Die böse Stiefmutter...

Vielleicht wäre ein Ansatz für dich, hier weniger in Täter und Opfer aufzuteilen.
Ja, genau darum bemühe ich mich grad...
ist nicht leicht für mich.
Mein ganzes Leben lang sah ich meinen Vater als den "Bösen", weil er halt derjenige war, der schrie, schlug, strafte... die Erkenntnis, dass er im Prinzip selber auch Opfer war und ist und nicht nur der Täter, hat sehr vieles in mir verändert... das war eine völlig neue Perspektive die sich da eröffnete...

Dein Vater hat ebenso Anteil an der damaligen und jetzigen Situation, wenn auch vielleicht auf andere Weise.
Ja, da hast du absolut recht...
das war die erste Reaktion vor Jahren, als mir dämmerte was da früher wirklich gelaufen ist, alles auf sie abzuwälzen und ihn als ihr instrumentalisiertes Opfer zu sehen, da bin ich mittlerweile schon wieder von weg... theoretisch hätte er es sehen können und müssen... aber hätte hätte, Fahrradkette, ... durch die Gespräche heute weiß ich, dass er das tatsächlich nicht bewußt wahrgenommen hat, auch wenn er in der Rückschau mittlerweile so einiges erkennt... und sich selber fragt, wieso er es damals nicht gesehen hat...

Zumindest war es sehr erleichternd für mich, das alles zu erkennen und vor allem dies auch endlich mal teilweise mit ihm zu bereden... es hat vieles in unserem Verhältnis verbessert, vereinfacht... für mehr Frieden und Verständnis gesorgt...
vermutlich auch durch meine eigenen Erfahrungen mit meinen eigenen Kindern, wo ich ja auch viele meiner Fehler erst im Nachhinein gesehen habe und mich fragte, wie zur Hölle ich das nur habe übersehen können... ich war halt nur schneller damit, es zu erkennen und wohl etwas freimütiger meinen Kindern gegenüber diese Fehler auch einzuräumen, so haben sie bessere Chancen, zu verstehen und aufzuarbeiten... und nicht erst so spät wie ich wenn 3/4 Leben schon vergeigt wurde...

Ihn als naiv und hilflos darzustellen, ist dieselbe schwarz-weiß Malerei, die du bei deiner Stiefmutter kritisierst. Das entspricht aber meist nicht der Realität, und es ist heilsam, das zu erkennen. Alle Beteiligten haben da ihren Anteil, und alle hatten sicher Gründe, warum sie handelten, wie sie es taten.
Exakt... einen Mittelweg zu finden in der Sichtweise ist wie ein Tanz auf Eierschalen...
da einem die persönlichen Gefühle, Verletzungen usw. den Blick verklären...
Dein Vater ist ein erwachsener Mann, und auch, wenn wir oft die Entscheidungen unserer Mitmenschen nicht gutheißen, sollten wir sie doch respektieren.
Natürlich... sonst würde ich jetzt meinerseits anfangen, bei ihm manipulativ zu intrigieren gegen sie, ein paar Mal habe ich mich bei solchen Gedanken erwischt, angereichert mit boshaften Rachegedanken getreu dem Motto: Wie du mir so ich dir... und war selber erschrocken mich bei sowas zu erwischen...

Glücklicherweise bin ich wenigstens so weit mit meiner Selbsterkenntnis dass ich das (hoffentlich meistens) noch bemerke... ich darf ja nie vergessen, auch S I E hat mich mit geprägt, und wie schnell übernimmt man auch da solche Verhaltensweisen... und wird zu dem, worunter man selber gelitten hat und was man veruteilt... ohne es zu bemerken... sag ich ja: Eierschalentanz...

Wir können trotzdem für sie da sein, soweit es eben zugelassen wird.
Und DAS ist wohl derzeit die größte Triebfeder bei mir... die Angst, sie könnte diese späte Nähe zu meinem Vater erneut zerstören, wenn sie die Macht dazu bekommt... zumindest habe ich diese Angst bei mir lokalisiert, nur wie ich damit umgehen soll, da eier ich noch rum... die Versuchung, da vorbeugend wie auch immer geartet Einfluss zu nehmen, ist sehr sehr groß... einfach weil ich merke, dass ich diesen Einfluss auf meinen Vater mittlerweile theoretisch nehmen könnte, so ich dies wollen würde...

