Vertrauensbruch...nach meiner Ansicht. Vor Aufstellung klären?

barbamama

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11. Februar 2010
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Guten Morgen!
Ich habe mich hier angemeldet, weil ich mit einer für mich wichtigen Frage nicht zurechtkomme.

Ich muss wohl ein bisschen ausholen.
Wir haben zwei Söhne, 22 und 18 Jahre alt.
Unser grosser Sohn ist an schweren Depressionen erkrankt und deshalb haben wir auf Ratschläge von verschiedenen Seiten eine Familienaufstellung gemacht.

Es hat sich zwar einiges verändert danach, aber es wurde zu einer zweiten Aufstellung geraten, denn richtig "fertig" sind wir ( Mein Mann und Ich ) wohl nicht geworden.

Das momentan grösste Problem scheint- zu der Krankheit des Grossen- die Verhaltensweisen des Kleinen Sohnes zu sein.

Er hat sich stark verändert und tyrannisiert den Rest der Familie.
Unser Grosser Sohn und auch andere Menschen in der Familie werden von Jüngeren regelrecht schikaniert und das scheint mit ein Grund zu sein, warum der Grosse nicht gesund werden kann.

Er sprach mit uns darüber, dass sich der Kleine alles erlauben könnte und wollte von uns wissen, ob wir uns das weiter gefallen lassen würden.

Da auch ich sehr unter der Situation leide, will ich das Problem anpacken. Mein Mann sagte das auch...obwohl er wohl ( wenigstens sagt er das ) am wenigsten schlimm fände, was der Kleine veranstaltet.
(Sie waren immer schon mehr Verbündete - beide sind in ihren Augen die "Dummen", die Arbeiter, während der Grosse studierte und wir zwei als die "Klugen" betitelt wurden.)

Nachdem der Kleine Morgens nicht aus den Federn kommt, musste ich ihn immer 3-4 mal wecken, damit er nicht zu spät zur ARbeit kommt.

Wir beschlossen also, dass er einmal die Konsequenzen seines Tuns tragen soll, was sonst nie der Fall war.

Ich kaufte ihm also einen Wecker uns sagte ihm, er werde von mir nicht mehr geweckt.
Am Anfang hat er ein- zweimal verschlafen, aber dann funktionierte die Sache eigentlich ganz gut.

Ich war schon glücklich, dass sich da ein Erfolg einstellte.

Meinem Mann erzählte ich das alles, er sagte nichts dazu.

Heute erfuhr ich zufällig, dass er ihn morgens immer telefonisch aus der Arbeit heraus anrief, damit er nicht zu spät kommt!!!

Ich fühle mich hintergangen, wir ziehen nicht an einem Strang.

Nun haben wir morgen die zweite Aufstellung.
Soll ich ihn vorher darauf ansprechen, oder einfach mal warten, was passiert?
Oder soll ich das mit der Heilpraktikerin besprechen, die mit bei der Aufstellung dabei ist?
Ich bin nicht sicher, ob so etwas nicht alle Beteiligten in irgend einer Weise beeinflusst.

Entschuldigung, mein erster Beitrag und gleich sooo ein langer, aber ich bin grad sehr aufgewühlt.
Liebe Grüsse
Barbara
 
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Liebe Barbamama,

(herziger Nick, find ich)

so furchtbar lang war er gar nicht, dein Beitrag. Ich bin schon fertig mit Lesen :)

Ganz unabhängig vom weiteren Aufstellungsgeschehen kann ich dir nur ganz praxisbezogen sagen, ich würd mich auch schwerstens hintergangen fühlen. Wenn ausgemacht ist, wir lassen den Knaben jetzt endlich einmal anrennen - und dann wird hinter deinem Rücken dem Bubi wieder der Weg geebnet... so gehts nicht. Ist ja auch für den Burschen nicht gut - mit 18 höchste Zeit, daß er einmal Verantwortung für sein eigenes Handeln selbst übernimmt - und auch Konsequenzen erlebt (selbst wenn die unangenehm sind). Wir können unseren Kindern nicht alle Hürden des Lebens aus dem Weg räumen. In der Früh den Hintern hochkriegen, das muß er schon selber lernen...

