Gibt es einen freien Willen?

Rein metaphysisch, in der Theorie, bleibt es perspektivisch.
Im Erleben jedoch kann das Jetzt ein klarer Ankerpunkt sein, mit dem man ganz bewusst abschweifen kann, ohne sich dabei zu "verlieren". Man könnte es rudimentär mit dem bewussten Reflektieren eigener Handlungen und Gedankenmuster vergleichen. Oder mit luzidem Träumen.
Je verankerter wir im Jetzt sind, desto klarer können wir schauen. Unabhängig davon, ob wir die Gegenwart erleben oder nicht; ob definierte Realität oder Traum, Erinnerung, Vorstellung.
Ja, das ist der Punkt, wo Bewusstheit und Unbewusstheit eben eine tragende Rolle spielen.
Wir verlieren uns eigentlich nur dann, wenn wir in die Unbewusstheit gleiten. Und diese Unbewusstheit ist letztlich nichts anderes als die Unbewusstheit, dass wir im Jetzt sind.
Wenn ich darauf hinweise, dass Gegenwart und Jetzt NICHT dasselbe sind, mag das anfangs wie Rosinenpickerei erscheinen, ein bloßes Definieren von Begrifflichkeiten, was nur in der Theorie einen Wert hat. So ist es jedoch nicht. Man muss verinnerlichen, dass das Jetzt, anders als die Gegenwart, kein Produkt der Wahrnehmung ist, sondern ihr Ursprung.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind Konzepte, basierend auf Erinnerung, Erleben und Vorstellung. Wir könnten diese Konzepte in die Tonne werfen und wären immer noch JETZT. Denn es gibt nichts anderes.

Sehe ich auch so. Die einsgerichtete Meditation ist eine praktische Anfänger Meditation. Dabei geht es nur darum, das abschweifen des Geistes unter Kontrolle zu bringen. Nicht die Gedanken! Es kommt der Punkt, wo Gedanken, Emotionen, körperliche Empfindungen, Geräusche, Gerüche, was man sieht, also alle Sinne, sich im Geist bewegen, ohne dass er auf eines darauf so sehr eingeht, dass er seine eigene Präsenz verliert. Egal welcher Gedanke, er entsteht im Geist, in der Präsenz des Geistes.

Am Anfang ist die Präsenz des Geistes kaum spürbar. Aber das kommt iwann von alleine.
Dann gibt es ja auch Visualisierungen, aber was bringen die, wenn die Konzentration nicht einsgerichtet bleiben kann, weil sie ständig abschweift?
Es gibt die analytische Meditation, wo neben Visualisierungen auch theoretische Konsequenzen betrachtet werden.
Dann gibt es so was wie die Metta Meditation in der u.a. Mitgefühl entsteht. Das ist neben Visualisierungen, theoretischen Konsequenzen, eine ganze Geschichte die man betrachtet. Nur als wenige Beispiele.
Diese ganzen Meditationen brauchen einen Geist, der nicht abschweift und in seiner Präsenz „verweilt“.

Im Alltag sind die Bedingungen aber nicht so isoliert wie beim Meditieren. Da kommt alles auf einmal und quer Beet durch die Sinne. Alles vermischt. Da in der Präsenz zu verweilen braucht viel Übung, wenn man es überhaupt möchte.
Einsgerichtet bezieht sich also nur auf das eine „Objekt“ der Meditation. Die gesamte Konzentration verweilt an einem „Objekt“. Im Alltag kaum denkbar und auch nicht besonders sinnvoll, entwickelt sich aber dadurch eine starke Präsenz des Geistes. Später können in der Präsenz des Geistes, viele "Objekte" betrachtet werden. Also die "Aufmerksamkeit" auf vieles gleichzeitig gerichtet sein. (könnte ein Punkt sein bei dem du mir jetzt widersprichst)

Und da sehe ich es ebenfalls wie du, mit Bewusstheit ist es egal was der Geist reflektiert.
Aber besonders zu beginn, rast der Geist umher wie ein irrer, wenn man eigentlich nur seinen Atem betrachten möchte.

Dass die Aufmerksamkeit auf den Geist, nicht z.b. auf den Atem, zurückkehrt, ist nur gemeint als zurück zur Präsenz bei der der Atem das Objekt ist, wobei die Präsenz bleibt.
Wie gesagt, am Anfang ist da wenig Präsenz. Wenn diese Präsenz „kultiviert“ oder „entwickelt“ wurde, spielt es keine Rolle mehr, was der Geist betrachtet, die Präsenz geht nicht verloren.