Da schwimmt noch vieles diesbezüglich in ziemlich trüben Gewässern, in denen ich noch nicht ganz klar sehe, was da in mir los ist... wenn du verstehst?

Sehr verwirrend teilweise... wenn man plötzlich ernst genommen wird ... ich verstehs ja selber derzeit noch nicht so ganz o_O
 
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:ROFLMAO:Na, du bist mir ja `ne Maus!
Wieso?
Ist echt so...
Hat auch ne Weile gedauert, bis ich überhaupt lokalisieren konnte, was sich da wie und warum so irritierend anders anfühlt für mich...

Wenn dich dein Leben lang keiner aus deiner Familie ernst nahm, du immer nur als der nicht-richtig-funktionierende Teil gesehen wurdest, usw... und plötzlich merkst du, dass sich die Einstellung (des Vaters in diesem Fall) zu dir änderte und man dir plötzlich zuhört und glaubt... dann ist das in der Tat ein sehr irritierendes Gefühl...

Zum Einen liegt das sicherlich an meiner eigenen Veränderung zu agieren und reagieren, zum anderen an einer Veränderung und vermutlich neuen Erkenntnissen meines Vaters...
die seit jeher festgefügten Rollen innerhalb des Familienverbundes wurden neu definiert...

Faszinierend... auch im Bezug darauf, wie ich SELBER mich schon in vorauschauendem Gehorsam in dieser Rolle heimisch fühlte... und sie damit immer wieder einnahm... und nach aussen bestätigte, ... :D
 
Wieso?
Ist echt so...
Hat auch ne Weile gedauert, bis ich überhaupt lokalisieren konnte, was sich da wie und warum so irritierend anders anfühlt für mich...

Wenn dich dein Leben lang keiner aus deiner Familie ernst nahm, du immer nur als der nicht-richtig-funktionierende Teil gesehen wurdest, usw... und plötzlich merkst du, dass sich die Einstellung (des Vaters in diesem Fall) zu dir änderte und man dir plötzlich zuhört und glaubt... dann ist das in der Tat ein sehr irritierendes Gefühl...

Zum Einen liegt das sicherlich an meiner eigenen Veränderung zu agieren und reagieren, zum anderen an einer Veränderung und vermutlich neuen Erkenntnissen meines Vaters...
die seit jeher festgefügten Rollen innerhalb des Familienverbundes wurden neu definiert...

Faszinierend... auch im Bezug darauf, wie ich SELBER mich schon in vorauschauendem Gehorsam in dieser Rolle heimisch fühlte... und sie damit immer wieder einnahm... und nach aussen bestätigte, ... :D
Ja, kenne ich doch aber auch von mir selber und meinen Eltern. Du hast mich halt zum Lachen gebracht ob deiner Verwunderung und mich damit aber auch ein Stück weit an mich erinnert.
Bei mir ist es momentan so, dass sich das alles irgendwie gleich gültig anfühlt... also sie haben dies, das und jenes eingesehen, sich für manches sogar bei mir entschuldigt, aber ich zucke derzeit eher die Schultern. Früher habe ich sooo sehr darauf gewartet und gehofft, genau solche Worte zu hören, und jetzt? Aha, sage ich und gehe dann Kartoffeln schälen - oder so *g.
 
Jaaaaa, genau S O ! :LOL:
Es ist mir plötzlich gar nicht mehr so wichtig, das stelle ich auch fest...
Muß wohl mit meinem Selbst-Bewußtsein zusammen hängen... ;)
Meinste, das ist Selbstbewusstsein?
Da ich an Reinkarnation glaube, sehe ich das so, dass man alles, was man hier aufarbeitet, nicht *mitnehmen* braucht. Insofern ist es gut für sie. Für mich hat es allerdings tatsächlich eher eine geringere Bedeutung, seit ich kapiert habe, was daran meins ist und was nicht. Es löst sich sogar irgendwie auf.
 
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