Serenade
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Thygyrill hockt im Schneidersitz auf seinem Lieblingsplatz. Tränen fließen aus seinen mit Goldstaub geschminkten und mit Kajal umrandeten Augen. Er will nicht brutal und grausam gewesen sein. Nicht er! Wenn, dann Ysil, die ewige Kriegerin. Vor allem, als sie ihm vom Leben der Priesterin erzählte, als sie Morgana, die Hexe kennen lernte. Es gab sie wirklich, die Schwester von König Arthur, wie die wahre Legende (wie die herrlichen Bücher von Marion Zimmer Bradley) es bezeugt. Morgana war nicht böse. Sie vertrat die alte Religion, jene, die noch eins mit der Natur war. Durch die Kraft der Natur, mit der alle Priesterinnen unter Morgana gesegnet waren, konnten sie auch Böses herauf beschwören – Böses für jene Menschen, die ihnen Böses antun wollten. Böses mit Bösem vergelten. Er hätte das nie getan. Er, Thygyrill, der Sanfte, der sich damals selbst den Todesstoß gab, als er seine große Liebe – seinen eigenen Vater – verlor. Niemals hätte er andere verletzt. Sich selbst ja, aber andere? Niemals! Nicht, dass er zu feig dazu gewesen wäre, wie er noch immer manchmal glaubt. Ja, manchmal hält er sich schon noch für einen Feigling, der Schwierigkeiten lieber aus dem Weg geht, als sich der Herausforderung zu stellen.
„Aber das ist das Leben, Thygyrill! Das Leben selbst ist immer eine Herausforderung, dem man sich zu jeder Zeit und an allen Orten stellen muss.“
Thygyrill wendet sich um. Dieses Wesen, das mit so einer überaus weichen, sanften Stimme gesprochen hat, hat er hier und überhaupt noch nie gesehen. Es leuchtet ein wenig zu dunkel, aber es ist wunderschön.
Bevor ich dieses Wesen zu Wort kommen lasse (falls es überhaupt spricht!) wiederhole ich noch einmal folgendes: Bewusstsein und Gefühle gehören dem weltlichen Körper an und Geist und Seele dem Jenseits.
Dick und fett notiert wie die Worte 'rein und unverwundbar', was für die Quelle der Kraft und die Andere Seite steht, nämlich für den Geist und für die Seele.
Über Bewusstsein wurde schon viel gesagt, viel zu viel. Auch über den Bewusstseinsstrom, der eigentlich besser erklärt, als die Bewusstseinsblasen. Strom, nicht der für Energie oder Licht, sondern ein sehr breiter Fluss, Wasser, das Fließende. Alles fließt, wie angeblich schon Heraklit einst sagte. Angeblich! Ja, weil ich es nicht weiß und nicht dabei war, als er es sagte. Wahrscheinlich. Oder gab es mich damals? Eher nicht. Aber immer alles anzweifeln! Nie was für gesichert halten. Nichts ist sicher. Niemals. Soviel zu dem, was wir Wirklichkeit nennen. Auch nicht sicher. Niemals. Alles nur Worte. Und nun aufgepasst, denn es folgen weitere verwirrende Worte!
Wir hängen uns an den Bewusstseinsstrom, den wir selbst mit Kraft unseres Gehirns entwickelt haben. Und Gefühle? Sie entstehen durch die Hormone im Körper. Ganz klar.
Was aber sind Geist und Seele? Das Geistige. Das Unsichtbare. Aber Geist ist sehr viel mehr als nur das. Er ist jene Kraft, die Leben erst erschafft, egal wie und egal welches Leben. Besteht die Quelle der Kraft aus Geist? Könnte man sagen. Sie ist Geist, sie ist reiner und unverwundbarer Geist. Seele hingegen könnte man ihre Aspekte nennen, oder viel mehr ihre Emanationen, jene Energiebänder, die das Universum und ihre Lebewesen darstellen. Darstellen? Vielleicht spielen? Sie stellen das Theater, samt Stück dar, alles, das Theater, wie das Stück selbst, ob es sich um ein Lustspiel oder ein Drama handelt, egal, und natürlich die Schauspieler, die Hauptakteure des gesamten Manövers. Zugleich jedoch sind diese Seelen (Ganzheiten des Selbst) auch die Quelle der Kraft selbst, eins mit der Quelle der Kraft – untrennbar eins.
„Das Leben ist eine Herausforderung? Für wen?“ fragt Thygyrill und dreht sich im Schneidersitz zu dem Wesen um, wodurch er jetzt mit dem Rücken zum schier bodenlosen Abgrund hockt.
„Für uns alle“, sagt das Wesen, wobei es natürlich nicht spricht wie Menschen sprechen. Dennoch übermittelt es Thygyrill genau das und Thygyrill, der ja auch nicht mehr spricht wie ein Mensch, übermittelt dem Wesen auch genau das.