Was meinst du mit "einsgerichtet"? Die Fokussierung der Aufmerksamkeit folgt IMMER einem einzelnen Pfad.
Auch in völliger Unbewusstheit; dort irrt sie umher, konzeptionell gesehen, aber im Jetzt immer nur in eine Richtung, auch wenn die Zeit uns das Phänomen der Räumlichkeit nahebringt.
Ironisch in gewisser Weise, dass die phänomenale Welt erst in der Bewusstheit durchschaut werden kann, aber erst ab einem bestimmten Bewusstheitsgrad sichtbar wird. ;)
Die Aufmerksamkeit kann nicht auf den Geist zurückkommen, denn der Geist IST Aufmerksamkeit.
Das, was du hier Geist nennst, ist nur eine Identifikation, ein Etikett unseres Seins. Auch ein Hilfsanker, wenn du so willst.
Naja, solange man sich an einen Hilfsanker klammert, erkennt man gar nichts, man hält sich nur an einer Schnur, an der man sich immer wieder zum Ausgangspunkt zurückhangelt. ^^
WO dieser Ausgangspunkt ist, wird dadurch nicht erfahren, denn man setzt sich dadurch nicht dem realen Sich-Entfernen aus.
Solange die Gegenwart der Mittelpunkt deiner Welt ist, erkennst du sie nicht als Konzept; ganz so, wie - um ein Beispiel zu nehmen - Mittelpunkte in örtlichen Verhältnissen keine geographische Lage haben.

Wie oben geschrieben, Präsenz des Geistes und "Objekt" der Betrachtung sind Anfangs getrennt. Die ganze Präsenz geht quasi in dem Objekt auf ohne das noch Präsenz übrig bleibt. Das ändert sich aber.
Ich denke man kommt dem Ausgangspunkt, näher, und kann auch merken, dass Gedanken ohne weiteres Entstehen und wieder gehen. Ohne das man da Kontrolle hat. Sie entstehen und vergehen aber in der Präsenz.
(wenn wir jedes mal einen Kurzen trinken würden wenn ich Präsenz schreibe :D)

Aber auch der zuletzt zitierte Text von dir ist eine theoretische Betrachtung. Und ich glaube da unterscheiden wir uns in der Betrachtung, denn die Theorien sind mir im Grunde genommen nicht mehr wichtig, Für mich beschreiben sie eine Funktion. Sie machen sie aber nach dem Verständnis nicht weiter Sichtbar, und zeigen auch nicht auf, wo sie im eigenen Leben auftreten. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Bei so viel verschiedenen Leben, jedes einzelnen, sind die ganzen Auslöser individuell. In der Theorie aber nicht mehr. Z.B. kennt jeder Liebeskummer als Symptom nicht erwiderter Liebe. Welche persönlichen Auslöser diese bescheuerte Empfindung hat ist psychologisch doch vollkommen undenkbar. Was sich abspielt im einzelnen usw. Ich denke eine Palette von Emotionen und Gefühlen gibt es, die alle Lebewesen die sich Mensch nennen, empfinden. Wann, wie , wo mit welcher Konsequenz ist aber nicht mehr theoretisch Fassbar. Die eigenen Situationen im Leben sind individuell wie Schneeflocken unter dem Mikroskop. Oder die Fingerabdrücke. In der Theorie umrahmt man als den kleinsten gemeinsamen Nenner. Aber das Leben spielt sich weiter ab. Und da gilt es mMn, alles was man in der Theorie bezeugt zu "Leben". Wenn man da was auf der Spur ist, oder erkennt das es mehr gibt als das was der Geist reflektiert, dann spielen viele Dinge im Leben keine so große Rolle mehr wie vorher. Der Geist kann sich selbst nicht betrachten, aber im Außen erkennt er ständig etwas. Was nun, wenn man genau diesen Geist kennenlernt?
 
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Das Jetzt ist das All. Und sein wahres Wesen ist unser eigenes wahres Wesen, welches wir durch das Auflösen von Unbewusstheit erfahren lernen können. Ohne es verinnerlicht zu haben, bleibt das aber eine bloße Gedankenspirale.
Das kann man so sagen. Sehe ich ähnlich. Aber ich glaube nicht, das der Mensch fertig ist, im All. Rein theoretisch betrachtet. Wenn man nun andere Bewusstheit entwickelt, ist das mMn, nicht zwangsläufig die Antwort auf alles. Es könnte doch noch viel weiter gehen. Manche gehen davon aus, dass nach dem Tod, alles beantwortet ist. Vielleicht geht es aber noch viel weiter? Wer weiß das schon. Darum lege ich da nicht so viel Bedeutung in die Theorie.



