Wie kann die bloße Erkenntnis hilfreich sein?

Liebe Daisy,

Eine Familienaufstellung kann helfen, wenn intakte soziale Fähigkeiten durch eine Verstrickung blockiert sind. Sie kann aber nicht fehlende Fähigkeiten herbeizaubern.

Die Fähigkeit der Beziehung zu anderen Menschen ist etwas, das einem Kind nicht in die Wiege gelegt ist - es ist das Ergebnis eines Lernprozesses (v.a. in der Beziehung mit den Eltern.)

Wenn sich ALLE Menschen von Dir abwenden (sogar eigene Geschwister und eigene Kinder) - dann kann es nur daran liegen, dass bei Dir dieser Lernschritt zu tragfähigen menschlichen Bindungen aus irgendwelchen Gründen nicht erfolgt ist. (Bei Dir ist es ja mehr, als "Aussenseiter" zu sein - ein Aussenseiter gehört ja noch irgendwie zur Gruppe. Während bei Dir anscheinend alle überhaupt keinen Kontakt mehr haben wollen - ohne dass Du bemerken dürftest, warum Dich die anderen als so unerträglich erleben.)

Da hilft kein Wochenendseminar - da kann nur eine längerfristige therapeutische Begleitung helfen, in der Du von Grund auf "Beziehung" lernst. Du hast geschrieben, dass Du Dir eine Therapie nicht leisten kannst. Es gibt Möglichkeiten, dass Therapien für Menschen mit geringem Einkommen zur Gänze von der Krankenkasse übernommen werden - zB. über den Unterstützungsfonds. (Das ist in Österreich von Bundesland zu Bundesland verschieden. Da müßtest Du Dich erkundigen.)

Liebe Grüße, Reinhard
 
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Daisy schrieb:
Nochmals meine Frage:
was bewirkt das bloße Erkennen?
Ich nehme mal an in deinem Fall nicht viel - weil du eine Erwartungshaltung hattest, die durch deine Aufstellung anscheinend nicht befriedigt wurde.

Und du brauchst nicht in die Opferrolle gehen wollen - da bist sowieso schon lang drinnen - denn, solange du dich für nicht angenommen und ausgeschlossen hältst - und dies immer und immer wieder betonst - bist du Opfer - auch wenn du nach aussenhin stark dastehen möchtest.

Bei Trinergy nennt sich das Star - das sind die Opfer, die nach aussen hin tun, als ob sie keins wären.

Gut - du hast das Schwere an deine Großmutter zurück gegeben - und was dann? Hat dich dein Aufstellungsleiter dazu animiert, deine Mutter bewusst an zu schauen? Und sie dich?
 
Lieber Reinhard,

danke für deine Antwort. Jetzt komme ich mir nicht mehr wie eine Aussenseiterin vor, sondern wie ein Alien .... ;)

Das wolltest du bestimmt nicht, das weiß ich doch!

...ohne dass Du bemerken dürftest, warum Dich die anderen als so unerträglich erleben.

Ich habe über diese Aussage lange nachgedacht und komme auch zu einem
Ergebnis betreffend den Grund, warum ich oftmals auf massive und/oder unterschwellige Ablehung stoße. Er liegt darin begraben, dass ich stets
etwas Forderndes an den Tag lege, also eine Erwartungshaltung kommuniziere. Diese Erwartungshaltung ist so ausgerichtet, wie ICH reagieren
würde, wenn ....

zB ich schenke jemanden etwas - und erwarte ein umgehendes "Danke",
nicht erst Wochen später, und dann vielleicht auch noch, weil man sich
zufällig trifft. Wenn ICH etwas bekomme, dann bedanke ich mich sofort.

zB bei der Elternvereinsitzung wg. Schulfest werden Kosten für Tombola-Lose festgelegt. Ich finde sie weit überzogen, weil Familien mit mehreren Kindern schlecht dabei wegkommen. Das sage ich auch so. Aber mein Einwand, den
ICH als gerechtfertigt empfinde, wird überhaupt nicht zur Kenntnis genommen.

zB ich schreibe jemandem eine lange Mail, einen Brief, auch inhaltsreich. Meist
bekomme ich wochenlang gar keine Antwort, und dann eine, die viel meines
Inhalts ignoriert. Wenn ICH ein Schreiben bekomme, dann antworte ich
recht rasch und gehe auch im Einzelnen auf den Inhalt ein.