„Ich bin böse“, klagt Thygyrill.
„Wer sagt das?“
„Eigentlich niemand. Aber ich weiß, dass ich böse bin, weil ich die Dinge auf eine sehr bösartige und grausame Art wahrnehme.“
„Du meinst das mit Ysil und ihrem Drachen?“
„Woher weißt du das?“
„Ich weiß es eben. Das war nicht bösartig und schon gar nicht grausam. Ysil und ihr Drache haben sich ausgetauscht. Blut und Blut sind eins, genauso wie Geist und Seele eins sind. Wir nennen es Blut, weil es fließt. Der ständige Lebensfluss. Der Blut- und Bewusstseinsfluss.“
„Ich verstehe nicht.“
„Ysil legte ihren Kopf in Sir Izmirs Herz. Welch wundervolles Bild. Du bist noch immer viel zu sehr Mensch, Thygyrill, weil du dieses Bild nicht als das erkennst, was es tatsächlich darstellt. Sicher wäre es ein noch größerer Vorteil gewesen, wenn du auf Arimas Anweisung gehört und nicht geschaut, sondern mit all deinen Sinnen 'gesehen' hättest.“
„Was hätte ich 'gesehen'?“
„Fließende Energie, die wie aus einem Vulkan hervor bricht. Oder vielleicht Energie, die wie ein Feuerwerk am Himmel explodiert. So was in der Art. Sir Izmirs Blut ist nun Ysils Blut, das sie in ihrem Kopf empfangen hat und er in seinem Herzen. Kopf und Herz haben sich vereinigt. Blut und Blut sind eins.
Wir sammeln Bewusstsein. Wir sammeln so viel Bewusstsein wie nur möglich. Deshalb gibt es das Universum. Deshalb gibt es die Seelen, die sich an den Bewusstseinsstrom hängen, den sie selbst erschaffen haben.“
Wie ich bereits sagte. Aber wie gesagt, man soll nicht sofort alles glauben, bevor man es nicht weiß. Ach, noch immer so viel Kopf! Zu viel Kopfsache! Kopf und Herz sollen doch eins sein, so wie Diese und die Andere Seite eins sein soll.
„Du beantwortest gleich zwei Fragen auf einmal. Eben wollte ich fragen, ob Ysil recht hat und Arima niemals die beiden Energien harmonisieren hätte dürfen.“
„Er hat die Energien so verteilt, wie es für alle Lebewesen am besten ist. Und am besten ist für alle Lebewesen, dass sie so viel Bewusstsein wie nur möglich schöpfen.“
„Das hört sich nach Sklavenarbeit an. Für wen schöpfen wir Bewusstsein?“
„Für uns, Thygyrill! Nur für uns selbst!“
Und im nächsten Moment war das Wesen verschwunden, ohne dass Thygyrill es fragen konnte, woher es kommt und wer es ist.
In Windeseile macht sich Thygyrill auf zu seinem weißen Palast und hofft, Arima anzutreffen. Aber weder sein weißer Palast, noch Arima sind da. Nicht einmal die Stadt ist da und auch nicht die angrenzende Gegend, die Wälder und Wiesen und Felder und all das. Nichts ist da. Nichts?
„Aber das ist das Leben, Thygyrill! Das Leben selbst ist immer eine Herausforderung, dem man sich zu jeder Zeit und an allen Orten stellen muss.“
Thygyrill wendet sich um. Dieses Wesen, das mit so einer überaus weichen, sanften Stimme gesprochen hat, hat er hier und überhaupt noch nie gesehen. Es leuchtet ein wenig zu dunkel, aber es ist wunderschön.
Bevor ich dieses Wesen zu Wort kommen lasse (falls es überhaupt spricht!) wiederhole ich noch einmal folgendes: Bewusstsein und Gefühle gehören dem weltlichen Körper an und Geist und Seele dem Jenseits.
Dick und fett notiert wie die Worte 'rein und unverwundbar', was für die Quelle der Kraft und die Andere Seite steht, nämlich für den Geist und für die Seele.
Über Bewusstsein wurde schon viel gesagt, viel zu viel. Auch über den Bewusstseinsstrom, der eigentlich besser erklärt, als die Bewusstseinsblasen. Strom, nicht der für Energie oder Licht, sondern ein sehr breiter Fluss, Wasser, das Fließende. Alles fließt, wie angeblich schon Heraklit einst sagte. Angeblich! Ja, weil ich es nicht weiß und nicht dabei war, als er es sagte. Wahrscheinlich. Oder gab es mich damals? Eher nicht. Aber immer alles anzweifeln! Nie was für gesichert halten. Nichts ist sicher. Niemals. Soviel zu dem, was wir Wirklichkeit nennen. Auch nicht sicher. Niemals. Alles nur Worte. Und nun aufgepasst, denn es folgen weitere verwirrende Worte!