Es gibt allerdings nur den Prozess, so wie es nur das Jetzt gibt.
Mit der Erinnerung verhält es sich wie mit der Vergangenheit. Sie ist nur ein Produkt des Prozesses, so wie die Vergangenheit ein Produkt des Jetzt ist.
Jetzt mag man dagegenhalten, dass der Prozess eine Fortsetzung der Erinnerung wäre, aber dazu will ich nun gar nicht mehr sagen, als: das ist falsch, guck genauer hin.
Hier erkennt man Wunderbar die Ebenen des Geistes. Es gibt die Vergangenheit nicht mehr, aber die Wirkungen sind noch in unermesslichen Ausdrücken da. Existiert die Vergangenheit noch, oder nicht mehr? Ihr Einfluss ist jedenfalls im Jetzt noch da. Wenn man Jetzt betrachtet, kann man sich schon fragen, ob man nicht ein wenig klüger mit sich selbst umgehen sollte oder könnte.


Erinnerung ist ein Phänomen all dessen, was im Jetzt erfahren wurde, und es ist noch immer im Jetzt vorhanden, denn nichts geht verloren.
Die Erfahrung geht niemals verloren, die Erinnerung mitunter schon. So wie es das Wesen aller Phänomene ist. ;)
Je bewusster der Geist, desto leichter vermag er sich die Erfahrung natürlich in Form einer neuerlichen Erinnerung vor Augen führen, denn alle Phänomene sind dazu da, das was ist, sichtbar zu machen.
Wie ich oben schon mal schrieb, alles was dem Menschen möglich ist zu erkennen, können die Phänomene sichtbar machen. Das passiert im Leben. Ich halte es für eine Beschränkung darüber hinaus, also dem noch nicht Erfahrbaren (wie zb eine Welt nach dem Tod), so viel Wert zuzumessen.

Umso tiefer in dieser Erkenntnis natürlich mein Dank an Sokrates. ;)
Der Sinn und Zweck von Mustern ist es doch, eine Stütze auf dem Weg zu neuem Erkennen darzustellen.
Wenn das Bewusstsein, in welchem man sich befindet, prokrastiniert, geschieht das freilich. Muster werden erst dann hinderlich, wenn man sich freiwillig dazu entschließt, den Entdeckergeist schlafen zu legen. Das beginnt schon in kleinen Dingen sehr früh, in der Kindheit schon. Das ist dann auch der Moment, ab dem ein Mensch bereits im degenerativen Sinne zu altern beginnt.

P.S.: Es gefällt mir sehr, mit dir zu diskutieren. Auch wenn ich mir oft nicht so sicher bin, ob wir dasselbe meinen. :D

Dann machen wir wohl irgendwas Falsch. ;-P Müssen wir uns nicht irgendwann vorwerfen dass wir keine Ahnung haben wovon wir schreiben? :D
Ich find es angenehm und macht mir auch Spaß. Vielleicht braucht man den anderen auch, um selbst alles ausdrücken zu können, was man ausdrücken möchte.

Mich interessieren die Prozesse hinter dem Willen. Wenn zum Beispiel Neugierde hinter dem Willen als Ursache besteht, wie frei ist dann der Wille, diese Neugierde auszuleben?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich musste zwei Beiträge erstellen, weil man nicht über 1000 Zeichen schreiben darf. Skandal! ;-P
 
Der Wille ist frei aber der Mensch nicht.
Der Mensch ist in die Verstrickungen seines Lebens eingebunden und muss zusehen, wie er am besten damit umgehen kann; insofern ist er nicht frei. Aber er hat einen Willen, mit dem er sich über alle Verstrickungen hinwegsetzen und von ihnen frei sein kann - selbst wenn das in einem Chaos enden sollte.
 
Der Mensch ist in die Verstrickungen seines Lebens eingebunden und muss zusehen, wie er am besten damit umgehen kann; insofern ist er nicht frei. Aber er hat einen Willen, mit dem er sich über alle Verstrickungen hinwegsetzen und von ihnen frei sein kann - selbst wenn das in einem Chaos enden sollte.
Der Mensch ist nicht frei weil er an das Körperliche und die Materie gebunden ist. Der Geist kann für Momente auf andere Ebenen fliegen.
 