zB ich bekomme etwas geschenkt, das offensichtlich eine last-minute-Aktion war, lieblos rüberkommt und absolut nicht meinen Geschmack trifft, obwohl der/die Betroffene mich gut genug kennt. Ich bin dann gekränkt. Wenn ICH etwas schenke, ist es immer gut überlegt und sagt was aus.

zB Geschenke meiner Schwester zum Geburtstag, zu Weihnachten etc.
kommen entweder gar nicht oder Wochen später. Sie meint, das sei unwichtig, Hauptsache, dass überhaupt. MIR passiert das niemals, ich
weiß, wann sie Geburtstag hat und für mich ist Weihnachten am 24.12. und
nicht Mitte Januar.

Lange Rede, kurzer Sinn:
der Fehler liegt sicher darin, dass ich nur meinen eigenen Maßstab (innerlich) gelten lasse, alles andere werte ich (innerlich) ab, weil es mir nicht "richtig"
erscheint. Hat auch damit zu tun, dass die bedingungslose Akzeptanz von
meiner Seite fehlt. Und vorallem die Toleranz.

WIE KANN ICH DIESES VERHALTENSMUSTER, MIT DEM ES MIR UND DEN
ANDEREN SCHLECHT GEHT, ÄNDERN??????
Wie bekomme ich den Balken vor den eigenen Augen weg, bevor ich nach
Splittern in den Augen der anderen Menschen suche??????

***

Wenn sich ALLE Menschen von Dir abwenden....

Das Thema "Kontaktabbrüche" und "Scheidungen" hat schon, glaube ich, systemische Ursachen.
Die Beziehungsabbrüche (Ausgrenzungen???) gibt es seitens meiner Mutter
zahlreiche. Das sind Fakten, das denke ich mir ja nicht aus: kein Kontakt zu
ihrem eigenen Vater nach dem Tod seiner Frau (= für mich kein Kontakt zu
meinem Opa). Kein Kontakt zu ihren beiden Brüdern (= für mich kein Kontakt
zu meinen Onkels). Mein Bruder hat nicht nur den Kontakt zu mir abgebrochen, sondern auch zu meiner Mutter (= keine Kontakt zu meinen
Nichten und Neffen).
Mein Bruder ist 3x (!) geschieden, meine Schwester 1x, ich 1x.
Rein gefühlsmäßig ist das nicht nur eine "Zeiterscheinung", wie meine Mutter
das sieht, sondern da hat's was im System.
Das würde ich schon gerne rausfinden.

...Verstrickung...

als Schlagwort. Hier möchte ich der Vollständigkeit halber noch etwas anführen. Es ist je meist so, dass man sich (erst einmal) einen Lebenspartner
"sucht", unbewusst natürlich, mit dem man das, was in der Herkunftsfamilie
gelebt wurde, wiederholten kann.

Mein Part war, dass ich das Verhalten meiner Mutter 1:1 übernommen hatte
(das habe ich aber auch erst zu spät bemerkt).

Auf der anderen Seite, also der meines Mannes, hat sich ebenfalls ein ganzes
Konstrukt wiederholt: auch sein Vater ließ sich von seiner Mutter scheiden, sie musste (so wie ich) von zuhause ausziehen, die Kinder (also mein
Mann und sein Bruder) blieben beim Vater, so wie meine Kinder jetzt.
Die Mutter meines Mannes hat das nicht verkraftet und hat sich das Leben
genommen.
In meiner aller ersten Aufstellung vor über 3 Jahren musste ich demnach
zu meiner verstorbenen Schwiegermutter sagen: "...und ich gehe nicht, so wie du, sondern ich bleibe, aber ich achte dein Schicksal".

Vielleicht ist das der Grund, warum ich bis jetzt tatsächlich geblieben bin.
Ganz rationell weiß ich auch, dass mein Mann eine große Wut auf seine
Mutter hatte (hat), weil sie eben gegangen ist. Und ich vermute, dass auch seine Bindungsängste hier ihren Ursprung haben könnten.

Obwohl wir geschieden sind, glaube ich, dennoch eine Verstrickung zu spüren,
die ich gerne lösen möchte.