Wir hängen uns an den Bewusstseinsstrom, den wir selbst mit Kraft unseres Gehirns entwickelt haben. Und Gefühle? Sie entstehen durch die Hormone im Körper. Ganz klar.
Was aber sind Geist und Seele? Das Geistige. Das Unsichtbare. Aber Geist ist sehr viel mehr als nur das. Er ist jene Kraft, die Leben erst erschafft, egal wie und egal welches Leben. Besteht die Quelle der Kraft aus Geist? Könnte man sagen. Sie ist Geist, sie ist reiner und unverwundbarer Geist. Seele hingegen könnte man ihre Aspekte nennen, oder viel mehr ihre Emanationen, jene Energiebänder, die das Universum und ihre Lebewesen darstellen. Darstellen? Vielleicht spielen? Sie stellen das Theater, samt Stück dar, alles, das Theater, wie das Stück selbst, ob es sich um ein Lustspiel oder ein Drama handelt, egal, und natürlich die Schauspieler, die Hauptakteure des gesamten Manövers. Zugleich jedoch sind diese Seelen (Ganzheiten des Selbst) auch die Quelle der Kraft selbst, eins mit der Quelle der Kraft – untrennbar eins.
„Das Leben ist eine Herausforderung? Für wen?“ fragt Thygyrill und dreht sich im Schneidersitz zu dem Wesen um, wodurch er jetzt mit dem Rücken zum schier bodenlosen Abgrund hockt.
„Für uns alle“, sagt das Wesen, wobei es natürlich nicht spricht wie Menschen sprechen. Dennoch übermittelt es Thygyrill genau das und Thygyrill, der ja auch nicht mehr spricht wie ein Mensch, übermittelt dem Wesen auch genau das.
„Ich bin böse“, klagt Thygyrill.
„Wer sagt das?“
„Eigentlich niemand. Aber ich weiß, dass ich böse bin, weil ich die Dinge auf eine sehr bösartige und grausame Art wahrnehme.“
„Du meinst das mit Ysil und ihrem Drachen?“
„Woher weißt du das?“
„Ich weiß es eben. Das war nicht bösartig und schon gar nicht grausam. Ysil und ihr Drache haben sich ausgetauscht. Blut und Blut sind eins, genauso wie Geist und Seele eins sind. Wir nennen es Blut, weil es fließt. Der ständige Lebensfluss. Der Blut- und Bewusstseinsfluss.“
„Ich verstehe nicht.“
„Ysil legte ihren Kopf in Sir Izmirs Herz. Welch wundervolles Bild. Du bist noch immer viel zu sehr Mensch, Thygyrill, weil du dieses Bild nicht als das erkennst, was es tatsächlich darstellt. Sicher wäre es ein noch größerer Vorteil gewesen, wenn du auf Arimas Anweisung gehört und nicht geschaut, sondern mit all deinen Sinnen 'gesehen' hättest.“
„Was hätte ich 'gesehen'?“
„Fließende Energie, die wie aus einem Vulkan hervor bricht. Oder vielleicht Energie, die wie ein Feuerwerk am Himmel explodiert. So was in der Art. Sir Izmirs Blut ist nun Ysils Blut, das sie in ihrem Kopf empfangen hat und er in seinem Herzen. Kopf und Herz haben sich vereinigt. Blut und Blut sind eins.
Wir sammeln Bewusstsein. Wir sammeln so viel Bewusstsein wie nur möglich. Deshalb gibt es das Universum. Deshalb gibt es die Seelen, die sich an den Bewusstseinsstrom hängen, den sie selbst erschaffen haben.“
Wie ich bereits sagte. Aber wie gesagt, man soll nicht sofort alles glauben, bevor man es nicht weiß. Ach, noch immer so viel Kopf! Zu viel Kopfsache! Kopf und Herz sollen doch eins sein, so wie Diese und die Andere Seite eins sein soll.
„Du beantwortest gleich zwei Fragen auf einmal. Eben wollte ich fragen, ob Ysil recht hat und Arima niemals die beiden Energien harmonisieren hätte dürfen.“
„Er hat die Energien so verteilt, wie es für alle Lebewesen am besten ist. Und am besten ist für alle Lebewesen, dass sie so viel Bewusstsein wie nur möglich schöpfen.“
„Das hört sich nach Sklavenarbeit an. Für wen schöpfen wir Bewusstsein?“
„Für uns, Thygyrill! Nur für uns selbst!“
Und im nächsten Moment war das Wesen verschwunden, ohne dass Thygyrill es fragen konnte, woher es kommt und wer es ist.
In Windeseile macht sich Thygyrill auf zu seinem weißen Palast und hofft, Arima anzutreffen. Aber weder sein weißer Palast, noch Arima sind da. Nicht einmal die Stadt ist da und auch nicht die angrenzende Gegend, die Wälder und Wiesen und Felder und all das. Nichts ist da. Nichts?