Opferhaltung

Die Mitte ist keine Richtung, in die alle gehen. Wie auch. :D

Doch, eben weil die Mitte keine Richtung irgendwohin ist, sondern das Selbst.
Und das ist immer so, deswegen sagen das alle spirituellen Lebensformen
(ich nehme an, diese und die Religionen meintest du mit "gehen ja alle Richtungen dorthin").

Gefällt mir vom Wording nicht ganz (zumindest aus meinem Verständnis des Selbst). Ein Selbst habe ich auch mit allen psychischen Dispositionen, die mich angreifbar machen. Denn ohne Veränderung sind die ja das Selbst, das Ich. Die (eigene?) Mitte zu finden ist ein Weg, den eine Persönlichkeit geht ... und die halt mit der Zeit und Aufarbeitung ein problemloseres, selbstzentrierteres Selbst wird.
 
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Was man bei diesem Thema auch nicht vernachlässigen sollte, ist die langfristige Entwicklung. Es geht primär nicht darum, sich einmal ein paar Tage oder auch über längere Zeit als Opfer zu fühlen, und das vielleicht auch noch zu genießen.

Es geht darum, dass die Opferrolle auch eine zeitliche Entwicklung hat. Die annähernd positive Entwicklung ist hier, dass man irgendwann wütend wird, nicht mehr Opfer sein will - und dadurch zum Täter wird. Es ist insoferne positiv, als diese Wut Kraft zu Veränderung gibt. Der Nachteil daran ist, dass diese Wut dann aber auch sehr zerstörend ist ... egal ob es sich um den Job, um die Partnerschaft, die Familie oder Freundschaften handelt ... meistens bleibt verbrannte Erde zurück.

Die andere Alternative ist, in der Opferrolle zu bleiben, diese Opferrolle aber in Form von Rettung in andere Menschen zu projizieren. Hieaus entsteht das typische Helfersyndrom. Selber sieht man keinen Weg aus der Opferrolle heraus ... möchte aber anderen Menschen dieses Leiden ersparen. Weiss es auch im eigenen Fall ganz gut, wie es gehen würde und sollte, aus der Opferrolle herauszukommen, schafft es nur selber aus Ängsten nicht ... und redet diese Lösung dafür anderen ein .... Leider auch keine besonders gesunde Variante, da sich durch die Wut negative Gaubenssätze und Verhaltensmuster entwickeln, die die Person schlimmstenfalls das ganze wetere Leben lang begleiten (z.B. viel geübt im Partnerschaftsbereich bei Scheidungen/Trennungen).

Die letzte und leider sehr oft beschrittene Variante ist das Aufgeben. Hier ergibt sich auf Grund einschränkender - tatsächlicher oder eingebildeter - Faktoren der Weg über Unlust => Resignation (innere Kündigung) => Blockade des Lebensflusses => Depression => Suzidgefahr.
Auch wenn die Suizidgefahr auf Grund interner Schutzmechanismen des Gehirns relativ selten ist, sind die Fälle von Depression (incl. Burnout) steigend, udnd führen ab einem gewissen Grad der Blockade bereits in eine sich schnell verschlechternde Negativspirale. Hier können dann relativ kleine Ereignisse wie z.B. der Jobverlust bereits eine Depression induzieren.
 
Der Nachteil daran ist, dass diese Wut dann aber auch sehr zerstörend ist ... egal ob es sich um den Job, um die Partnerschaft, die Familie oder Freundschaften handelt ... meistens bleibt verbrannte Erde zurück.
Ich möchte es auf die diplomatische Art versuchen, allerdings isteine Veränderung im Verhaltung zwangsläufig die Folge. Und spätestens hier wird sich auch zeigen, inwieweit die Menschen im Umfeld damit umgehen werden und wollen.
Es bilden sich ja auch Konstrukte um diese "Opfermenschen" herum, die gerade auf dem Verhalten beruhren und das "System" bedienen. Die Menschen im Umfeld passen ja ebenso in dieses System und nähren sich teilweise auf die ein oder andere Weise aus ihm.
Es ist also gut möglich, dass man viele Menschen "verliert", wenn man sich selber findet.
 
Ich möchte es auf die diplomatische Art versuchen, allerdings isteine Veränderung im Verhaltung zwangsläufig die Folge.
Meine Erfahrung mit Diplomatie ist nichts als Frust, einfach weil die Menschen, die mich kennen, gewohnt sind, dass ich nachgegebe. Sie haben meine Diplomatie als das-meint-sie-eh-wieder-nicht-so abgehakt und ihr Ding weiter durchgezogen. Das einzige, was hilft, ist meiner Erfahrung nach klare Konsequenz mit möglichst wenigen Worten und vor allem OHNE DISKUSSION.

Das kann ganz unaufgeregt umgesetzt werden: nein, das will ich (so) nicht(mehr). Später dann nur noch: nein. Oder: stop, hör damit bitte auf, bzw. stop. Oder: stop, bitte Themenwechsel. Letzteres ist etwas, das ich bei einer Freundin in nächster Zeit wieder konsequenter durchziehen muss - grmpf :rolleyes:

Wenn das so nicht hilft, ist es nötig lauter zu werden oder sich wortlos umzudrehen und wegzugehen. Menschen einfach stehen lassen ist völlig in Ordnung und quasi das Unterstreichen dessen, dass es einem ernst ist, in Körpersprache. Manche verstehen nur das, sie ignorieren Worte.

Es ist also gut möglich, dass man viele Menschen "verliert", wenn man sich selber findet.
Ja, aber ich habe nur Menschen verloren, die mir geschadet haben, also war es kein Verlust. Einige, von denen ich gedacht hatte, dass ich sie verloren haben, sind wieder da.
 
Da muss man ein bisschen unterscheiden, aus welcher psychischen Disposition die Opferrolle kommt. Das was Du beschreibst ist die klassische Opferrolle, die dazu dient Aufmerksamkeit zu bekommen. Natürlich primär von Menschen mit einem erlernten oder tatsächlichen Aufmerksamkeitsmangel (Mangel an Zuwendung, Anerkennung etc.).

Es gibt aber auch andere Formen, z.B. die Unterdrückung (beruflich, familiär), wo mehr die Alternativlosigkeit und fehlende Grenzziehung im Vordergrund steht.
Oder das Opfer eigener psychischer Dispositionen (z.B. Perfektionismus), was oft zu Überlastungen oder Unzufriedenheiten führt.
Da hast du recht.
 
Ich sage es mal mit den Worten eines anderen.

Das Gedenk-Gedicht
„Wir müssen manchmal fallen, damit wir merken,
dass wir Flügel haben.
Mit den Flügeln ist das Vertrauen gemeint,
das Vertrauen in das eigene Leben, dass alles, was uns widerfährt, einen Sinn hat.
Und diejenigen von uns, die am tiefsten fallen, haben die stärksten Flügel".

Afschin Kamrani
 
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