Lol, das nenn ich mal eine extrem einseitige Perspektive. Was du "Frieden schließen" nennst, ist ja im Wesentlichen Freiheit von einem schlechten Gewissen, unabhängig davon, ob es angebracht wäre, eins zu haben oder nicht.
Und auch wenn du mit der Sache, dass ein cleverer Egoist so allgemeinnützig handeln müsste wie es über Kapitalisten schon von Beginn an postuliert wurde, durchaus nicht ganz falsch liegst, scheinst du zu übersehen, dass die meisten Egoisten so clever nicht sind, und die meisten Dinge, die man mit kleinen Entscheidungen verändern kann, bzw. die meisten Konsequenzen der eigenen Entscheidungen so weit weg stattfinden, dass sie nicht mehr im egoistischen Sichtfeld liegen und von daher auch nicht herangezogen werden.
Tatsächlich ist unsere Gesellschaft dahingehend verweichlicht, dass viele Menschen kaum selbst hingehen und einfach mal so Tiere quälen und abschlachten - aber wenn das Steak billig ist, werden die meisten Leute, die stolz darauf sind, Egoisten zu sein, weniger bereit sein, darüber nachzudenken, unter welchen Umständen es produziert wurde, als solche, deren Mentalität und Gewohnheitsmuster nicht darin bestehen, sich erstmal dazu zu gratulieren, wenn sie NICHT darüber nachdenken.
Was du offenkundig vernachlässigst, ist der Faktor "Gewohnheit". Das menschliche Gehirn funktioniert halt so, dass es adäquate Reaktionen als intuitive Handlungen irgendwann abspeichert. Egoisten haben eine Weltsicht, die sie dazu auffordert, sich ganz bestimmt NICHT anzugewöhnen, freundlich zu sein, und eigenes schädliches Verhalten zu hinterfragen, soweit es nicht um die drei Leute in ihrem Leben geht, an denen ihnen liegt - aber mal ganz ehrlich, wer sich gegenüber 99,99 % aller Lebewesen aktiv abtrainiert, sich ethisch korrekt zu verhalten und den eigenen sozialen statt anti-sozialen Trieben zu folgen, der wird rein aus Gewohnheit bei den 0,01 % (jaja, korrekt auf die Weltbevölkerung inklusive sämtlicher Tiere bezogen wären es deutlich weniger) wohl auch nicht gerade das Ass darin sein oder werden, so zu handeln, dass es gut für diejenigen ist.
Was fehlt sind das Training und die Gewohnheit.
Du scheinst irgendwie vorauszusetzen, dass Leute nicht bedrohlich wirken
wollen. Die Option, dass es große Männer gibt, die um ihre Körperstärke wissen, und sich von daher schon früh angewöhnen, dass diese ihnen erlaubt, sich zu nehmen, was sie gern möchten, weil sie wissen, dass Gewalt sie weiterbringt, scheinst du nicht wirklich mit einzubeziehen.
Insofern: Hast du eine Statistik dazu, die belegt, dass kleine Männer zu mehr Gewalttaten neigen, was sich beispielsweise als Kriminalitätsrate niederschlagen könnte, oder ist das bloß eine Hypothese deinerseits, nach der man bloß die Kraft haben muss, um bereit zu sein, sie nicht einzusetzen?
Ganz schön widersinnig eigentlich. Und aus egoistischen Motiven keine Gewalt anwenden braucht man auch bloß solange, wie man Probleme bekommt, wenn man es tut, sprich, sich in einer Gesellschaft befindet, in der sowas sanktioniert wird.
Häusliche Gewalt beispielsweise geht in der Regel von jemandem aus, der körperlich tatsächlich mehr Power hat als seine Opfer, seien das nun die aufgrund von weniger Testosteron im Blut weniger gedopte Partnerin oder die aufgrund ihrer geringeren Größe und Körperkraft unterlegenen Kinder. Und sie ist unter Anderem deswegen etwas, was auch unter nach außen "angesehenen Bürgern" nicht gerade selten ist, weil das eigene Haus zu großen Teilen nunmal praktisch betrachtet ein rechtsfreier Raum ist. An Geschrei kann man als Passant vorbeigehen, und ohne eine Erlaubnis von Drinnen darf man selbst als Polizist für gewöhnlich nicht einfach hinein.
Du kannst nun natürlich argumentieren, dass Leute, die ihre Familie prügeln, das tun, weil sie keine Egoisten sind. Die Frage wäre dann: Wie betitelst du solche Leute? Nicht jeder vergewaltigt seineN PartnerIn und/oder schlägt die eigenen Kinder, um die Welt zu verbessern.
Your turn