Der rezente weltweite Sojaboom ist auf die Nachfrage nach billigem Fleisch sowie nach Agrotreibstoffen zurückzuführen. Die effiziente großtechnische Produktion ist untrennbar mit der gentechnischen Veränderung dieser uralten Kulturpflanze verbunden. Weiters kam es im Zuge der Mais- und BSE- 1.2 Broschüre 27 Krise zu einer erhöhten Sojaverwertung. Seit dem Verbot des Verfütterns von Fleisch- und Knochenmehl an Nutztiere kommt vermehrt Sojamehl und Sojaschrot zum Einsatz (Mirkes 2013; Stocker 2012
Die Länder mit dem größten Sojabohnen-Export sind Brasilien, USA und Argentinien, jene mit dem größten Import China, die EU und Mexiko. Der zunehmende Fleischkonsum ist die Hauptursache für die kontinuierliche Ausweitung des Sojaanbaus. Etwa drei Viertel der weltweiten Sojaproduktion werden in der Tierfütterung eingesetzt, vor allem in der Geflügelund Schweinehaltung. Von 1967 bis 2007 stieg die Produktion von Schweinefleisch um 294 %, von Eiern um 353 % und von Geflügelfleisch um 711 %; in derselben Zeitspanne konnten die Produktionskosten für diese Nahrungsmittel im Verhältnis gesenkt werden. Als weltweit wichtigstes Futtermittel stellt Soja eine Schlüsselkomponente der industriellen Landwirtschaft dar, die diese Entwicklungen möglich gemacht hat (WWF Deutschland 2014).
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In Österreich wird Soja hauptsächlich in Form von Sojakuchen importiert, der zur Fütterung verwendet wird. Insgesamt werden jährlich ca. 503 000– 815 000 t Soja importiert, wovon ca. 13 % auf gentechnikfreies Soja und 87 % auf GVO-Soja entfallen. (...) Soja ist hinsichtlich der Fütterungseigenschaften speziell in der Schweineund Geflügelfütterung nur schwer durch alternative heimische Eiweißquellen ersetzbar. (...) ). Drei Viertel der weltweiten Sojaernte wird zu Tierfutter verarbeitet. Für 1 kg Hühnerfleisch werden ca. 575 g Soja verfüttert (Fink 2015).
Soja ist aus dem Lebensmittelbereich nicht mehr wegzudenken. In etwa 6 % der globalen Sojaernte werden direkt als Lebensmittel verzehrt (WWF Deutschland 2014). Sojabestandteile sind in ca. 30 000 verschiedenen Lebensmitteln enthalten (...) Die heimische Nahrungsmittelindustrie zählt zu den Hauptabnehmern des österreichischen Sojas und ein Großteil der Ernte wird hier weiterverarbeitet. 2009 verarbeiteten die österreichischen Betriebe 40 000–45 000 t Speisesoja. Neben der GVO-Skepsis beeinflussen auch sich ändernde Ernährungsgewohnheiten, gesundheitliche Aspekte wie Laktoseintoleranz oder Kuhmilchproteinallergien, steigendes Gesundheitsbewusstsein sowie zunehmende vegetarische und vegane Ernährungsweise die Entwicklung des Marktes für regionale Sojalebensmittel (Pistrich, Wendtner und Janetschek 2014).
Besonders in der biologischen Landwirtschaft hat der Sojaanbau positive Effekte. Einerseits stellt er ein bedeutsames Glied einer ausgewogenen mehrjährigen Fruchtfolge dar (eine Fläche darf aber nur max. zwei Jahre mit Soja bepflanzt werden) und andererseits findet die Sojabohne in der Tierernährung als wertvolles Eiweißfuttermittel Verwendung. Jedoch muss die biologische Landwirtschaft eine Reihe von internationalen ökologischen Kriterien einhalten. So verzichtet sie gänzlich auf den Einsatz von mineralischen Stickstoffdüngern, chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Herbiziden (Pistrich, Wendtner und Janetschek 2014).
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Im langjährigen Durchschnitt bringt der biologische Anbau etwa gleich viel Ertrag hervor, wobei man 30 % weniger Energie, weniger Wasser und keine Pestizide benötigt. Darüber hinaus hat er einen positiven Einfluss gegen den Treibhauseffekt (Naimer 2007).
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Die Vorteile einer Ausweitung des österreichischen Sojaanbaus liegen in der Unabhängigkeit von importiertem (GVO) Soja, der Möglichkeit einer neuen Wertschöpfung für die heimische Landwirtschaft, den pflanzen- und ackerbaulichen Vorteilen von Soja sowie in der wirtschaftlichen Nachfrage nach genetisch unverändertem Saatgut (Pistrich, Wendtner und Janetschek 2014)
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Obwohl der Anbau von genetisch verändertem Soja in Österreich verboten ist, landet genmanipuliertes Soja in vielen Produkten auf den Tellern. Besonders Tiere in der konventionellen Landwirtschaft werden häufig mit gentechnisch verändertem Soja gefüttert. Soja wird zum großen Teil in agrarindustriellen Monokulturen angebaut. In Lateinamerika stammen bereits über zwei Drittel der Bohnen von sogenannten transgenen, also gentechnisch veränderten Pflanzen. Der Sojaboom hat verheerende Folgen für die lokale, regionale und globale Umwelt. Sojafelder fressen sich in wertvolle Wälder und seltene Savannen wie den brasilianischen Cerrado, die artenreichste Savanne der Welt. Gewässer werden durch erheblichen Pestizid- und Düngereinsatz verschmutzt. Der hohe Fleischkonsum in Europa trägt maßgeblich zu den hohen Soja-Importen bei. Aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen sollte der Fleischkonsum überdacht werden. In Österreich, das Land mit dem höchsten Fleischverbrauch, liegt der jährliche Fleischkonsum pro Kopf bei über 100 kg (Klein 2015). Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät zum Beispiel, 300–600 g Fleisch pro Woche zu essen. Das ist etwa die Hälfte des aktuellen durchschnittlichen Verbrauchs (WWF Deutschland 2013).