WANDERUNG INS UNGEWISSE
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Nicht wenige verspüren sie,
ein Zauber, scheint es oftmals gar,
ein Ruf, manch einer hört ihn nie;
verlangend, fährt durch Haut und Haar.
Mit ihm erwacht ein Wunsch, allein,
nach Wanderungen, ferne führend;
mit Ost- und Westwind eins zu sein,
die jenes Seelenfeuer schürend.
Mit Schritten, leicht wie Seidenglanz
und gleichwohl auch gar mühlsteinschwer,
wird Nah zu Fern, entschwindet ganz,
und Fern zu Nah, ohne Gewähr.
Doch Sicherheit wird bald zu dem,
was es von vornherein schon war:
ein Mythos, funkelnd Diadem,
doch niemals jemals wirklich wahr.
Grünblau der Wälder Antlitz weit
entschwindend fern im Nebeldunst
mit Tal und Berg im Widerstreit
und manchem Fluss durchschneidend Kunst.
Mit jedem Tag ein andres Bild,
mal türmt sich Fels, mal plätschert leise
ein Bach durch Sumpfland, ungewillt,
mal streckt sich trockne Wüstenwaise.
Des Nachts von Feuers Wärme zehrend,
wenn Windes Eishauch schleichend wandert
mit Nebelzungen, kaltverheerend,
auf Geisterzungen flieh’nd mäandert.
Und unter Mondes blinden Blicken
die eignen spiegelnd, glutlichtschwere,
im Schlafe bald schon sich ersticken,
wenn in die Traumwelt führt die Fähre.
Im Morgenlicht dann bald erweckt,
ruft fremde Ferne schon herbei;
trägsanft erwacht, was nachts versteckt,
und kühl der Wind, neckt spielend frei.
Ein Schritt und weiter geht die Reise,
das Ziel nicht klar, noch unbekannt,
auch unterm Sternlicht, wandernd leise,
führt fern in Ferne, neues Land.
©L.A.W. (Text)