Das ist falsch verstandene Männersolidarität - und aber das Problem deines Mannes. Würd ich durchaus offen ansprechen, ihm gegenüber und auch dann später, bei der Aufstellung. Denn er sabotiert ja die überfällige Erziehungsmaßnahme, die zur Eigenverantwortung des jungen Herrn führen soll.

Alles Gute
Kinny
 
Danke für Deine schnelle und liebe Antwort.
Ich werde einfach nochmal "global" sagen, warum ich das mit dem Kleinen und dem Wecken so handhabe, ich glaube, er meint ich mag den Jüngeren Sohn nicht mehr und mache ihn komplett verantwortlich für die Krankheit des Grossen.

Heute war mein Mann beim Arzt, weil er stark erkältet ist.
Er wurde für die nächste Woche krank geschrieben, weil die Lunge leicht angegriffen sei. Er bekommt Antibiotika.

Vorher hatte ich mit der Heilpraktikerin telefoniert, ( die bei den Aufstellungen dabei ist ) weil ich frage wollte, ob ich auch allein kommen soll zur Aufstellung, wenn er krank wäre.
Sie meinte, es könnte sein, dass er krank ist, weil er weiss, dass sich da morgen etwas bewegen würde und das mache ihm Angst.Jetzt sagte er mir, dass er morgen nicht mit zur Aufstellung kommt.

Er rief unsere Heilpraktikerin an und wollte absagen.
Sie meinte, es sei aber wichtig und er willigte ein.

Mir ist ganz schlecht und ich bin sehr gespannt, was jetzt noch alles kommt.
LIebe Grüsse
Barbara
 
Hallo Barbara,

was sich für mich raus liest, sind das Männerthemen, die dir da um die Ohren fliegen.

Was war bei der Aufstellung?
 
was sich für mich raus liest, sind das Männerthemen, die dir da um die Ohren fliegen.

Was war bei der Aufstellung?
Es gibt den immer wieder brauchbaren Hinweis, Aufstellungen wirken zu lassen, ohne sie danach mit allen möglichen Leuten zu besprechen.

Es gibt auch die gute Praxis, systemische Loyalitäten unvoreingenommen anzuschauen, um nicht von einem fixierten Musterverhalten einfach in ein anderes vorgefertigtes Strickmuster zu verfallen, wie es beim Klischee "Männerthemen" leicht der Fall sein könnte.

Jake
 
Es gibt den immer wieder brauchbaren Hinweis, Aufstellungen wirken zu lassen, ohne sie danach mit allen möglichen Leuten zu besprechen.

Es gibt auch immer wieder die Neugierde, die bei angerissenen Theman aufkommt. :zauberer1
Vielleicht hören wir in ein paar Wochen oder Monaten, ob es besser geht.
 
Es gibt auch immer wieder die Neugierde, die bei angerissenen Theman aufkommt.
Hach ja, das kenn ich gut... :)

Ich schau dann gern hin (wenn ich mich daran erinnere) und versuche herauszufinden, wo da meine eigene Schnittstelle zum Thema ist, was da meine Neugierde auslösen könnte. Manchmal finde ich was.

Reden wir doch einfach mal weiter, ohne uns auf Barbamama zu beziehen - was sind denn da für Dich "Männerthemen"?

Alles Liebe,
Jake
 
Ich kaufte ihm also einen Wecker uns sagte ihm, er werde von mir nicht mehr geweckt.
Am Anfang hat er ein- zweimal verschlafen, aber dann funktionierte die Sache eigentlich ganz gut.

Ich war schon glücklich, dass sich da ein Erfolg einstellte.

Meinem Mann erzählte ich das alles, er sagte nichts dazu.

Heute erfuhr ich zufällig, dass er ihn morgens immer telefonisch aus der Arbeit heraus anrief, damit er nicht zu spät kommt!!!

Ich fühle mich hintergangen, wir ziehen nicht an einem Strang.

Liebe Barbamama!

Prügelt mich bitte nicht, aber ich finde das nicht so schlimm. Ich würde ihn auch heimlich anrufen.:o

Wenn der eine Sohn Depressionen hat, muss der andere Sohn sich ändern. Das ist ein Ansatz, den ich nicht wirklich verstehe.