Das kann man so sagen. Sehe ich ähnlich. Aber ich glaube nicht, das der Mensch fertig ist, im All. Rein theoretisch betrachtet. Wenn man nun andere Bewusstheit entwickelt, ist das mMn, nicht zwangsläufig die Antwort auf alles. Es könnte doch noch viel weiter gehen. Manche gehen davon aus, dass nach dem Tod, alles beantwortet ist. Vielleicht geht es aber noch viel weiter? Wer weiß das schon. Darum lege ich da nicht so viel Bedeutung in die Theorie.
Der Mensch misst sich selbst viel zu viel Bedeutung zu. Es ist nicht falsch, aber wahr ist es auch nicht.
Das menschliche Bewusstsein durchleben wir, wenn es gut geht, etwa 80 Jahre. In der Zeit wird niemand "fertig", aber darum geht es auch nicht.
Das Spiel des Leben ist unendlich komplexer und gerade darin viel simpler, als wir es uns mit unseren Konzepten "machen".

Natürlich geht es nach dem Tod "weiter". Einfach deshalb, weil es nicht nicht weitergehen KANN. Unser Bewusstsein ist ein Wanderer auf ewigen Pfaden, wohin auch immer es seine Schritte setzen mag.
Evolutioniert es, begreifen und erkennen wir Zusammenhänge, die wir uns nicht einmal hätten träumen lassen können. Involutioniert es, driften wir in die so genannte Unbewusstheit ab. Aber letztendlich stellt beides eine Entwicklung dar, ohne Ziel, aber mit Weg. Jedes Ziel ist ein Konzept.

Energie will gebündelt werden, wenn sie Geschwindigkeit erreichen will. Daher die Stofflichkeit des Menschseins.
Vielleicht hätten wir alle Antworten, wenn wir uns nicht materiell gebunden hätten - aber all unser Sein wäre in diesem Wissen so frei und ungebündelt, dass es in seiner Freiheit gefangen wäre.
Das All empfindet nichts, und ohne die Prioritätensetzung und scheinbare Trennung von Entitäten zu Identitäten wäre alles gar nichts.

Hier erkennt man Wunderbar die Ebenen des Geistes. Es gibt die Vergangenheit nicht mehr, aber die Wirkungen sind noch in unermesslichen Ausdrücken da. Existiert die Vergangenheit noch, oder nicht mehr? Ihr Einfluss ist jedenfalls im Jetzt noch da. Wenn man Jetzt betrachtet, kann man sich schon fragen, ob man nicht ein wenig klüger mit sich selbst umgehen sollte oder könnte.
Solange die Vergangenheit wirkt, existiert sie auch.
Man muss natürlich zwischen den Welten/Ebenen unterscheiden, ansonsten gibt es keine Antwort.
Jedes Konzept ist auf seiner eigenen Ebene ebenso wahr und eine Welt für sich, wie ein darüberstehender Fakt, der nicht auf ein solches Konzept angewiesen ist. Das, was wirkt, ist Wirklichkeit.
All die Konzepte, die tagtäglich auf unser Leben einwirken, sind für uns Wirklichkeit. Solange wir uns nicht aus den Welten dieser Konzepte erheben, bleiben wir dieser Wirklichkeit ausgeliefert. Und seien wir mal ehrlich: wir wollen das auch. Das ist doch sowas wie der Daseinsberechtigungsschein unseres eigenen Ichs.

Wie ich oben schon mal schrieb, alles was dem Menschen möglich ist zu erkennen, können die Phänomene sichtbar machen. Das passiert im Leben. Ich halte es für eine Beschränkung darüber hinaus, also dem noch nicht Erfahrbaren (wie zb eine Welt nach dem Tod), so viel Wert zuzumessen.
Man muss sich natürlich klar machen, dass eine Welt nach dem Tod, sofern sie erfahrbar ist, ebenso phänomenal sein wird wie alles andere. Auf andere Weise womöglich, aber ebenso facettenreich, denn der Grad unserer Bewusstheit bestimmt, wie viele Nuancen wir wahrnehmen.
Das bedeutet, Schmerz wird es geben. Leid wird es geben.
Und wer seine Wunschvorstellung durchblickt, hört automatisch damit auf, der Welt nach dem Tod so viel mehr Wert beizumessen. Wir sehnen uns doch immer nach dem Unbekannten und haben gleichzeitig vor nichts eine größere Angst.

