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.#Gescholog#
Guest
Der Tod gilt ja immer noch als gesellschaftliches Tabuthema.
Als ich meinen todkranken Papa zum letzten mal sah, hat er, als ich am Gehen war gesagt: Dich sehe ich nicht mehr. Ich konnte auf der anderen Seite des Bettes dann nochmal seine Hand nehmen und streicheln.
Warum ich das sage? Es sagt etwas über meinen Vater und mich, und es kann gegen mich verwendet werden.
Anderes Thema: Sex. Ist zwar als Thema überall präsent, aber sobald es persönlich wird, und/oder bestimmte Bereiche betrifft, wird's auch schwierig.
Oder wer würde schon am Vereinstreffen beim Smalltalk einfach so sagen, gestern abend haben meine Frau und ich miteinander geschlafen und sind deshalb zu spät zum Elternabend gekommen.
Oder: Ich habe es mir gestern abend auf dem Sofa gemütlich gemacht und mich selbst befriedigt.
Bestimmt kommt dann jemand und sagt: Das ist egoistisch von dir, du hättest die Abstimmungsdebatte schauen müssen!
Tabuthemen sind ja deshalb auch gute Themen für Satire, Kabarett, usw.
aber wie sieht's im Alltag aus?
Privatsphäre ist doch in Ordnung, kann man doch sagen. Aber ab wann sind wir nicht mehr authentisch?
Mich interessiert die Frage, welche Tabuthemen ihr so seht, wie ihr mit ihnen umgeht.
Was machen Tabuthemen mit uns?
Für mich ist Tod und Sex kein Tabu.
Aber ich entnehme unseren Doktrinen das Tabu Leben zu dürfen.
-Tod, Ende, ach wie schrecklich was kommt dann? Gott, hoffentlich, war ich auch brav - und unterwürfig.
-Sex, ach welche Lust quält mich mit Scham und wie sehr ich mich verzehre bin ich so sündig.
Zwischen Tod und Leben, dem Ich bin (Etwas - und dafür muss ich mich einsetzen) und dem Ich bin nicht, existiert Leben, ein freier Blick in eine Welt und der es mich nicht gibt, und kein Gott existiert.
Ohne Eignung oder entsprechende Fähigkeit entsteht hier gewaltiger Druck und dieses loszulassen, freizulassen ist das einzige Tabu das ich kenne, dem System vorwerfe, das in Schemas funktioniert, aber echten Leben entgegensteht. Und selbst jene Worte: "echtes Leben" implizieren ein Etwas das sich von Nicht existierenden Ich und einen nicht existierenden Gott distanziert.
LG