Meine Mittlere (sie wird heuer 21) ist auch jemand, der morgens schwer in die Gänge kommt. Nachdem mein morgendlicher Weckruf immer weniger Wirkung hatte, hab ich ihr auch einen neuen Wecker gekauft und gemeint, eigentlich wäre sie alt genug, um selbst aufstehen zu können.

Es funktioniert - aber "nachgeweckt" wird trotzdem. Es hat ja keiner was davon, wenn ich superkonsequent bin und mir dafür auf die Schulter klopfen kann und sie zu spät in der Schule erscheint. Ich will ja nicht "siegen", sondern dass der morgendliche Ablauf so halbwegs funktioniert.

Irgendwo (war bei/über Hellinger, welches Buch, weiß ich leider nicht mehr) hab ich mal gelesen, dass Konsequenz gut und schön und auch wichtig ist, aber Liebe auch heissen kann, das letzte Stückerl nachzugeben (war ein Beispiel von Schülern, die zu spät zum Unterricht kamen).

Und von daher versteh ich die Handlung Deines Mannes irgendwie.

Liebe Grüße
Suena
 
Liebe Suena!

Die Weckerstory halte ich eher für die Oberfläche... ich denke, dass Barbamamas Gefühl, von ihrem Mann hintergangen zu werden, eher Thema sein könnte. Aus irgendeinem Grund hat da die Kommunikation nicht geklappt. Und ich lese zwischen den Zeilen (gebe zu, das ist hineininterpretiert), dass er offenbar auch nicht in der Lage war, einfach zu sagen, dass er sie nicht zur Aufstellung begleiten wollte. Ich frage mich auch, ob bzw. wie er damit angekommen wäre - mal von der These ausgehend, dass er sich in die Krankheit geflüchtet hat. Das muss aber nicht sein, er kann ja auch aus "ganz normalen" Gründen krank geworden sein. Dass er dann trotz (lt. Arzt) angegriffener Lunge zur Aufstellung "gepresst" wird, gibt mir zu denken, abgesehen mal davon, dass seine Teilnahme an der Aufstellung unter solchen Voraussetzungen wohl eher unfruchtbar ausfallen dürfte. Wenn er begabt ist, dann lockt die Versuchung, auch dort wieder etwas vorzuspielen. Könnte es sein, dass vor allem die Kommunikation zwischen B.mama und B.papa das Thema sein könnte (mit allem, was da an systemischen Strängen dahinterstehen mag)?

Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass B.mama und B.papa recht unterschiedliche Fokussierungen nennen würden, wenn man sie bäte, jeweils zu formulieren, was aus ihrer Sicht das Problem ist. Und da frage ich mich (wenn es so ist), welchen Sinn es macht, sich auf eine gemeinsame Aufstellung einzuschwören, es sei denn, die eine Partei will es der anderen mal zeigen...

Eine Alternative: Von der Sichtweise "Du bist das Problem..." auf die Sichtweise "Ich habe ein Problem mit dir" umschwenken und dieses Problem erst mal allein in einer Aufstellung anzuschauen. Sofern prinzipiell ins Auge gefasst wird, dass es auch eigene Anteile an der so gewordenen Familiensituation gibt...

Alles Liebe,
Jake
 
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Lieber Jake!

Eine Alternative: Von der Sichtweise "Du bist das Problem..." auf die Sichtweise "Ich habe ein Problem mit dir" umschwenken und dieses Problem erst mal allein in einer Aufstellung anzuschauen.

Ein ähnliches Gefühl kam auch bei mir hoch in Hinblick auf die Depression des älteren Sohnes:

Suena schrieb:
Wenn der eine Sohn Depressionen hat, muss der andere Sohn sich ändern. Das ist ein Ansatz, den ich nicht wirklich verstehe.

Ich hab halt ein Problem mir vorzustellen, dass ein Mensch gleich für soviele Mechanismen innerhalb einer Familie verantwortlich sein soll, so als Universalverursacher für alles, was schiefläuft.

Aber vielleicht ist es systemisch gesehen tatsächlich möglich, da weiß ich einfach zuwenig darüber. Im Sinne von "einer trägt unsichtbar etwas, was dem/den anderen allen solche Probleme macht".

Liebe Grüße
Suena
 
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