Das Wort "selbstlos" ist schwierig in diesem Zusammenhang, weil es den Wortbestandteil "selbst" enthält, der just in diesem Wort nicht die Bedeutung des "Höheren Selbst" oder "wahren Selbst" oder was man sagen mag, hat. Ein wirklich gleichbedeutendes Wort für "selbstlos" ist "uneigennützig".
Eigennütziges Handeln:
Do, ut des (= Ich gebe, damit Du gibst) ist die Definition für das "Nützlichkeitsprinzip", das ist ein Handeln für einen bestimmten Nutzen, für einen bestimmten Zweck. Ist der Zweck festgeschrieben, ist es sogar ein Handel, ein Kaufvertrag oder eine Dienstleistung oder eine anderweitige ungeschriebene Vereinbarung.
Uneigennütziges Handeln
ist ein freiwilliges Handeln, das für die Handlung keine Gegenleistung einfordert, sei es in Form von Geld oder dem Zurückgeben einer anderen ähnlichen vergleichbaren Handlung oder aber auch nur im erwarteten Dank oder auch nur in der schon erwähnten persönlichen Befriedigung durch "Ansehen", der Art von Befriedigung, die allerdings Aufmerksamkeit im Außen benötigt.
Beide Arten des Handelns sind weder gut noch schlecht und haben ihren Sinn.
Ich glaube, dass die innere Haltung bzw. die Motivation für das Handeln einen wesentlichen Unterschied ausmacht, ob man eine Handlung aus dem Einen Willen heraus oder aus einem unausgewogenen Persönlichkeitskonzept heraus macht.
Wer sich selbst erhöht und andere erniedrigt oder wer sich selbst erniedrigt und andere erhöht, handelt nicht aus dem wahren Selbst heraus, aus dem Einen Willen, sondern aus einem Konzept der Persönlichkeit heraus.
Wer eine dieser unausgewogenen Haltungen hat, wird mit seinen Handlungen anderen und sich oder nur sich selbst schaden und somit nicht zum "Guten für Alle" handeln können, bis er oder sie durch Einsicht bemerkt, dass es auch anders geht, dass man sich von einem Konzept einer Persönlichkeit (einem Bild und einer Geschichte über die eigene Person) auch befreien kann.
Dies geht leichter durch die Meditation in Stille, indem man Raum schafft in sich, einen Freiraum, in dem die Geschichten, die man sich über sich selbst erzählt oder die andre erzählen, schweigen, wo man einfach nur ist.
Wieder zurück im Alltag, kann man sich jederzeit gewahrwerden, dass es in der Stille keine Geschichten gibt, mit denen man sich und andre "verrücktmachen muss" und dass jedes Wesen einfach gleichberechtigt ist. Es ist leichter, dann zusammen mit dem Verstand, also mit dem, was man weiß, zu handeln - das zu tun, was gerade möglich ist und gerade ansteht. Ohne dass man darüber nachdenkt, wer nun was dazu denkt oder ob das so ist, wie man sich vorstellt, wie man sein muss, etc. Einfach nur das tun, was man kann und was sinnvoll ist, ohne den Zinnober drumrum, sozusagen.
Da jeder Mensch ein Individuum ist, wird das, was man tut, ohnehin individuell sein und so zeigt sich das Wesentliche in einem Menschen.
Wer regelmäßig den Kontakt zur Quelle oder zur Stille oder .... (was auch immer man sagen mag dazu) sucht, wird vom Verstand und vom Herzen her eigentlich immer wissen, was zu tun und was zu lassen ist - am besten, zum Wohl aller.
Es geht nur darum, dass man den plappernden dämlichen Geschichtenerzähler "kleines Ego" nicht dabei in die Quere kommen lässt.
Ist Übungssache und jeder hat wohl seinen Weg und seine Mittel dazu, es zu üben.
Weil jeder Mensch einzigartig ist und gleichzeitig ein Teil vom "Ganzen" oder dem Einen Selbst oder dem Einen Willen.
Alles Liebe
eva