Vermeidung von Blickkontakt. Wer ist der böse?

merlina40

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Ich muss kurz mal die Frage in den Raum stellen.

Wer nun der Unangenehmere von beiden ist. Derjenige der jeglichen Blickkontakt vermeidet ? Oder derjenige der permanent Blickkontakt sucht?


Kurz zum "Warum" der Frage:

Als ich ein Kind war, habe ich sämtliche Lehrer, und Vorgesetzte dafür gehasst, wenn sie mich zwingen wollten, ihnen in die Augen zu sehen. Sätze wie "Sieh mich an, wenn ich mit dir spreche" habe ich ohne Ende gehasst. Und ich spürte regelrecht körperlichen Schmerz, wenn mich jemand zwang ihn anzusehen.

Das hat sich mit dem Erwachsen sein, völlig gelegt. Ich musste mir das aber als Jugendliche mühsam antrainieren. Vor allem wollte ich nicht, in dieses gängige "Vorurteil" fallen, wonach jemand, der einem nicht in die Augen sieht, sehr "unaufrichtig sei", weil ich das auch als Kind nicht war. Dieses Vorurteil ist völlig falsch. Allerdings war es bei mir so, das ich generell niemand in die Augen sehen wollte. Schon gar nicht einem Erwachsenen.

Jetzt allerdings habe ich mit einer anderen Frau zu tun, die im Grunde jedem in die Augen sieht. Bei Gesprächen oder Verhandlungen. Manchmal zwar etwas unsicher und manchmal ziemlich permanent (man spürt bei ihr oft das ihr "in die Augen sehen", manchmal sehr unsicher ist).

Nur mir sieht sie permanent nicht in die Augen. Ich weiß nicht warum. Selbst beim morgendlichen "Guten Morgen gruß" vermeidet sie Blickkontakt. Dabei wäre das nur eine Sekunde die sie dafür aufwenden müsste.

Und nachdem ich als Kind alle anderen als Böse empfunden habe, vor allem die, die ich nicht ansehen wollte, vermute ich, diese Person sieht mich auch als Böse an.

Oder ist es vielmehr so, das sie die böse ist ???? Das sie mir mit ihrer demonstrativen "Nicht in die Augen sehen wollens", eine passiv agressive Art an den Tag legt, mir zu sagen "Hey ich mag dich ganz einfach nicht !!!" ???? Und sollte ich diese Art als Kind schon an den Tag gelegt haben???

Lg. Merlina.
 
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bei mir war das ganz ähnlich merlina. das ist alles möglich.
ich hab herausgefunden, es gibt 2 arten jemand in die augen zu schauen.
bewusst und unbewusst.
wenn ich jemand bewusst in die augen schau, im sinne ich schau dir jetzt in die augen (um dich zu erkennen / zu prüfen), der andere spürt das auch, und einige trauen sich dann nicht herzuschauen.
oder wenn ich mit jemand rede, und ich bin im thema vertieft, schau ich den anderen in die augen, aber nicht bewusst weil ich ja ans thema denke.
ich hab auch schon bemerkt, wenn andere meinen augenkontakt suchen um mich zu prüfen. (natürlich ohne verbalisierung des vorgangs mitten im gespräch über anderes). früher hatte ich da auch oft probleme hinzuschauen.
mfg
 
Liebe erlina,

aus der Ferne ist es nicht einfch zu beurteilen, aber wenn man bedenkt, das alles was man macht – macht man entweder aus Liebe oder aus Angst. Was anderes gibte es nicht ;-)
LG Marie
 
sieh mir in die augen und ich weiss wer du bist..(sprichwort)?es sind schlicht einschätzungen von menschen..mit oder ohne augenmasken
 
Die Augen sind der Spiegel zur Seele, heißt es doch oft und die ist man gewillt zu schützen.

Ich glaube... als Kind ist man da unbedarft. Man beobachtet, guckt, usw. vielleicht starrt man auch mal einen "großen" Menschen an... aber immer alles ohne Hintergedanken, sondern, weil man als Kind vom Beobachten lernt und versucht, für sich die Zusammenhänge zu verstehen und etwas nachzuahmen.

Als Erwachsener schaut man natürlich anders, gezielter, man verfolgt vielleicht noch intuitiv irgendwo in sich das Bedürfnis, zu verstehen, vielleicht, Gefahren zu erkennen, usw., ist aber in der Beobachtung, im Blickkontakt, oftmals mit einem Ziel unterwegs. Man weiß mittlerweile, was man will, was sich gehört, usw.

