Wer sagt das, warum sollte es beim Tier anders sein, wie beim Menschen? Das Leid des Tieres hat auch einen höheren Grund und ist kein Argument, beim Tier das Leben zu beenden aber beim Menschen nicht. Ich kann mich dieser Sichtweise nicht anschliessen und sage, wenn dann beide erlösen oder beide nicht erlösen.
Deshalb ist es wichtig, die
Unterschiede in der Wesensnatur zwischen Tier und Mensch zu kennen und ihren jeweiligen Bezug zur geistigen Welt zu verstehen.
Wie sollte ein Wesen über die
Ursachen seines Leides
nachdenken und
reflektieren können, wenn es,
geist-los und
ohne Selbst-Bewusstsein, hierzu
gar nicht fähig ist? Wie sollte es aufgrund dessen
Erkenntnis gewinnen können über den
Sinn und die
Weisheit, die mit seiner Leid-Erfahrung verknüpft sein sollen?
Es ist für uns
Menschen eine höllische Qual, inmitten unseres Leides nach der Frage über dessen Grund und Sinn vollkommen
unerhört zu bleiben. Wenn wir schmerzgepeinigt unser "Warum?" in das Universum hinausschreien, wieder und wieder, aber uns fortwährend nichts anderes antwortet als schreckliches Schweigen - sehnen wir uns in diesem Augenblick nicht selber nach den
eigenen Tod? - Nun: Wir Menschen
werden Antwort bekommen, früher oder später, und diese Antwort wird uns dazu beseelen und begeistern, auf unserem Werde-Weg zur Christus-Ähnlichkeit weiter voranschreiten zu wollen. Und dann, zurückblickend auf unseren schweiß- und blutbefleckten Leidensweges, werden wir von inniger Dankbarkeit und tiefer Ehrfurcht ergriffen vor der heiligen Mission von Leid und Schmerz. -
Dem Tier aber bleibt jener Entwicklungsprozess vorenthalten.
Wir sollten wissen und verstehen, worin Christus uns Menschen ermahnt und gewarnt haben will, als er sagte:
"Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!" - Denn die Natur "tut" ihren Schützlingen
nichts, nichts, was ihnen Leid bringt, damit sie daraus "lernen". Ein Mensch also, der ein Tier wissentlich leiden
lässt oder ihm sinnloses Leid zufügt, der versündigt sich nicht nur gegen die Kreatur, sondern auch gegen den
Christus, der mit ihrer Seele intim verbunden ist und unter dessen persönlichem Schutz sie steht. -
Die Frage, warum denn die Tiere
überhaupt leiden können, obschon sie aus dem Leid keinerlei Nutzen ziehen können, ist in der Tat berechtigt. Darin nämlich liegt etwas von der tiefen Tragik des Tier-Seins, die mit ihrer Evolution auf der Erde verbunden ist: Zwischen dem ich- und empfindungslosen Pflanzen-Wesen und dem beseelten und selbst-bewussten Menschen-Wesen sind sie gezwungen zu verharren und stumm und duldsam ihr verträumtes Dasein zu fristen, bis ihre Zeit gekommen sein wird, in der ein individuelles, leidens
fähiges Ich in sie einziehen kann. So verstehen wir auch die rätselvollen Wortes des Apostels
Paulus, die er über das Schicksal der Tiere äußerte:
"Rings um uns her wartet alle Kreatur mit großer Sehnsucht darauf, dass in der Menschheit die Söhne Gottes zu leuchten beginnen (die Menschen das wahre Christus-Prinzip in sich verwirklicht haben werden).
Die Kreatur ist der Vergänglichkeit unterworfen (dem
einmaligen Leben und Sterben),
nicht um ihrer selbst willen, sondern um dessentwillen, der sie in die Vergänglichkeit mit hineingerissen hat (Luzifer durch den Sünden-Fall),
und so ist in ihr alles von Zukunftssehnsucht erfüllt. Denn auch durch die Kreaturreiche soll der Atem der Freiheit(!)
hindurchgehen; die Tyrannei der Vergänglichkeit soll aufhören. Im Hellwerden der Geistessphäre wird die Unfreiheit abgelöst von der Freiheit(!),
die allem Gottentsprossenen zugedacht ist. Wir wissen, dass die gesamte Kreatur in den Wehen einer Neugeburt leidet und seufzt, bis auf den heutigen Tag. Sie tut es nicht allein; sie tut es mit uns, die wir die Erstlingsgaben des neuen Geistes (das selbst-bewusste Ich mit all seinen Fähigkeiten)
empfangen haben und doch schmervoll dem Geheimnis der Sohnschaft (durch Karma dem Christus ähnlich werden)
entgegenharren, die für uns, bis in unsere Leiblichkeit hinein, die Erlösung mit sich bringen wird."
(Römer 8, 19 - 23)