Seal144
Sehr aktives Mitglied
II
Bruno war sofort zum Treffpunkt mit Armando geeilt. Hier oben, weit über der Favela von Vidigal, wucherte der Urwald, da waren sie ungestört.
Armando sah ihn kommen und pfiff durch die Zähne. „Ich bekam eben einen Anruf von Costa-Mar aus dem Gefängnis von Bangu1!“ Seine Stimme klang heiser.
Bruno hörte ihm zu, blickte aufmerksam in Armandos Gesicht, welches heute aufgedunsen war vom vielen Schnaps. Das, was ihm Armando berichtete, war ungeheuerlich genug.
„Es ist alles unter Kontrolle, alles unter Kontrolle!“ „Das sprach Costa-Mar gerade triumphierend ins Handy.“
„Und?“ Bruno steckte sich eine Zigarette an und erfuhr von Armando die ganze Geschichte über den gefährlichsten Gefängnisinsassen vom Hochsicherheitstrakt Bangu1, über den mächtigen Drogenboss des Comando Vermelho, Serginho Costa-Mar und über die Rebellion, die er angeordnet hatte. „Zwanzig Stunden lang kochte Bangu, aber kein Soldat oder Polizist wagte sich da hinein!“
„Zwanzig Stunden? Und das Fernsehen hat nichts berichtet?“
„Das ging die ganze Nacht und bis heute Mittag“ berichtete Armando grinsend. "Genau wie in Carandiru damals 1992 haben die Häftlinge Matratzen angezündet und aus den Fenstern geworfen und für genug Chaos gesorgt. Erst als es vorbei war, rückten die von der TV Globo an.“ Armando fuhr fort zu berichten: „Serginho gab die Anweisung, und die wurde befolgt!“ Er lachte höhnisch auf. „Die Polizei ist inzwischen machtlos gegen uns, Bruno!“
„Dies ist ein klarer Befehl! Niemand kommt herein, solange die Arbeit nicht erledigt ist, das war die Warnung von Serginho Costa-Mar.“ Er füllte für sich und Bruno nochmals die Gläser mit Pitú und nahm einen groβen Schluck. „Darauf müssen wir einen trinken“, meinte er aufgeregt. „Auβerhalb der Gefängnismauern warteten 300 Soldaten der Militärpolizei, sowie Polizisten der Spezialeinheiten BOB in einem Umzingelungsring, derweil Serginhos
Leute seelenruhig die Gefängniswärter an Propangasflaschen anketteten.“
„Und weiter?“
„Wie mir Rodrigues gerade eben mitteilte, diente der Aufstand in Bangu1 nur als Tarnung.“
„Tarnung?“
„Genau! In Wahrheit war es ein perfekt getarntes Massaker, so erklärte mir Rodrigues die Exekution. Serginho Costa-Mars Männer haben Carlos Roberto vor einer Stunde hingerichtet! Sie haben ihn vor seiner Hinrichtung noch gefoltert.“ Er gluckste und zündete sich eine Zigarette an. “Die haben Carlos Alberto mit Messerstichen gequält. Stell dir vor, Bruno. Es war ein Racheakt, denn genau vor einer Woche plante Carlos Roberto ein Attentat auf Serginho Costa-Mar…“
„Was?“
„Na ja, er war Serginhos gröβter Rivale! Filho da puta! Wie schnell er vergessen hat, dass es Serginho war, der in Kolumbien Kontakt mit dem Medellin Kartell aufnahm. Diese gierigen Ratten vergessen schnell und wollen den ganzen Kuchen! Wir bekommen 500 Kilo Stoff die Woche von Serginho geliefert, während Carlos Roberto vom Dritten Kommando nur 300 Kilo erhält. Einer von Amigos dos Amigos, hat gequatscht, ha, ha…“
Bruno blickte hinunter auf die Wellblechhütten und beobachtete abwesend die spielenden Kinder, die versuchten ein Huhn einzufangen. Das Geschrei der Kinder und das aufgeregte Gegacker des Huhnes war bis hier oben zu hören. Bruno trank sein Glas leer und schenkte sich nach.
