Das ICHBIN ist für mich kein Konzept, sondern eine Erfahrung.
Es fällt auf: Du kannst offensichtlich nicht unterscheiden oder erkennen, dass bei jeder Erfahrung zwei Beteiligte im Spiel sind. Die Erfahrung ist dabei etwas Zusätzliches. Um sie machen zu können, benötigt es zwei Beteiligter. Denjenigen, der die Erfahrung macht, sowie das, was er erfährt.
Wenn du nun sagst, dass du das Ich-Bin bist, was ist dann das Zusätzliche, das du erfährst? Es gibt dich doch bereits!
Es gibt eindeutig einen Zustand, unmittelbar morgens nachdem man aufgewacht ist, wenn noch keine Erfahrungen gemacht sind. Erst mit dem Erscheinen des Ich-Bin ist es dir möglich,
- die Erfahrung zu machen, ob du ausgeschlafen hast oder noch müde bist,
- die Erfahrung zu machen, wie das Wetter draußen ist,
- die Erfahrung zu machen, ob du allein im Haus bist oder ob du noch jemanden im Nebenzimmer hörst,
- die Erfahrung zu machen, dich daran zu erinnern, was du dir für den Tag vorgenommen hast.
Und, und, und.
All das ist etwas Sekundäres, etwas Zusätzliches, deren Erfahrbarkeit zu machen nicht möglich ist, solange noch kein Ich-Bin erschienen ist, auf das sie bezogen werden können.
Das Ich-Bin ist keine solche zusätzliche Erfahrung, sondern das unverzichtbar Primäre, das Erfahrungen zu machen überhaupt erst ermöglicht.
Du kannst doch eindeutig unterscheiden zwischen dir und der Erfahrung, den Duft von frischem Kaffee zu riechen. Das sind jedoch zwei Beteiligte. Und einer davon ist die Erfahrung. Und der andere ist derjenige, der sie erfährt.
Es besteht keine Notwendigkeit, sich selbst als Ich-Bin zu erfahren, weil man bereits ist. Eine Erfahrung vom Ich-Bin zu machen, würde sich so gestalten, dass man gewissermaßen einen Schritt aus sich heraustritt, sich umdreht und bemerkt ”Oh, da ist ja jemand, das bin ja ich“. Das käme der Erfahrung des Ich-Bin gleich. Doch so etwas ist vollkommen unmöglich, weil es dann zwei von dir gäbe. Die gibt’s aber nicht.
Ich verstehe gar nicht, warum du das nicht auseinander halten kannst.
Das kommt daher, weil das Ich oder das Ichbin egal ob klein oder großgeschrieben für dich immer mit Persönlichkeit, Individualität und Vergänglichkeit identifiziert ist und du dir nicht vorstellen kannst, dass es etwas anderes beschreiben könnte.
Wie kommst du nur darauf, so etwas aus meinen Beschreibungen herauszulesen?
Derjenige, der eine bestimmte, sich angeeignete Denk- und Verhaltensweise bei sich bemerkt, die Persönlichkeit genannt wird, ist keine Person.
Es gab ihn bereits vorher, bevor er sich als eine bestimmte Persönlichkeit zum Ausdruck brachte.
Wenn du wirklich und intuitiv verstehst, dass es letzten Endes keine Individualität gibt, sondern das der wahre Zustand jeder Individualität das unpersönliche Absolute ist, dann tauchen auch keine Fragen mehr nach Individualität auf. Fragen tauchen immer nur für eine Entität, eine Persönlichkeit auf.