Wäre schön, wenn du dich nochmals melden würdest. Einstweilen vielen
Dank für's "zuhören" und lieben Gruß,

Daisy
 
Hallo ChrisTina,

danke auch dir für deinen input.

Durch die Aufstellung hatte ich gehofft, einen Grund für das Ausgegrenztsein
zu finden. Und ich hatte gedacht, dass die Erkenntnis mich wegbringen
würde von der übernommenen Rolle, hin zu dem, was ich mein "echtes" ich
nenne. Das würde ich nämlich gerne leben.

Ich habe immer öfter das Gefühl, kurz vor dem Ziel zu sein, aber irgend etwas
ist da noch zum (auf)lösen.

Und du brauchst nicht in die Opferrolle gehen wollen - da bist sowieso schon lang drinnen -

Ich MÖCHTE aus der Opferrolle raus!!!

auch wenn du nach aussenhin stark dastehen möchtest

Ich fühle mich ja nicht wohl in der Opferrolle! Niemand möchte "schwach"
dastehen, also bin ich froh, dass mir die Stärke im Äußeren gelingt. Für's
erste. Mein Ziel ist es, das Innere dem Bild anzupassen.

Hat dich dein Aufstellungsleiter dazu animiert, deine Mutter bewusst an zu schauen? Und sie dich?

Ich weiß, das klingt komisch - aber ich weiß es nicht mehr so genau. Ich
war nicht selbst in der Aufstellung. Am Schluß war ich (also wirklich ich selbst) ziemlich aufgelöst und aufgewühlt, meine Gedanken waren total bei der Ur-ur-Urgroßmutter und was da wohl geschehen sein mochte.
(Wochen später habe ich meine Mutter gefragt, die wußte von keinem
Vorkommnis).


Beim googeln nach einer Erklärung für diesen Begriff bin ich auf deinen
Thread von Juli/August 2005 gestoßen und habe ihn auch komplett gelesen.

Das letzte Posting darin:

Noch ein praktisches Beispiel zur Auffrischung der Erkenntnisse ;-)

Jemand fühlt sich in der Firma und/oder dem Freundeskreis nicht angenommen - nicht dazu gehörend - und fragt Gott und die Welt woran es liegen könnte.

Meine Fragen an Euch - wie könnte diese Person aus ihrem persönlichen Drama aussteigen?

Ich mein, ich für mich sehe nur einen zielführenden Weg, aber vielleicht seid ihr ja kreativer als ich.
__________________
Liebe Grüße
ChrisTina

Schade, dass es keine Antworten gab.
Ziel ist wahrscheinlich eine "ich bin o.k./du bist o.k." Haltung, also eine
win-win-Situation. (Gibt's dafür bei Trinergy auch einen Begriff??)

Aber WIE könnte diese Person aus dem Drama aussteigen? Ich weiß es auch
nicht wirklich.
Welcher Weg wäre für dich der zielführende?

Wäre ehrlich gespannt auf deine Antwort.
Danke für deine Unterstützung,

lieben Gruß,
Daisy
 
Daisy schrieb:
WIE KANN ICH DIESES VERHALTENSMUSTER, MIT DEM ES MIR UND DEN ANDEREN SCHLECHT GEHT, ÄNDERN ??????
Liebe Daisy,

Jetzt habe ich mich erinnert - Du hast an anderer Stelle über das Nichts-Spüren geschrieben.

Das verstandesbetonte Nachdenken über Dich selbst ist höchstwahrscheinlich Teil des Problems - es verstärkt das Problem und verhindert eine Lösung. Es geht nicht bloß um Veränderung von Verhaltensmustern - sondern um Lösung der Gefühle, aus denen die Verhaltensmuster kommen.

Solange man um sich selbst kreist, ist man nicht offen für andere Menschen und bemerkt ihre Gefühle und Wünsche nicht - was ein wesentlicher Bestandteil einer Beziehung ist.

(Möglicherweise ist in Dir enorm viel verdrängte Wut, die andere Menschen spüren, wenn sie Dir begegnen - und vor der sie sich zurückziehen.)

Wie schon gesagt : Beziehung kann man nicht im Kopf und durch Nachdenken lernen - sondern nur im Kontakt (und wenn notwendig : im therapeutischen Kontakt.)