Doch würde ich immer anderen raten, sich von Wunschvorstellungen zu distanzieren, weil sie einen im Irdischen halten. Nicht nur durch großes Leid bleiben Geister auf unserer Welt zurück, sondern auch durch übermäßige Utopie und daraus resultierende Unfähigkeit bzw. Unwillen, sich zu lösen.
 
Dann machen wir wohl irgendwas Falsch. ;-P Müssen wir uns nicht irgendwann vorwerfen dass wir keine Ahnung haben wovon wir schreiben? :D
Du, ich sag dir mal was.
Wir machen einfach ALLES falsch.
Und wenn du daraus eine Erkenntnis ziehen willst, dann wirf sie sofort wieder in die Tonne. Denn sie ist falsch. :D

Ich musste zwei Beiträge erstellen, weil man nicht über 1000 Zeichen schreiben darf. Skandal! ;-P
Auf deinen ersten Beitrag antworte ich bissl später, mir fehlt gerade die Zeit. ;)
 
'Nur jene diskutieren darüber, ob Schicksal oder Willensfreiheit die Ober-
hand gewinnt, die die Ursache von beidem, nämlich das Ich, nicht erkennen.
Jene, die es als den gemeinsamen Ursprung von Schicksal und Willensfrei-
heit erkennen, sind von beidem befreit. Sag, werden sie sich jemals wieder
darin verstricken?'
Ramana Maharshi

Welch eine ulkige Vorstellung, dass ein vollständig illusorisches Selbst, eine
bloße Vorstellung, von Willen beherrscht sein könnte und wüsste, wie man
sein Schicksal gegen alles und jeden selbst lenken könnte, und das mittels
eines weiteren imaginären Konzepts namens 'freier Wille'
 
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Aus "ein bissl später" wird "ein paar Tage später". Sorry, dass ich dich mit dem zweiten Teil meiner Antwort habe warten lassen, @Ultimate Spades.
Sehe ich auch so. Die einsgerichtete Meditation ist eine praktische Anfänger Meditation. Dabei geht es nur darum, das abschweifen des Geistes unter Kontrolle zu bringen. Nicht die Gedanken! Es kommt der Punkt, wo Gedanken, Emotionen, körperliche Empfindungen, Geräusche, Gerüche, was man sieht, also alle Sinne, sich im Geist bewegen, ohne dass er auf eines darauf so sehr eingeht, dass er seine eigene Präsenz verliert. Egal welcher Gedanke, er entsteht im Geist, in der Präsenz des Geistes.
Die Sinne sind nur Aspekte der Aufmerksamkeit, wie die Blüten einer Blume selbige erst zu dem machen, was sie ist.
Das Abschweifen des Geistes unter Kontrolle zu bringen, spielt nur dann eine Rolle, wenn er in die Trivialität zurückzugleiten droht. Man kann also nicht sagen, dass jeder Anfänger einen solchen Ankerpunkt braucht.
Wer es ohnehin gewohnt ist, mit seinen Empfindungen stets in die tieferen Bahnen eines umfassenderen Orbits einzutauchen, braucht das z.B. nicht.
Ich wage sogar zu behaupten, dass von Natur aus die Blume keinen Blumenstock braucht. ;)
Wir dürfen uns nur nicht manipulieren lassen durch unseren inneren Schweinehund.

Am Anfang ist die Präsenz des Geistes kaum spürbar. Aber das kommt iwann von alleine.
Dann gibt es ja auch Visualisierungen, aber was bringen die, wenn die Konzentration nicht einsgerichtet bleiben kann, weil sie ständig abschweift?
Es gibt die analytische Meditation, wo neben Visualisierungen auch theoretische Konsequenzen betrachtet werden.
Dann gibt es so was wie die Metta Meditation in der u.a. Mitgefühl entsteht. Das ist neben Visualisierungen, theoretischen Konsequenzen, eine ganze Geschichte die man betrachtet. Nur als wenige Beispiele.
Diese ganzen Meditationen brauchen einen Geist, der nicht abschweift und in seiner Präsenz „verweilt“.
Ich weiß nicht, ob ich da mitreden kann. Für mich war die Präsenz des Geistes immer spürbar.
Die Visualisierung war mein Einstieg in die freie Meditation, und mit frei meine ich das, wie ich heute meditiere: anfangs gab es keine Regeln, ich habe mir keine Anleitungen gesucht und selbst ausgetestet, welche Regeln ich dort finde. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht für jeden geeignet ist, aber nachvollziehen kann ich es aus meiner Erfahrung heraus natürlich nicht.
Demzufolge habe ich nie auch nur eine bestimmte "Art" von Meditation angerührt. Ich habe die meine gefunden und was andere machen, interessiert mich nicht. ^^

