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Ultimatinio
Guest
Rein metaphysisch, in der Theorie, bleibt es perspektivisch.
Im Erleben jedoch kann das Jetzt ein klarer Ankerpunkt sein, mit dem man ganz bewusst abschweifen kann, ohne sich dabei zu "verlieren". Man könnte es rudimentär mit dem bewussten Reflektieren eigener Handlungen und Gedankenmuster vergleichen. Oder mit luzidem Träumen.
Je verankerter wir im Jetzt sind, desto klarer können wir schauen. Unabhängig davon, ob wir die Gegenwart erleben oder nicht; ob definierte Realität oder Traum, Erinnerung, Vorstellung.
Ja, das ist der Punkt, wo Bewusstheit und Unbewusstheit eben eine tragende Rolle spielen.
Wir verlieren uns eigentlich nur dann, wenn wir in die Unbewusstheit gleiten. Und diese Unbewusstheit ist letztlich nichts anderes als die Unbewusstheit, dass wir im Jetzt sind.
Wenn ich darauf hinweise, dass Gegenwart und Jetzt NICHT dasselbe sind, mag das anfangs wie Rosinenpickerei erscheinen, ein bloßes Definieren von Begrifflichkeiten, was nur in der Theorie einen Wert hat. So ist es jedoch nicht. Man muss verinnerlichen, dass das Jetzt, anders als die Gegenwart, kein Produkt der Wahrnehmung ist, sondern ihr Ursprung.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind Konzepte, basierend auf Erinnerung, Erleben und Vorstellung. Wir könnten diese Konzepte in die Tonne werfen und wären immer noch JETZT. Denn es gibt nichts anderes.
Sehe ich auch so. Die einsgerichtete Meditation ist eine praktische Anfänger Meditation. Dabei geht es nur darum, das abschweifen des Geistes unter Kontrolle zu bringen. Nicht die Gedanken! Es kommt der Punkt, wo Gedanken, Emotionen, körperliche Empfindungen, Geräusche, Gerüche, was man sieht, also alle Sinne, sich im Geist bewegen, ohne dass er auf eines darauf so sehr eingeht, dass er seine eigene Präsenz verliert. Egal welcher Gedanke, er entsteht im Geist, in der Präsenz des Geistes.
Am Anfang ist die Präsenz des Geistes kaum spürbar. Aber das kommt iwann von alleine.
Dann gibt es ja auch Visualisierungen, aber was bringen die, wenn die Konzentration nicht einsgerichtet bleiben kann, weil sie ständig abschweift?
Es gibt die analytische Meditation, wo neben Visualisierungen auch theoretische Konsequenzen betrachtet werden.
Dann gibt es so was wie die Metta Meditation in der u.a. Mitgefühl entsteht. Das ist neben Visualisierungen, theoretischen Konsequenzen, eine ganze Geschichte die man betrachtet. Nur als wenige Beispiele.
Diese ganzen Meditationen brauchen einen Geist, der nicht abschweift und in seiner Präsenz „verweilt“.
Im Alltag sind die Bedingungen aber nicht so isoliert wie beim Meditieren. Da kommt alles auf einmal und quer Beet durch die Sinne. Alles vermischt. Da in der Präsenz zu verweilen braucht viel Übung, wenn man es überhaupt möchte.
Einsgerichtet bezieht sich also nur auf das eine „Objekt“ der Meditation. Die gesamte Konzentration verweilt an einem „Objekt“. Im Alltag kaum denkbar und auch nicht besonders sinnvoll, entwickelt sich aber dadurch eine starke Präsenz des Geistes. Später können in der Präsenz des Geistes, viele "Objekte" betrachtet werden. Also die "Aufmerksamkeit" auf vieles gleichzeitig gerichtet sein. (könnte ein Punkt sein bei dem du mir jetzt widersprichst)
Und da sehe ich es ebenfalls wie du, mit Bewusstheit ist es egal was der Geist reflektiert.
Aber besonders zu beginn, rast der Geist umher wie ein irrer, wenn man eigentlich nur seinen Atem betrachten möchte.
Dass die Aufmerksamkeit auf den Geist, nicht z.b. auf den Atem, zurückkehrt, ist nur gemeint als zurück zur Präsenz bei der der Atem das Objekt ist, wobei die Präsenz bleibt.
