Die Besessenheit aus der Sicht der Psychoanalyse.

Pavel07

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Was denkt ihr darüber?

Ich verlinke einiges für den Anfang, und dann ich bitte mich um eure Meinungen. LG. Danke im voraus.



Der Individuationsprozess nach Carl Gustav Jung​


Ziel der Individuation oder Ganzwerdung ist nach Carl Gustav Jung die Menschwerdung - die Entwicklung des „Selbst“. In einem ersten Schritt auf diesem Weg soll das Unbewusste, das Dunkle, der Schatten akzeptiert und in die eigene Persönlichkeit integriert werden. In eine Persönlichkeit, die vorher nur das Helle, das sozial Akzeptiere kannte.


Auf diesem Weg lauern Gefahren. Der Mensch begegnet dort den Archetypen. Sie besitzen große Macht. Manch einer verliert sich darin und hält sich fortan für einen gottgleichen Übermenschen. Oder für die von Liebe besessene Übermutter, für ein Lichtwesen oder gar für einen Engel. Für einen Schamanen, einen Magier, eine Hexe oder eine Heilerin.​


Licht und Schatten​


Der Verlust des Selbst führt zur „Ich-Inflation“. Man fällt einer neuen Besessenheit anheim, wird wieder zum „Spielball unbewusster Mächte“, aus deren Fängen man sich durch das Erkennen und Anerkennen der Archetypen im eigenen Unbewussten ja gerade befreien wollte.​



Der Begriff „Dämon“ versucht ein seelisches Phänomen zu fassen, wobei im Christentum vor allem um den Umgang mit dem Bösen ginge, also um ein Verhalten angesichts Versuchung und Anfechtung. Während die Kirche dazu eine mythologische Sprache verwendt, um Erscheinungsformen, Technik und Wirkung der „Dämonen“ zu fassen, verwendet die empirische Psychologie vor allem Begriffe aus der tiefenpsychologischen Affekt- und Komplextheorie. Dabei bestehe die Gefahr einer psychologisierenden Phänomenbeschreibung darin, die Wirklichkeit des Bösen und Abgründigen mehr zu verschließen als zu eröffnen.​


Für die mythologische Sprache ist Projektion die Täuschung durch den Dämon, der uns in seinen Bann zieht; fremde Projektionen wirkten wie böse Geister auf uns ein. Für die Psychologie (C.G. Jungs) ist die Projektion „eine unbewußte, d.h. nicht wahrgenommene und unabsichtlich geschehene Hinausverlegung eines subjektiven seelischen Tatbestandes in ein äußeres Objekt`“ (a.a.O., Zitat von M.L. Franz , S.13). Die Ursache für Projektionen seien für C.G. Jung Komplexe. Dämonenen erscheinen insbesondere als autonome Komplexe. Ein stark gefühlsbetonter Inhalt, der bei uns heftige Emotionen auslöse, den wir aber aus unserem Bewusstsein verdrängt haben, stehe am Anfang eines Komplexes. Ein Komplex versetze uns „ in einen Zustand der Unfreiheit, des Zwangsdenkens- und handelns.`“ (Zitat, a.a.O., S.14; aus C.G. Jung,GW, 8 Bd. Zürich , S.111) .


“Dämon” ist ursprünglich, wie oben beschrieben, kein psychologischer, sondern ein folkloristischer oder mythologischer Ausdruck, dem in der Jungschen Psychologie die autonomen Komplexe entsprechen. Komplexe sind als “Brennpunkte”, gewisse stark emotional geladene Vorstellungskonglomerate, die durch emotionale Reaktionen Antworten auf Reize stört. Komplexe sind relativ autonom sein und bilden dann abgesprengte, unbewußte Teilpsychen, welche das Ich beherrschen. Aus dieser Sicht hat C.G. Jung großes Verständnis für die kirchliche Lehre, welche die Dämonen als eigenständige Wesen betrachten. Wenn die Bibel von Besessenheit reden, so beschreiben sie die Wirkung des Komplexes und erkennen dabei an, dass der Besessene nicht eigentlich legitim krank ist, sondern unter einem unsichtbarem geistigen Einfluß leidet, dessen er auf keinerlei Weise Herr werden kann. Dieses unsichtbare Etwas ist der genannte autonome Komplex, ein unbewußter Inhalt, welcher dem Griff des bewussten Willens entzogen ist. (Anselm Grün, „Der Umgang mit dem Bösen“ 2011).


Ok, wer kein Interesse hat, kann das ganze ignorieren. Aber wer etwas zu sagen hat, das würde mich sehr freuen. Aber ich bitte um die zuverlässige Quellen.
 
