Vom Greta-Komplex abgesehen: Weltverbesserer, die die Welt grundlegend umkrempeln wollen, richten in den meisten Fällen überproportional mehr Schaden an, als sie Nutzen bringen. Das liegt daran, dass sie ihre Überzeugungen als Heilslehren verstehen, die anzuzweifeln Sabotage ist. Wer nicht mitzieht, ganz gleich warum, wird als Agent des Bösen wahrgenommen.
Besonders schlimm verläuft es, wenn der Weltverbesserer in dem, was er für richtig hält, nicht nur eine wünschenswerte Zukunft sieht, sondern auch eine unschuldige Vergangenheit: die "wahre Natur" des Menschen, nach der "eigentlich alle leben wollen", die aber von gierigen Mächtigen korrumpiert wurde.
Kommt so einer an die Macht, schaltet er erst alle aus, die er zu den Kräften der Korruption zählt, stellt dann aber fest, dass sich die Welt trotzdem nicht in ein Paradies verwandelt, schließt daraus, dass es viel mehr böse Menschen gibt als erwartet, und beauftragt dann seine Geheimpolizei damit, alle ausfindig zu machen und zu eliminieren; wird also zu einem Monster, das schlimmer ist als alle, die er bekämpfen wollte.
Der Grund: Sein Menschenbild ist viel zu blumig und sein Idealismus verkappter Wahn.
Wer im großen Stil die Welt verbessern will, muss zuallererst den Menschen so anerkennen, wie er ist, und damit auch das, was ist, einschließlich aller Probleme als normal akzeptieren. Vor allem darf er sich selbst nicht davon ausnehmen.
Das ganze politische Geschrei, all die ideologischen Wahngebilde und die strukturell immer gleiche "Wenn Person X nicht wäre, könnten wir Idee Y durchsetzen, und alles wäre gut"-Litanei erweisen sich da allerdings schnell als hohl und eitel, nicht als Lösungen, sondern als Symptome des Problems.
Weltverbesserer, die diese Muster zeigen, sind besonders ärgerliche Erscheinungen, da sie das Problem deutlicher als viele andere verkörpern, aber so tun, als wären sie der Weg. Wie rosa Elefanten, die dir erzählen, sie allein könnten dir aus der Psychose helfen.
Und nun zu dem Punkt, an dem ich dir Recht gebe,
@Loop: Weltverbesserer im Kleinen, also Menschen, die versuchen, selbst so zu leben, dass sie möglichst wenig Unheil anrichten und Bedürftigen so gut wie möglich helfen, werden tatsächlich oft ausgelacht und das ist zweifellos schäbig. Ich erkläre mir das manchmal so, dass der Hohn dazu dient, das eigene Gewissen zu unterdrücken, fürchte aber, dass auch mein Menschenbild zu blumig und oft genug nichts als Sadismus der Grund ist.
(Übrigens gibt es genügend Greta-Fans, die kübelweise Mist über jedem ausschütten, der z.B. aus ethischen Gründen kein Fleisch isst oder es nicht so toll findet, dass Windkraftanlagen seltene Fledermausarten metzeln. Das ist eine große versnobte und scheinheilige Ablassbewegung, mehr nicht.)