Noch einmal zum Begriff: "NTE": Moody selbst sprach immer von "Nachtod-Erfahrungen", so wie auch die Reanimierten, die felsenfest von der Realität des Erlebten überzeugt waren, davon, daß sie die Schwelle des Todes überschritten hätten.
Ja, das muß man halt überdenken, ob das richtig ist. Lange nicht jeder Mensch mit einem Nahtoderlebnis erlebt das in dieser Literatur Beschriebene. Sondern diese Literatur greift eben genau wie die Forschung auch Extremfälle auf, die sie gerne als wahr beweisen will.
Wenn man gerne glauben will, daß es ein Leben nach dem Tod gibt, dann ist das ja gut und schön. Aber ist es nicht sinnvoller, sachlich an die Sache heran zu gehen?
Die von den Nahtodlern beschriebenen Erfahrungen sind Erfahrungen, die Menschen auch in Meditationen machen.
Der logische Schluß ist meines Erachtens, daß die Vermutung der Nahtodler, sie seien in das Reich des Todes übergetreten, schlicht und einfach falsch ist. Ich habe Respekt dafür, wenn sie das so erleben und kann es ihnen auch lassen, aber sie haben einfach eine Wahrnehmungsverschiebung erlebt, wie sie bei der Meditation ebenfalls vorkommt. Und dann haben sie an einem Ablauf von kognitiv so veranlagten Wahrnehmungen teilgenommen, wie sie ebenfalls in der Meditation in diesen Abläufen erlebbar sind. Und zwar natürlich ohne daß man es will, die Kognition stellt diese Abläufe ganz einfach so her, wenn sich während der Meditation Spannung im Gehirn und in den Sinnesnerven reduziert. Wer die Erfahrung nicht macht, weiß das nicht und kann das nicht glauben und glaubt daher dem ja sicherlich interessanten Gedanken, daß "Nahtod" auch "Nachtod" sein könnte. Dem ist aber natürlich mit nichten so. Denn es sind immer die gleichen Dinge, die Menschen bei der Meditation erleben: die, die auch "Nahtodler" erleben.
Der einzige Unterschied ist wohl, daß ein Nahtodler seine Erfahrung nicht einordnen kann, während den Meditierenden ein Lehrer durch seinen Prozeß leitet. Im günstigen Falle.
Der Begriff "Nahtod-Erfahrung" ist ein Kompromißbegriff und ein Tribut an die Kritiker. Man einigte sich darauf mit dem Argument, die Reanimierten seien keineswegs "tot" gewesen, auch wenn alle medizinischen Kriterien eines klinischen Todes erfüllt gewesen seien, sonst hätten sie kaum von ihren Erlebnissen Bericht erstatten können. Dieses Argument brachte systematisch der katholische Theologe Hans Küng vor (die Amtskirchen tun sich schwer mit der NTE-Forschung, eine offizielle Stellungnahme des Vatikans liegt auch nach 30 Jahren Forschungsarbeit nicht vor; verständlich, da hier gewisse Dogmen und Mystizismen klar fallen, wie etwa das eines jenseitigen Strafgerichts).
Es ist vor allem auch naturwissenschaftlich betrachtet Quatsch, eine Lebenserfahrung zu einer Todeserfahrung zu machen, da braucht man die katholische Kirche nun nicht vorschieben.
Es kommt immer wieder der Einwand, die wiederbelebten Patienten seien ja gar nicht "richtig" tot gewesen, die erfolgreiche Wiederbelebung zeige das. Diesen formallogischen Einwand hört man in Diskussionen oft. Auf diesem Argument baut auch der Theologe Hans Küng seine Gegenposition auf:
"Keiner, der zurück ins Leben kam, hatte die Schwelle zum Tod überschritten.
"Formallogischer Einwand"? Äh, Entschuldigung. Das ist doch bitte kein formallogischer Einwand!
Da der Tod noch nicht eingetreten sei, könnten NTE-Erlebnisse auch nichts über ein Leben nach dem Tod aussagen:
"Was ist von dem Ganzen aus theologischer Perspektive zu halten? Kurz gesagt: Nichts!" (Hans Küng, Ewiges Leben, München 1982, S. 26)
Lange nicht nur aus theologischer Sicht ist davon nichts zu halten. Finde ich. Da gibt es noch viele viele weitere Perspektiven, die einen davon abhalten könnten, einfach den Erzählungen von Menschen zu glauben, die gar nicht wissen, was sie da erlebt haben. Sie würden ihr Erleben aber 1:1 in der Literatur anderer Kulturen wiederfinden.
Deshalb schlage ich vor, zwischen "klinischem Tod" und "biologischem Tod" zu unterscheiden. "Biologisch tot" nennen wir dann jemanden, der den "point of no return" überschritten hat. Die Entscheidung darüber, ob jemand endgültig tot sei, würde dann vom Kriterium der erfolgreichen Rückkehr abhängig gemacht. Selbstverständlich können wir von dieser Gruppe der Patienten keine Auskunft mehr erhalten. Für den Begriff "klinisch tot" könnte man folgende Definition als Grundlage nehmen:
Zitat:
Roche Lexikon Medizin
Man könnte sich ganz pragmatisch auf folgende Aussagen einigen:
- Zum Zeitpunkt y war Person X im medizinisch definierten Sinne (s.o.) tot.
- Zum Zeitpunkt y+n war Person X im medizinisch definierten Sinne wieder lebendig.
(Dabei ist "n" eine Zeitvariable. In der Medizin geht man davon aus, daß 5 Minuten nach erfolgloser Reanimationsbemühung der biologische Organismus bereits so sehr geschädigt ist (die Gehirnzellen sterben aufgrund von Sauerstoffmangel ab), daß wir es bei einer glückenden Wiederbelebung nur noch mit einem willens- und bewußtseinsleeren Körper zu tun haben, der sich nie wieder regnerieren wird.)
Ich denke, mit dieser Definition von *Nahtod* kann man leben.
ähm, der medizinische Tod ist biologisch und nicht klinisch. Klinisch ist der Tod nur aufgrund einer Diagnosestellung vorhanden. Auch am biologisch lebenden Menschen. Er ist dann nur klinisch tot, also durchaus noch lebendig.
Nahtoderlebnisse hätten die Menschen schon tausende vor ihrem klinischen Tod erleben können, wenn sie meditiert hätten. Dann hätten sie sich nach dem Aufwachen auch anders geäussert: "ich habe wunderbar meditiert. Alles ist wie immer."
lg