Fossile Energieträger durch Kernkraft zu ersetzen, bedeutet für mich den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Um den Anteil der Atomenergie am Welt-Energiemix auf nur 10% zu erhöhen, müsste die Zahl der Reaktoren auf 2000-2500 vervier- oder fünffacht werden. Wer soll die wo bauen? Schon jetzt bringen es selbst entwickelte Industrieländer wie Japan, Belgien oder Frankreich offenbar nicht auf die Reihe, ihre AKW ordentlich zu betreiben. Wie soll das aussehen, wenn weltweit, auch in Entwicklungs- und Schwellenländern, hunderte neue Kernkraftwerke gebaut werden, in Gegenden, in denen sich die Politik noch einfacher über technische Vorgaben und Standards hinwegsetzen kann? Dazu ein Netz von neuen Anreicherungs- und Aufbereitungsanlagen, weltweites Verfrachten von strahlendem und waffenfähigem Material. Wo kommt überhaupt das ganze Uran her? Was sagen die Bevölkerungen in den jeweiligen Ländern zum massiven Ausbau der Kernenergie? Wie finden es die USA und Israel, wenn der Iran ankündigt, 20 neue, klimaschonende Atommeiler bauen zu wollen?Also so einfach ist es auch nicht. Es stimmt schon, dass Nuklearenergie global nur 2,5% der gesamten Energieproduktion ausmacht. Erneuerbare Energien hingegen aber nur 2%. Das ist deswegen ein Problem, weil die restlichen 95% aus Kohle, Öl und Gas kommen und damit nicht klimaneutral sind. Klimaneutralität ist derzeit aber ein unfassbar wichtiger Faktor, und Nuklearenergie ist in Sachen Klimaneutralität den erneuerbaren teilweise sogar voraus. Gebot der Stunde ist nicht zwingend, dass wir uns von Nuklearenergie wegbewegen, sondern dass wir uns von fossilen Energieträgern wegbewegen.
Selbst wenn man der Kernenergie wohlgesonnen ist, muss man doch eigentlich einsehen, dass diese Form der Energiegewinnung keine Zukunft hat. Das Bisschen, das sie zum Klimaschutz beitragen kann, ist das Risiko nicht wert, jeder Cent, der statt in regenerative Energieerzeugung in Atomstrom gesteckt wird, ist meiner Meinung nach ein verlorener Cent.
Endlager? Für Atommüll? Wo sollen die denn sein?Mal abgesehen davon, dass die Abfälle von Kohlekraftwerken eine stärkere radioaktive Belastung darstellen als die von Atomkraftwerken - nur, dass die Abfälle anders als bei der Nuklearenergie nicht in Endlagern verrotten, sondern fröhlich in die Luft geblasen werden.