschen nach Hause. - Manche haben sich sogar das Leben genommen. Er lächelte traurig und nahm die Hand seines Neffen. Ich habe damals einen Schwur abgelegt, mein Junge. Vor unseren afrikanischen Göttern. Einen Schwur, dass einer aus unserer Familie die Ehre zurückholen wird. Und das bist du, Diogo! Sein Onkel drückte seine Hand.
Ich, Tio?
Ja! - Er nickte. Du bist sieben Jahre alt und spielst jetzt schon herausragenden Fußball. Das ist ein Geschenk der Götter. Ein Geschenk von Xangô! Du wirst siegen. Hier auf diesem
Rasen und in der Welt. Xangô wird dich führen. Glaube immer daran. Sein Onkel schwieg und atmete schwer. Das ist das Geheimnis, mein Junge!
Dass ich ein Sieger bin, Tio?
Ja! Du bist bereits zum Sieger geboren worden und stehst unter Xangôs Schutz! - Willst du versprechen, für den Ruhm Brasiliens zu kämpfen und zu siegen?
Ich verspreche es, Tio!
Glaube fest daran, immer. Und behalte dieses Geheimnis für dich.
Prolog von Maracanã
Text von Karuna