Wie gesagt, am Anfang ist da wenig Präsenz. Wenn diese Präsenz „kultiviert“ oder „entwickelt“ wurde, spielt es keine Rolle mehr, was der Geist betrachtet, die Präsenz geht nicht verloren.
Was meinst du mit "einsgerichtet"? Die Fokussierung der Aufmerksamkeit folgt IMMER einem einzelnen Pfad.
Auch in völliger Unbewusstheit; dort irrt sie umher, konzeptionell gesehen, aber im Jetzt immer nur in eine Richtung, auch wenn die Zeit uns das Phänomen der Räumlichkeit nahebringt.
Ironisch in gewisser Weise, dass die phänomenale Welt erst in der Bewusstheit durchschaut werden kann, aber erst ab einem bestimmten Bewusstheitsgrad sichtbar wird.
Die Aufmerksamkeit kann nicht auf den Geist zurückkommen, denn der Geist IST Aufmerksamkeit.
Das, was du hier Geist nennst, ist nur eine Identifikation, ein Etikett unseres Seins. Auch ein Hilfsanker, wenn du so willst.
Naja, solange man sich an einen Hilfsanker klammert, erkennt man gar nichts, man hält sich nur an einer Schnur, an der man sich immer wieder zum Ausgangspunkt zurückhangelt. ^^
WO dieser Ausgangspunkt ist, wird dadurch nicht erfahren, denn man setzt sich dadurch nicht dem realen Sich-Entfernen aus.
Solange die Gegenwart der Mittelpunkt deiner Welt ist, erkennst du sie nicht als Konzept; ganz so, wie - um ein Beispiel zu nehmen - Mittelpunkte in örtlichen Verhältnissen keine geographische Lage haben.
Wie oben geschrieben, Präsenz des Geistes und "Objekt" der Betrachtung sind Anfangs getrennt. Die ganze Präsenz geht quasi in dem Objekt auf ohne das noch Präsenz übrig bleibt. Das ändert sich aber.
Ich denke man kommt dem Ausgangspunkt, näher, und kann auch merken, dass Gedanken ohne weiteres Entstehen und wieder gehen. Ohne das man da Kontrolle hat. Sie entstehen und vergehen aber in der Präsenz.
(wenn wir jedes mal einen Kurzen trinken würden wenn ich Präsenz schreibe )
Aber auch der zuletzt zitierte Text von dir ist eine theoretische Betrachtung. Und ich glaube da unterscheiden wir uns in der Betrachtung, denn die Theorien sind mir im Grunde genommen nicht mehr wichtig, Für mich beschreiben sie eine Funktion. Sie machen sie aber nach dem Verständnis nicht weiter Sichtbar, und zeigen auch nicht auf, wo sie im eigenen Leben auftreten. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Bei so viel verschiedenen Leben, jedes einzelnen, sind die ganzen Auslöser individuell. In der Theorie aber nicht mehr. Z.B. kennt jeder Liebeskummer als Symptom nicht erwiderter Liebe. Welche persönlichen Auslöser diese bescheuerte Empfindung hat ist psychologisch doch vollkommen undenkbar. Was sich abspielt im einzelnen usw. Ich denke eine Palette von Emotionen und Gefühlen gibt es, die alle Lebewesen die sich Mensch nennen, empfinden. Wann, wie , wo mit welcher Konsequenz ist aber nicht mehr theoretisch Fassbar. Die eigenen Situationen im Leben sind individuell wie Schneeflocken unter dem Mikroskop. Oder die Fingerabdrücke. In der Theorie umrahmt man als den kleinsten gemeinsamen Nenner. Aber das Leben spielt sich weiter ab. Und da gilt es mMn, alles was man in der Theorie bezeugt zu "Leben". Wenn man da was auf der Spur ist, oder erkennt das es mehr gibt als das was der Geist reflektiert, dann spielen viele Dinge im Leben keine so große Rolle mehr wie vorher. Der Geist kann sich selbst nicht betrachten, aber im Außen erkennt er ständig etwas. Was nun, wenn man genau diesen Geist kennenlernt?