Was mir noch eingefallen ist : es gibt das "Katathyme Bilderleben". Bei dieser Form der Psychotherapie über "Tagträume" kann man sich und seine Form der Begegnung mit anderen Menschen durch symbolische Bildreisen (therapeutische "Tagträume") ungeschminkt kennenlernen und über die Wirkkraft der Symbole (die die Kraft eines vom Verstand gesteuerten und kontrollierten Gespräch bei weitem übersteigt) auch in sich Lösungsprozesse einleiten.

Liebe Grüße und alles Gute,

Reinhard
 
Daisy schrieb:
Ja, es gab ein Lösungsbild: ich habe "all das Schwere" an sie (die Ur-ur-ur-Großmutter) zurückgegeben.
Wie ich Familienaufstellung begriffen habe, ist DAS nicht der entscheidende Schritt (das "Zurückgeben") - sondern nur eine Konsequenz eines grundsätzlicheren und wesentlicheren Schrittes (der mir hier fehlt).

Der wichtige Lösungsschritt wäre zB. die Beendigung der Überheblichkeit, die zur Übernahme des "Schweren" geführt hat (und mit der Du Dich anscheinend auch über die Mutter gestellt hast.)

Wenn die Überheblichkeit (oder die "Anmaßung") nicht gelöst wird - und zwar ehrlich und aus ganzem Herzen (nicht bloß als mechanisches Nachsprechen von den von der Aufstellungsleitung vorgegebenen "Lösungssätzen"), dann nutzt meiner Meinung nach das ganze "Zurückgeben" nichts.

Liebe Grüße, Reinhard
 
hallo daisy
einige ansätze gibt es ja schon...
könntest du im alltag z.b. über deinen sohn zu dem du ja noch kontakt hast herausbekommen warum deine töchter keinen kontakt mit dir wollen -was in ihren augen war

problematisch ist natürlich die mauer der stärke die du aufgebaut hast - du kommst nicht raus - kannst aber auch nichts reinlassen..

du versuchst dich ja wirklich damit auseinanderzusetzen - ich wünsche dir alles gute für deine bemühungen
...jede reise beginnt mit dem ersten schritt...
 
Hallo Daisy,

bei mir läuft es so:

ich fühlte mich ja ähnlich, wie Du. Man weiß und spürt, daß etwas ganz anderes in einem selbst drin ist, aber man kann aus seiner Haut einfach nicht heraus.

Ich habe mit einer Kinesiologin voriges Jahr im Jänner zu arbeiten begonnen. Bis zu meiner Familienaufstellung arbeiteten wir an meiner Gesamtsituation (schwerst depressiv, Kopfschmerzen, Regelbeschwerden, Raucher, Übergewicht, Inkontinenz, chronischer Husten, ..... manche dieser Dinge hätt ich niemals zugegeben, daß es sie gibt, erst jetzt wo sie weg sind, kann ich darüber schreiben) wobei ich es als reines stabilisieren empfunden habe. Wir haben meine Gesundheit auf Vordermann gebracht und die Psyche stabilisiert.

Voriges Jahr im September konnte ich leicht zum Rauchen aufhören und habe mich selbst zu einer Kinesiologie-Ausbildung angemeldet.

Im Februar bei der Familienaufstellung gings bei mir um die Geschwister und zum ersten Mal (!) kam meine Mutter ins Spiel. Bis dahin haben wir nur am Vater (der eigentlich ein sehr guter und gerechter Vater ist) gearbeitet. Jetzt seit Juni bin ich in einer Verfassung, daß es mir überhaupt möglich ist, (auch im Zuge der Ausbildung) meine "Mama-Themen" zu bearbeiten.

Es sind meine Themen dahinter. Ich lerne langsam und mühvoll mich von ihr abzugrenzen und sie und ihr Leben und ihre Entscheidungen achten zu können. Es tut weh, zu sehen, wie sie leidet. Es ist ihr aber heute nicht mehr möglich, mich mit in den Abgrund zu ziehen. Dort darf sie alleine hin. Ich durfte lernen, sie als erwachsenen Menschen zu akzeptieren, der die Konsequenzen seiner Entscheidungen sehr wohl selber tragen kann.