Ich muss sagen, ich habe das unbedarfte in die Augen gucken verloren. Geht vielleicht vielen so. Als Kind wurde das von mir zwar nicht so extrem gefordert, aber es gab Verletzungen über die Jahre und auch im Erwachsenenalter. Gerade in der heutigen Zeit, wo sich viele selbst am Nächste sind, die sogenannte gezüchtete Ellenbogengesellschaft, wo man sich fast schon entschuldigen muss, wenn man gut ist, weil man vielleicht dem anderen die Stelle wegnimmt oder ein falsches Wort vor Gericht führen kann, weil fast jeder eine Rechtschutzversicherung hat, usw. Scham spielt auch eine Rolle.

Ich glaube, das nicht in die Augen gucken ist dann gegeben, wenn man unsicher ist, mit sich und dem nahen und weiten Umfeld. Gibt bestimmt Menschen, vielleicht, denen du in die Augen sehen kannst. Wobei es sein kann, dass man das wilde hin- und hergucken beim Sprechen auch eine Art Orientierung im Satzbilden ist. Oftmals kann man bei sachlichen Themen dem anderen in die Augen gucken, beim Zuhören sowieso (wo man vielleicht sogar merkt, dass er andere einem umgekehrt beim Sprechen auch net so in die Augen guckt, sondern iwas zur Konzentratoin fixiert oder mit den Augen wandert) und bei leichten (unemotionalen) Themen auch beim Sprechen. Glaube ich. In der heutigen Zeit wird aus den unterschiedlichsten Gründen auch viel beim Sprechen "nebenher" gemacht (gerade in der Arbeit), so dass ein sich in die Augen gucken im Alltag irgendwie immer weniger wird.

Es kommt so oder so immer auf das Thema an und die damit verbundenen Emotionen, glaube ich. Also grundsätzlich. Hm. Denke, wenn ein "Profi", der das ja gelernt hat oder ein Dozent, der seinen Vortrag hält, die Schüler oder whatever anguckt, dann, weil er sich indem, was er sagt, sicher ist. Er hat alles im Kopf parat und benötigt so auch keine besondere Schutzfunktion. Zudem kann er mit den Augen von einem Augenpaar zum anderen wandern. Ein Versicherungsvertreter, der weiß zum Beispiel auch, wovon er spricht, was er verkaufen will und tippt ab und zu vielleicht auf seine Präsentationsunterlagen, bei denen er sich problemlos auf dem Kopfherum orientiern kann. Man selbst fühlt sich oft als Opfer. Also muss jetzt nicht. Wollte nur ein Beispiel bringen, dass ich glaube, dass die Sicherheit eines Themengebietes oft ausschlaggeben ist... oder die dabei betreffenden Emotionen.

Wenn die gleiche Person vielleicht mit jemanden über ein sehr nahegehendes Thema, eine Verletzung reden soll, kann ich mir gut vorstellen, dass die eine noch im Vortrag so gefestigte Person in ihrer Verletztheit und Unsicherheit dem Gegenüber nicht so direkt in die Augen sehen kann. Oder auch der Versicherungsvertreter würde sich erst einmal "sammeln" müssen. Auch, wenn sie den Vorteil haben, es täglich in ihrer Arbeit zu üben (Wiederholungen), an für sie leichten Dingen eben, die sie können, bei der sie mit der Zeit natürlich dann Routine haben. Was nicht heißt, dass sie in sich gefestigter sind als einer, dem die Übung fehlt. Ein sich Offenbaren trägt auch immer die Möglichkeit der Verletzlichkeit in sich.

Was mir bei dir jetzt spontan auffällt ist, dass du eigentlich sehr ruhig schreibst, aber dann, wo es um die "Schlechtigkeit" des anderen geht, aufgebracht scheinst. Du verwendest punktgenau viele Frage- und Ausrufezeichen, weil diese Person dich nicht mögen könnte. Was wäre so schlimm daran, wenn diese Person dich oberflächlich gesehen nicht mögen würde? "Magst" du sie? Sie kennt dich doch gar nicht, kann sie ja wenn nur oberflächlich und bezieht jetzt alles nur auf die "Verhandlungen"?

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Vielleicht ist es auch einfach so,das sie etwas in deinen Augen sieht,was andere nicht sehen können?
 
Als ich ein Kind war, habe ich sämtliche Lehrer, und Vorgesetzte dafür gehasst, wenn sie mich zwingen wollten, ihnen in die Augen zu sehen. Sätze wie "Sieh mich an, wenn ich mit dir spreche" habe ich ohne Ende gehasst. Und ich spürte regelrecht körperlichen Schmerz, wenn mich jemand zwang ihn anzusehen.

Das hat sich mit dem Erwachsen sein, völlig gelegt. Ich musste mir das aber als Jugendliche mühsam antrainieren. Vor allem wollte ich nicht, in dieses gängige "Vorurteil" fallen, wonach jemand, der einem nicht in die Augen sieht, sehr "unaufrichtig sei", weil ich das auch als Kind nicht war. Dieses Vorurteil ist völlig falsch. Allerdings war es bei mir so, das ich generell niemand in die Augen sehen wollte. Schon gar nicht einem Erwachsenen.