„Es war eine regelrechte Exekution“, hörte er Armando wiederholen. „Sie haben auch die drei wichtigsten Männer von Carlos Roberto erschossen!“
Die Kinder hatten das Huhn endlich eingefangen. Bruno sah, wie Paulinho mit einem groβen
Messer dem Huhn die Kehle durchschnitt, und vernahm die verendenden Laute des Tieres, dazu das Lachen der Kinder.
„ Und jetzt kommt das Beste, Bruno!“ Armando schwieg.
„Was kommt jetzt?“ Bruno drehte sich zu ihm.
„Bei dem ganzen Durcheinander in Bangu1 ist Bubu geflohen…“
Das wütende Gehupe der Autos unten von der Avenida Niemayer, klang um so durchdringender herauf in die Stille die folgte.
„Bubu kommt zurück!“ Bruno zuckte mit den Schultern. „Das war zu erwarten!
„Aber ich habe noch was anderes, der wahre Grund, warum ich dich hier oben sprechen wollte…“
Armando deutete den Berg hinauf. „Der nächste Überfall auf Pica-Pau wird durch den Urwald geführt. Wir werden Rocinha von oben angreifen!“ Er sah Bruno triumphierend an. „Das gab es noch nie! Und es wird völlig unerwartet für Pica-Paus Leute sein!“
„Was ist mit dem mobilen Kommando der Militärpolizei in der Rocinha?“ Bruno rieb sich nachdenklich das Kinn. „Es sind immerhin 1200 Mann!“
„Die ziehen, wenn es ruhig bleibt, wieder ab. Ich warte erst einmal auf Bubu. Und er kommt, darauf wette ich mit dir jede Menge Geld.“
Bruno lachte. Wenigstens hast du nicht wieder um einen Haufen Scheiβe gewettet. Geld haben wir doch genug.“ Er lachte. „Durch den Urwald ist genial!“
„Aber, zu niemand ein Wort! Es soll ein Überraschungsangriff werden.“ Armando rülpste und warf die leere Schnapsflasche in die Büsche. „Du weißt nie, wem du wirklich trauen kannst.“
Bruno war sofort zum Treffpunkt mit Armando geeilt. Hier oben, weit über der Favela von Vidigal, wucherte der Urwald, da waren sie ungestört.
Armando sah ihn kommen und pfiff durch die Zähne. „Ich bekam eben einen Anruf von Costa-Mar aus dem Gefängnis von Bangu1!“ Seine Stimme klang heiser.
Bruno hörte ihm zu, blickte aufmerksam in Armandos Gesicht, welches heute aufgedunsen war vom vielen Schnaps. Das, was ihm Armando berichtete, war ungeheuerlich genug.
„Es ist alles unter Kontrolle, alles unter Kontrolle!“ „Das sprach Costa-Mar gerade triumphierend ins Handy.“
„Und?“ Bruno steckte sich eine Zigarette an und erfuhr von Armando die ganze Geschichte über den gefährlichsten Gefängnisinsassen vom Hochsicherheitstrakt Bangu1, über den mächtigen Drogenboss des Comando Vermelho, Serginho Costa-Mar und über die Rebellion, die er angeordnet hatte. „Zwanzig Stunden lang kochte Bangu, aber kein Soldat oder Polizist wagte sich da hinein!“
„Zwanzig Stunden? Und das Fernsehen hat nichts berichtet?“
„Das ging die ganze Nacht und bis heute Mittag“ berichtete Armando grinsend. "Genau wie in Carandiru damals 1992 haben die Häftlinge Matratzen angezündet und aus den Fenstern geworfen und für genug Chaos gesorgt. Erst als es vorbei war, rückten die von der TV Globo an.“ Armando fuhr fort zu berichten: „Serginho gab die Anweisung, und die wurde befolgt!“ Er lachte höhnisch auf. „Die Polizei ist inzwischen machtlos gegen uns, Bruno!“