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Ich schreibe, wie so oft, und ohne weitere Recherche, einfach mal frei ,
aus meinem düddeligen Nicht-Google Verstand. Bei sog. "religiösem Wahn"
oder dem sog. "jugendlichem Irre-Sein" spielten natürlich der Glaube und damit,
das "übersteigerte" Bewußtsein und eine "überhöhte" Wahrnehmung der Aussenwelt,
immer eine Rolle. Doch, gerade bei den schizoiden Persönlichkeiten (vgl. Riemannn),
spielt die "Innenwelt" eine zentrale Rolle. Die Innenwelt ist hier jedoch selten "echt" reflektiert,
da der schizoide Typ sich ja oftmals selbst zum "Zentrum des Universums" erklärt.

Beim depressiven Typus hingegen ist die "Außenwelt" Maß aller Dinge,
weil er ja von Ihr beachtet, wahrgenommen und nicht "abgespaltet" sein möchte.
Nicht verlassen sein will, was der Schizoide ja, "dank seiner Bindungsangst", ja sogar begrüßt.
Hiermit ist also Freud und Jung längst von den Obermackern der Tiefenpsychologie
(z.B. Riemann) überholt worden. "Wir" sind also heute schon um Längen weiter.

Quellen, keine Problem: Fritz Riemann - Grundformen der Angst

Gilt als "Bibel der Tiefenpsychologie" und hat mir, nach dem ich etliche Werke der
Standard-Psychologie, auch die entspr. Krankheiten betreffend > Pschyrembel,
alle anderen Werke von Freud, Jung, etc. gelesen hatte, sowas von die Augen geöffnet.

Weil, bei aller Komplexität des Themas, kann man das alles "runterbrechen",
weil es immer um Ur-Archaische Dinge geht. Immer, stets und überall:

Z.B.: Nicht in dem Arm genommen worden, nicht mal gelobt worden,
nicht mal anerkannt worden, nicht lieb gehabt worden, nicht Wärme gespürt haben.
Nicht die elterliche Zuneigung gespürt haben, keine echte Nähe erfahren haben.
Niemals die Selbstverständlichkeit von Gefühlen oder gar Sexualität erfahren haben.
Daraus resultierend: Seinen Körper als absolut OK und nicht als abstoßend gesehen haben.

All diese o.g. und, hier auch ungenannten Dingen (will ja keinen zu-schwallen) führten dazu,
das fast alle, aus dem Mangel an den o.g. Dingen, zu Patienten, Pflegern, Opfern oder Psychos wurden.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Gilgamech
Gut, und welche Methoden gibt es, um diese abgespaltene Inhalte bewusst zu machen , um mit ihnen zu arbeiten? LG.
So, diese Richtung:

Dissoziative Identitätsstörung​


(Multiple Persönlichkeitsstörung)​


Von
David Spiegel
, MD, Stanford University School of Medicine

Überprüft/überarbeitet Mai 2023


Deine Meinung?
 
Besessenheit,
Schwer nachzuweisen, da es sehr ähnlich verschiedener psychischer Störungen ist. Gibt es in unterschiedlicher Form. (Bedrängnis, Umsessenheit, Besessenheit)

Individuationsprozess,
ist die sogenannte Schattenarbeit. Das Arbeiten an sich selber zwecks Lösung von Problemen mit dem Selbst.

Dissoziative Persönlichkeitsstörung,
hat aus meiner Sicht Nichts mit den Beiden anderen zu tun.

Meine Gedanken dazu.
 

Nun, etwas komplexer aber nicht ur-schwierig. Etwas von mir ist abgespalten, ich benenne es in der normalen Form als "einfache Abspaltung", in dem Sinne, wie z.B. Kinder Stofftieren Leben einhauchen, mit ihnen reden, diese zum Bewußtsein erklären. Mit ihnen reden, sich von ihnen sogar "beraten" lassen. Also eine sehr gesunde Form dieser Störung.

Die andere 1/2 gesunde Form ist die "personelle Abspaltung" à la "Mein Freund Harvey" oder Humphrey Bogarts Auftreten in dem Film von Woody Allen. Hierbei geht es, in der harmloseren Variante, um eine "Über-Identifizierung" mit Jemandem oder Etwas.

In der psychologisch "ernstzunehmenden Abspaltung" geht es aber schon um eine "Verselbstständigung der abgespaltenen Persönlichkeit". Das heißt, ich springe, innerhalb meines momentanen Seins, tatsächlich von einer Person zu Anderen, spreche sogar mit ihrer Stimme und ihrer Sprache vgl. Psycho.