Sie kann mich immer noch verletzen. Aber nicht mehr so sehr wie früher. Ich kann Dinge tun, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben (sie ist nämlich auch so eine, die Dinge nur gelten läßt, wenn sie so sind, wie sie es sich einbildet, und ich wäre genauso geworden, ich habs gemerkt!!!)
Ich kann Dinge tun, obwohl ich weiß, daß sie mich dafür kritisieren wird.
Ich kann langsam aber sicher endlich erwachsen sein und einen eigenen und freien Willen haben!

Ich merke, daß es mir körperlich besser geht (kein Husten, keine Inkontinenz, viel weniger und erträglichere Kopfschmerzen, keine Regelbeschwerden, mehr Ausdauer,.....)
Ich merke, daß ich seelisch auflebe. Ich gehe ganz anders und liebevoller auf Menschen zu. Der Sex ist besser :)

Ich war im Clinch mit der Welt und ihren Menschen. Ich wurde schief angeschaut, oftmals nicht gegrüßt, immer beurteilt. Ich war ja selbst nicht anders......
Heute sind die Menschen neugierig auf mich. Ich kann auf sie zugehen. Es ist mir egal, wenn jemand beurteilt, denn ich kenne die Gründe für manche Dinge und weiß, daß ich für vieles noch einen steilen Weg vor mir habe. Ich weiß, aber auch, was ich schon hinter mir habe und daß ich den Weg gehen werde, weil ich weiß, daß es für alles einen Weg gibt und dieser zum Ziel führt!
Anders kann ich aber genau dadurch die Menschen viel besser verstehen.
Und manche Dinge sind für mich einfach nur in Ordnung, so wie sie sind.

Ich bin ich.

Und mir gehts immer besser.

Und ich beginne meine Träume zu leben. Alle, die ich bis jetzt nicht verwirklichen konnte, weil mich meine Gefühlswelt, meine Glaubenssätze und nicht zuletzt auch mein körperlicher Zustand daran gehindert haben.
 
also das mit der rolle übernehmen,wie daisy mit ihrer ururgrossmutter(?), hat mich direkt angesprungen..kanns nicht wiedergeben.. was es gerade ausgelöst hat bei mir. kann es sein,das jenes sich nicht nur auf die ahnen (oder familienmitglieder) beziehen muss?!
 
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nina3 schrieb:
also das mit der rolle übernehmen,wie daisy mit ihrer ururgrossmutter(?), hat mich direkt angesprungen..kanns nicht wiedergeben.. was es gerade ausgelöst hat bei mir. kann es sein,das jenes sich nicht nur auf die ahnen (oder familienmitglieder) beziehen muss?!
Hallo Nina,

persönliche Erfahrung von mir. Ich hatte lange Jahre Probleme im Umgang mit meiner Mutter. Irgendwie kam in ihrer Gegenwart ne Art Konkurrenzdenken auf, Eifersucht, fallweise Hass - und obwohl ich nachforschte und grübelte, ich fand keinen unmittelbaren Grund dafür.

Dann erzählte mir mein Vater - kurz nach seinem 80. Geburtstag - dass er vor meiner Mutter eine intensivere Beziehung mit einer anderen Frau hatte, die auf Grund eines Streites *auswanderte*.

Bei diesem Nebensatz seinerseits bekam ich alle Zustände, mir wurde heiß und kalt - und sobald ich zu Hause war, schaute ich mir diese Situation an. Ich *stellte* mit Steinfiguren meinen Vater, meine Mutter, die besagte Frau und mich.

Es war faszinierend zu sehen, wie ich auf diese Frau fixiert war, ich hatte keinen Blick für irgend jemand anderen - und wenn ich jetzt zB mal überlege, welche Gefühle diese Frau meiner Mutter gegenüber haben könnte, decken sich die mit denen, die ich lange Jahre meiner Mutter gegenüber *austrug*.

Ich habe es für mich gelöst, indem ich mich bei dieser Frau bedankt habe, dass sie Platz gemacht hat. Wäre sie nicht *gegangen*, wäre ich nie geboren worden. Sie ist für mich wichtig.

Jetzt achte ich ihr Schicksal und habe ihr einen Platz in meinem Herzen gegeben. Seither sind auch meine Gefühle meiner Mutter gegenüber wieder die eines Kindes - und nicht mehr die einer Konkurrentin.
 
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