Im Alltag sind die Bedingungen aber nicht so isoliert wie beim Meditieren. Da kommt alles auf einmal und quer Beet durch die Sinne. Alles vermischt. Da in der Präsenz zu verweilen braucht viel Übung, wenn man es überhaupt möchte.
So, wie ich das empfinde, ist die Trivialität des Alltags nichts als ungebündelte Energie, während die Präsenz, von der du hier schreibst, eine Bündelung, also Fokussierung des Geistes ist.
Summiert man die ungebündelte Energie des Alltags und die gebündelte Energie der Meditation separat voneinander, käme dasselbe Ergebnis in Form des Potentials dabei heraus. Der springende Punkt ist die Verarbeitung von Informationen.
Bündelung bedeutet Ordnung, und je geordneter die Informationen verarbeitet werden, desto präsenter fühlt es sich natürlich an.
Außerdem entsteht in dieser Ordnung eine zusätzliche Kraft, die im Chaos nicht existiert. So etwas wie Schönheit, aber tiefergehend. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich sie nennen soll oder ob es einen Namen für sie gibt, aber sie löst eine gewisse Ehrfurcht aus.
Man spürt sie auch in der materiellen Welt, wenn man z.B. im Inneren einer Kathedrale steht.

Einsgerichtet bezieht sich also nur auf das eine „Objekt“ der Meditation. Die gesamte Konzentration verweilt an einem „Objekt“. Im Alltag kaum denkbar und auch nicht besonders sinnvoll, entwickelt sich aber dadurch eine starke Präsenz des Geistes. Später können in der Präsenz des Geistes, viele "Objekte" betrachtet werden. Also die "Aufmerksamkeit" auf vieles gleichzeitig gerichtet sein. (könnte ein Punkt sein bei dem du mir jetzt widersprichst)
Richtig, das ist ein Punkt, bei dem ich dir widerspreche. An sich schon deshalb, weil die Zeit nur ein Produkt der Wahrnehmung ist, kann die Aufmerksamkeit niemals "gleich-zeitig" irgendwo verweilen. Denn dann gäbe es mehrere Zeiten, sprich, einen gespaltenen Zeitstrang für ein und denselben Wahrnehmenden. Das ist nicht möglich, denn dann müssten ich/du (der Wahrnehmende) sich ebenfalls spalten.
Und es gibt nur eines, was unspaltbar ist, und das ist die reine Essenz der Aufmerksamkeit, der Geist. Also völlig unmöglich.

So, wie ich das verstehe, meinst du eher den durch Ablenkung erzeugten sprunghaften Charakterzug des Geistes, wenn er ungebündelt/trivial im Jetzt weilt und dabei keine rechte Konzentration aufkommen kann.

Und da sehe ich es ebenfalls wie du, mit Bewusstheit ist es egal was der Geist reflektiert.
Aber besonders zu beginn, rast der Geist umher wie ein irrer, wenn man eigentlich nur seinen Atem betrachten möchte.

Dass die Aufmerksamkeit auf den Geist, nicht z.b. auf den Atem, zurückkehrt, ist nur gemeint als zurück zur Präsenz bei der der Atem das Objekt ist, wobei die Präsenz bleibt.
Wie gesagt, am Anfang ist da wenig Präsenz. Wenn diese Präsenz „kultiviert“ oder „entwickelt“ wurde, spielt es keine Rolle mehr, was der Geist betrachtet, die Präsenz geht nicht verloren.
Die Gefahr, abzudriften, sehe ich immer noch. Der endliche (menschliche) Geist ist wie ein Garten, man muss sich stetig um ihn kümmern, sonst profitieren allerlei Schmarotzer von ihm und ungebetene Gäste siedeln sich in ihm an. ;)
Der Geist kann sich selbst nicht betrachten, aber im Außen erkennt er ständig etwas. Was nun, wenn man genau diesen Geist kennenlernt?
Da magst du vielleicht Geister im schamanischen Sinne kennenlernen (in einem Schein-Außen) und ansonsten Verstand und Gefühl und alles, was dir nur vorstellbar und unvorstellbar erscheint, aber das bringt dich nicht zu dir selbst. Das Außen ist vergänglich. ;)
 
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