Die letzte Form ist die "tatsächliche, psychologische Abspaltung" des Seins ohne bewußte oder selbst noch unter Kontrolle zu bringende "Sprünge vor und zurück", wo ich tatsächlich dissoziativ, also "echt getrennt" auftrete: Bsp.: Dr. Jekyll und Mister Hyde. Hier hat das tja, wie soll ich es nennen "Gegen-Selbst" komplett die Kontrolle übernommen und kommt "wie es Ihm(!) passt" in mein Leben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die letzte Form ist die "tatsächliche, psychologische Abspaltung" des Seins ohne bewußte oder selbst noch unter Kontrolle zu bringende "Sprünge vor und zurück", wo ich tatsächlich dissoziativ, also "echt getrennt" auftrete: Bsp.: Dr. Jekyll und Mister Hyde. Hier hat das tja, wie soll ich es nennen "Gegen-Selbst" komplett die Kontrolle übernommen und kommt "wie es Ihm(!) passt" in mein Leben.
Hm, @Gilgamech , mir erinnert das ganze den Film :


Den hatte ich aber sehr viel gesehen ( auch gelesen). Der Held bringt doch am Ende das ("eigene") "Doppel- Ego" um, sozusagen, kann man es auch als die Ab-Spaltung betrachten?, so meine Frage an dich.

Der Held von "Psycho" dissoziiert aber nicht, denn er weiß sehr gut, was er macht, hat keine Gedächtnis-Lücken usw.. Und er plant sehr gut alles, oder? Er ist bestimmt der Mörder, der Verbrecher und sexuell besessen, total destruktiv, aber nicht abgespalten, ist es korrekt, oder? LG. Danke im voraus für die Antwort.
 
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Was denkt ihr darüber?
Hallo nochmal Pavel, ich bin natürlich zu wenig auf die Besessenheit an sich eingegangen,
was Dir, so meine ich, ein eigentliches Anliegen war. Daher hier, meine 2 Cent:

"Besessen", wie "in Besitznahme nehmen wollen", etwas "besitzen" , "besetzen" wollen,
setzt erstmal einen Wirt voraus, auf dessen Buckel man reiten möchte. Hier, unser Selbst.
Diese "InBesitzNahme" setzt voraus, der der Wirt (ich/wir/uns) sich offen für eine Besetzung erklärt.
Soll heißen, jede Besetzung erfordert eine "gewisse Schwachheit des Wirtes", daher werden auch
meist keine "starken Wirte" gekapert, sondern schon "Angeschlagene", meist, aber, nicht nur.
Weil, wenn es Dämonen gibt, die nicht wir selbst sind, was wir meist sind, sollten diese sich doch
eher an die Stärkeren Recken krallen!? Da aber Dämonen keine "Teufel" sind, daher feige und im
Hintergrund agieren, wählen sie die "schwachen Opfer". Ok, was sind Dämonen?
Sie sind der "schwache, feige Anteil" in uns selbst, der dadurch Geburt findet,
weil er folgende Unter-Eigenschaften der folgenden Grund-Eigenschaften hat:
  • Neid
  • Völlerei
  • Habgier
  • Wollust
  • Hochmut
  • Trägheit
  • Zorn
Diese sieben Todsünden haben aber mächtige Gegner. Die Wahrheit und "den rechten Weg".
Daher wählen Dämonen stets die leichten Unter-Eigenschaften der Todsünden aus, und, wohlgemerkt,
Dämonen sind aus uns, sie sind keine eigenständigen Lebewesen. Sie sind die Dinge in uns, die das
Redliche in der Welt ablehnen, sich aber nicht trauen "die Sünde wider dem Geist zu begehen",
sondern auf die Sticheleien und Unredlichkeiten dazwischen aus sind. Die keinen fiesen Nager,
Wiesel, Wadenbeißer, Kakteen oder Insekten, die uns zwar nicht töten, aber beständig piesacken.

Die beißen, zwicken und uns das Leben schwer machen. Uns Latten, Bretter und Bäume in den
Weg werfen, den wir gerade gehen möchten. Uns die Haare ins Gesicht wehen und uns alles
mögliche schwer machen, was sonst eigentlich leicht zu handeln ist.

Dämonen sind das, was in uns Selbst unser eigentliches Ziel vereiteln möchte.
Der Verhinderer der "guten Aktion". Damit ist Besessen-Sein nichts anderes,
als das wir uns Selbst auf unseren eigenen Buckel springen und uns auf den
Selbigen kloppen. Wohl aber geneigt, uns nicht zu sehr zu verletzen, weil,
einen Toten kann man nicht so schön quälen, als das eigene, lebendige Selbst.
 
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