„Dies ist ein klarer Befehl! Niemand kommt herein, solange die Arbeit nicht erledigt ist, das war die Warnung von Serginho Costa-Mar.“ Er füllte für sich und Bruno nochmals die Gläser mit Pitú und nahm einen groβen Schluck. „Darauf müssen wir einen trinken“, meinte er aufgeregt. „Auβerhalb der Gefängnismauern warteten 300 Soldaten der Militärpolizei, sowie Polizisten der Spezialeinheiten BOB in einem Umzingelungsring, derweil Serginhos
Leute seelenruhig die Gefängniswärter an Propangasflaschen anketteten.“
„Und weiter?“
„Wie mir Rodrigues gerade eben mitteilte, diente der Aufstand in Bangu1 nur als Tarnung.“
„Tarnung?“
„Genau! In Wahrheit war es ein perfekt getarntes Massaker, so erklärte mir Rodrigues die Exekution. Serginho Costa-Mars Männer haben Carlos Roberto vor einer Stunde hingerichtet! Sie haben ihn vor seiner Hinrichtung noch gefoltert.“ Er gluckste und zündete sich eine Zigarette an. “Die haben Carlos Alberto mit Messerstichen gequält. Stell dir vor, Bruno. Es war ein Racheakt, denn genau vor einer Woche plante Carlos Roberto ein Attentat auf Serginho Costa-Mar…“
„Was?“
„Na ja, er war Serginhos gröβter Rivale! Filho da puta! Wie schnell er vergessen hat, dass es Serginho war, der in Kolumbien Kontakt mit dem Medellin Kartell aufnahm. Diese gierigen Ratten vergessen schnell und wollen den ganzen Kuchen! Wir bekommen 500 Kilo Stoff die Woche von Serginho geliefert, während Carlos Roberto vom Dritten Kommando nur 300 Kilo erhält. Einer von Amigos dos Amigos, hat gequatscht, ha, ha…“
Bruno blickte hinunter auf die Wellblechhütten und beobachtete abwesend die spielenden Kinder, die versuchten ein Huhn einzufangen. Das Geschrei der Kinder und das aufgeregte Gegacker des Huhnes war bis hier oben zu hören. Bruno trank sein Glas leer und schenkte sich nach.
„Es war eine regelrechte Exekution“, hörte er Armando wiederholen. „Sie haben auch die drei wichtigsten Männer von Carlos Roberto erschossen!“
Die Kinder hatten das Huhn endlich eingefangen. Bruno sah, wie Paulinho mit einem groβen
Messer dem Huhn die Kehle durchschnitt, und vernahm die verendenden Laute des Tieres, dazu das Lachen der Kinder.
„ Und jetzt kommt das Beste, Bruno!“ Armando schwieg.
„Was kommt jetzt?“ Bruno drehte sich zu ihm.
„Bei dem ganzen Durcheinander in Bangu1 ist Bubu geflohen…“
Das wütende Gehupe der Autos unten von der Avenida Niemayer, klang um so durchdringender herauf in die Stille die folgte.
„Bubu kommt zurück!“ Bruno zuckte mit den Schultern. „Das war zu erwarten!
„Aber ich habe noch was anderes, der wahre Grund, warum ich dich hier oben sprechen wollte…“
Armando deutete den Berg hinauf. „Der nächste Überfall auf Pica-Pau wird durch den Urwald geführt. Wir werden Rocinha von oben angreifen!“ Er sah Bruno triumphierend an. „Das gab es noch nie! Und es wird völlig unerwartet für Pica-Paus Leute sein!“
„Was ist mit dem mobilen Kommando der Militärpolizei in der Rocinha?“ Bruno rieb sich nachdenklich das Kinn. „Es sind immerhin 1200 Mann!“
„Die ziehen, wenn es ruhig bleibt, wieder ab. Ich warte erst einmal auf Bubu. Und er kommt, darauf wette ich mit dir jede Menge Geld.“
Bruno lachte. Wenigstens hast du nicht wieder um einen Haufen Scheiβe gewettet. Geld haben wir doch genug.“ Er lachte. „Durch den Urwald ist genial!“
„Aber, zu niemand ein Wort! Es soll ein Überraschungsangriff werden.“ Armando rülpste und warf die leere Schnapsflasche in die Büsche. „Du weißt nie, wem du wirklich trauen kannst.“