Ich spreche nur den Inhalt des gekürzten Zitats an:

Wir werden mit verschiedenen Temperamenten geboren, die einen sind aktiv und ungehemmt, die anderen scheu und fühlen Scham. Bei manchen Kindern ist die Scham so groß, dass es ihnen einen großen Schmerz bedeutet, in die Augen eines anderen, besonders in die eines Erwachsenen sehen zu sollen.
Die Forderung, einem in die Augen sehen zu sollen, stammt noch von früher, vom "alten Schlag", wie es genannt wurde. Es hat generell schon ein Richtiges, in die Augen zu sehen, ist man miteinander in Kontakt, aber man kann es in einer Zeit der Liberalisierung erzieherisch nicht erzwingen, wie es früher üblich war - der alte Schlag eben.
Heute neigen wir in der Erziehung nicht mehr dazu, Verhaltensweisen zu erzwingen, sondern hinzusehen, was die Gründe sind und was das Kind empfindet. Man berücksichtigt also die Belange und Umstände des anderen, ohne gleich militärische Zwangsforderungen aufzustellen.

Es ist eine Sache der Beobachtung und der Empathie, sich als Eltern in das Kind hineinzuversetzen und so herauszufinden, was es (schon) kann und was nicht, wann es an der Zeit ist, ihm dieses oder jenes nahezulegen usw., wobei es natürlich auch auf den Ton und andere Umstände ankommt, ganz je nach Temperament des Kindes usw.

Ein Kind, das Scham empfindet, in die Augen eines anderen zu sehen, kann im Zuge seiner Reifung lernen, die infantile Scham so zu verwandeln, dass sie zum Respekt wird, um so respektvoll und standhaft in die Augen eines anderen zu sehen. Wenn es gelingt, das rechte Spiel im Kontakt zwischen Schauen und Wegschauen aus sich selbst heraus zu beherrschen - ob mit Hilfe der Eltern oder ohne -, hat ein Stück Erziehung zur Freiheit erfahren.
 
Die Überschrift reizt mich, dazu was zu sagen: Ich sehe einen fremden Menschen seltenst bis nie direkt an, sehe immer weg, besonders, wenn ein Blick erwidert wird. Es wirkt jedoch nur so, denn ich erfasse durchaus sehr aufmerksam aus dem Augenwinkel. Ein direkter Augenkontakt ist mir unangenehm, werd da auch rasch rot, denn ich fühle mich dabei, als würde ich in die Privatsphäre des anderen eindringen, ich habe vom anderen keine "Erlaubnis" dazu, man kennt sich ja nicht mal. Deshalb sehe ich weg. Rasch erfassen und Bild im Kopf speichern alles andere ist unhöflich.
Das dies vom Umfeld als "böse" empfunden werden kann, höre ich heute zum ersten Mal.
Den Blickkontakt verwende ich nur bei Typen, die agro drauf sind. Hier habe ich gelernt: Wegsehen ist Schwäche! Da kannst auch gleich ein Schild tragen: Bitte schlag mich.
 
Ich suche den Blickkontakt eher nur sekundenweise,um nicht visuell überlastet zu werden bei all den anderen Reizen.
Um Menschen umfassend verstehen zu können und gerade auch das Ungesagte, muss man verschiedene Sinneskanäle offen halten und die gewonnenen Informationen miteinander abgleichen können.

Menschen die starren,empfinde ich als unangemessen dominierend und grenze meine Privatsphäre und die Möglichkeit der Beeinflussung gegen meinen Willen dadurch ab,dass ich aus dem Fenster oder in die Ferne schaue.

Dieses hat den interessanten Nebeneffekt,dass die Gesprächspartner ihren Gesichtsausdruck weniger kontrollieren und so bekommt man einen besseren Eindruck davon,was hinter der Maske geschieht.
 
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Stimmt. Weil du es angeschrieben hast Wesley. Wenn Jemand agro drauf ist, da funzt das mit dem Blickkontakt. Vielleicht ist da das gefühlte Machtverhältnis anders, weil jemand, der aggro ist, verliert bei mir zunehmenst am machtvollen Respekt.... das mit der Schwäche hm... kommt vielleicht auf drauf an, wer aggro guckt... Hm...

Bin auch der Sekundentyp, wobei ich mich anders gar net auf das, was ich sagen will konzentrieren könnte. Also im Dialog erlebe ich es so, wenn ich spreche gucke ich nicht, wenn der andere spricht, gucke ich und umgekehrt. Also wenn meine Gesprächspartner sprechen, gibts von deren Seite keinen Blickkontakt bzw. evtl. nen Sekundenblickkontakt, wenn ich spreche, gucken die mich an. Aber das sind meist Dialoge, wo es passt so, also ohne komische Machtverhältnisse.
 
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