Wände
Wände sind was Seltsames. Wenn man hinter ihnen ist, mögen sie zwar so etwas wie Schutz, Geborgenheit vermitteln, aber dennoch sehnt man sich dann danach, auch vom Außen etwas mitzubekommen. Also bekommen die Wände dann wieder Fenster und Türen, die zu evenetuellen Fensterstürzen oder Nasenverletzungen führen können.
Wodurch auch die Wände ihre Sicherheit wieder etwas einbüßen. Außer man vergittert die Fenster und sperrt die Türen zu. Wenn das jemand anderer als man selbst tut, nennt man das Gefängnis. In der weniger offensichtlichen Version Arbeitsplatz, Schule, oder so ähnlich.
Etwas dickere, robustere Wände nennt man Mauern, oder Festung. Und wenn sie fliegt, kann sie sogar Bomben abwerfen. Wie allerdings bringt man all die Tonnen Gestein mal in die Luft? Sprengen?
Im Englischen heißt der Zauberstab wand. Was hat dann der Filmtitel "Ein Fisch namens Wanda" für eine tiefere Bedeutung? Kann man ohne Fische auch zaubern? Ich persönlich tue mir damit ja etwas schwer. Zumindest ein F in Reichweite ist schon sehr angenehm.
Fische winden sich ja auch durchs Wasser, oder entwinden sich dem Zugriff. Wände waren ursprüglich etwas Gewundenes, meist aus Weidenzweigen. Im Gegensatz zu Mauern. Quasi die Vorläufer der Paravants. Und was sie verbergen, macht zugleich wieder neugierig darauf, erst recht hinzusehen. Masken funktionieren ähnlich. Oder Fächer. Man sieht dann mitunter nur ein Paar seltsame Augen, oder die ihn haltenden, hoffentlich dazupassend grazilen Hände. Wand genug? Manchmal schon, um die Neugier zu wecken. Eine Wand aus Holz nennt man Vertäfelung, Kasten oder Bibliothek. Und da haben Fächer wieder eine andere Bedeutung. Sie sollen für Ordnung, Struktur sorgen.
Schleier allerdings sind noch fieser. Die erwecken überhaupt nur die illusionäre Andeutung einer Wand. Die dürfte dann allerdings eher der Preis sein. Schleiereulen mal ausgenommen, aber die stehen wieder unter Naturschutz.
Nebel mag die Einschätzung der einem beim Fahren entgegenkommenden Wände durchaus beeinträchtigen. Was bauen die ihre Häuser auch direkt neben die Straßen? Kann einem allerdings mit unerwarteten Abgründen oder Murenabgängen ebenso geschehen. Langsam fahren. So ferne man doch wieder einmal in den eigenen vier Wänden ankommen möchte.
Versteckt im Verstecken steckt beinahe schon das Verstehen. Oder steht man immer noch daneben, ver-steht sich quasi, oder auch nicht?
Wäre dann Gewand die Mauer zwischen Zweien? Oder wie wäre es mit zweisprachigen Ortstafeln oder Hinweisschildern für Männer und Frauen? Wände genug gäbe es ja vermutlich, um sie aufzuhängen.
Könnte man ein Meer zwischen Festland und Inseln auch als Wand bezeichnen? Oder wären das erst die Klippen an der Küste?
Brachten tatsächlich Posaunen, oder doch eher Hörner oder Trompeten die Mauern von Jericho zum Einstürzen? Oder war es eine Art Vorläufer modernerer Open-Air-Fan-Hysterie, eine Art kollektives Kriegsgeschrei? Eine echte Wall of Sound, obwohl es noch gar keine Marshall-Verstärker gab? Dann wohl tatsächlich ein Wunder. Vielleicht.
In Berlin fiel ja auch vor geraumer Zeit mal die Mauer, in Folge der Eiserne Vorhang gleich mit. Und alles wurde besser, oder beinahe. Zumindest hofften einige eine Weile darauf, glaubten daran. Zumindest bis 9/11. Wenn Türme fallen, scheint das doch wieder etwas anderes zu sein. Hatte wohl jemand zuviel Tolkien gelesen...
Yes, we can! Lesen, oder Mauern zum Einsturz bringen, sorry, Wände? Haben eingestürzte Wände eigentlich auch noch Ohren?
So viele Fragen. Wände voll...