Dschungelpfade

W

Wellenspiel

Guest
Verworren und doch eingänglich,
ein Labyrinth im wilden Hain,
von vielen Wegen, sehr verfänglich,
mal sich kreuzend, mal allein.

Die Waage zwischen den Extremen
ist niemals leicht noch schnell zu finden,
so manche Antwort kann auch lähmen,
das innre Gleichgewicht zerschinden.

Doch dafür sind die Pfade gut,
nicht nur, um blind sie abzugehen,
sondern auch, um Freud' und Wut
einander akzeptiert zu sehen.

__________...___________


Ein neuer Gedichtsfaden, so auch mit neuen Gedichten.
Mal sehen, was sich so ereignet und erzählt, in Worten und Geschichten.
Ein jeder und eine jede ist von mir herzlich eingeladen, mitzuwandern auf den Pfaden, ob in Dschungeln oder anderer Orte in, von und mit ganzer Seele.
 
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Beginnend mit dem letzten Gedicht des alten Fadens in neu überarbeiteter Fassung …


BIN ICH DIE LIEBE? ODER BIN ICH DER TOD?
*****

Bekannt bin ich als jenes heißeste Feuer,
die Seele, sie brennt in mir ungeheuer.
Beglücken, Erstaunen, und sieh mich nur an;

so zeige ich dir meine Wahrheit alsdann.

Bekannt bin ich auch als der Abgrund im Herzen,
so dunkel ob all seiner tragenden Schmerzen.
Doch fürchte nicht, dass das Trauern dich holt;

denn ist sie mir nah, geschwind sie verkohlt.

Ein Rätsel, im stürmisch Empfinden getauft,
die Frage erhebend im Morgenrot:
Wer bin ich, zu teuer, nie willens verkauft;

wildtanzende Liebe oder graumeliert Tod?

Wie man mich auch sucht, bin ich doch nie da,
auch wer mich verflucht, ist mir noch nah.
Die ewige Leere beende ich immer;

auch wenn mancher denkt, ich wäre gar schlimmer.

Ob in Wassern, auf Eis oder steinernem Grund,
dunklen Fluten, von meiner Essenz tief durchtränkt,
gefangen; mein Bote, die Trauer, tut kund;

von der Seele, die wohlige Wärme empfängt.

Manche Flamme mag sich in Kälte verkehren,
von heute auf morgen, von gestern auf heute.
Doch Eis vermag mich nicht abzuwehren;

nichts kann meine Glut zur Gänze verzehren.

Bin ich ohne Ende, mein Anfang ist wild,
bin ich ohne Anfang, kein Ende gewillt.
Doch wenn aller Welt Streit und Donner nur grollt;

bin ich die Erlösung, jenem Ende gezollt.

Ich lauere, warte, hoffend der Stunde,
dein Schicksal tief in den Wurzeln erbebend.
Unzählige Fragen in brennender Wunde;

voll Labsal; süßherbe Schmerzen verlebend.

Einsamkeit bringe ich stets nur den andern,
du aber wirst um die Sterne dort wandern,
weit droben am funkelnden Firmament;

niemals allein, wenn die Leidenschaft brennt.

Zeit zieht vorüber wie Wolken am Strand,
vor der Hitze, brennend, fliehend in Lust.
Viel zu hastig enteilt deinen Fingern der Sand;

jeder Augenblick Wonne und auch Verlust.

Doch wenn du es zulässt, dich öffnest mir ganz,
im Diesseits die Fremde hinter dir lässt,
sodass ich dein Wesen erfülle mit Glanz;

das Jenseits frohlockend ob jenes Gewands.

Wo ich bin, selbst der Weise zum Narren sich wandelt,
wo Verlust, da Gewinn, doch nur unsichtbar,
und egal, was man tut und wie man mich handelt;

bleib’ ich stets größte Freude und ärgste Gefahr.

Oft bin ich es selbst, das Ende des Leids,
ein Raum ohne Wände, schon ewig bereits.
Begleiter vom ersten Atemzug an;

bis zum letzten - in jenem erfüll’ ich mich dann.

Wie ein Räuber so dreist und ein König zugleich,
nicht selten schon stellte man mich vor Gericht -
so mancher längst kannte mein Schattenreich -

doch nur wenige sahen mein wahres Gesicht.

Und so stell’ ich die Frage im Abendrot:
Bin ich die Liebe?
Oder bin ich der Tod?


©L.A.W.


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IM TRAUME EIN VOGEL
*****

Ich träumte, im Federkleid fliegend,
die Winde im Sturme bezwingend,
weithin alte Zweifel besiegend,
vom Frei-Sein, im Herzen erklingend.

Doch wo ich im Echo des Traumes gefangen
erwachte im Bett jenes Menschseins,
da wollte sie endlich zu mir gelangen,
die Frage um all unsres Daseins.

Es ist nicht ganz klar und ungewiss noch,
ob ich träumte vom Vogelkleid mein.
Denn womöglich, im Fluge viel freier noch,
der Vogel mich träumte allein.


©L.A.W.


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VORBEI
*****

Vorbei jene Zeiten, da die Blumen dir blühten,
ihre Farben dir öffnend, ihr Vertrauen geschenkt.
Vorbei jene Welt, die du wolltest behüten,
entwendet, zerrissen, im Zorne ertränkt.

Vorbei jene Zeiten, da dein Blick mich gar bannte,
was real war, umstülpte, all die Wünsche zerrieb.
Vorbei jene Welt, da den Frieden ich kannte,
jene bunte Verlockung, doch nichts davon blieb.

Vorbei jene Zeiten, da dein Lächeln erstrahlte,
vergraben im Erdreich unter steinern Gewicht.
Vorbei jene Welt, die dein Herz für mich malte,
ewig ruhend, versunken in Gestaden bar Licht ...

So gebarst du fernab auch im Jenseits noch
jenes Reich, voller Häme bestrafend nun mich;
Dunkel ballt es sich schwer und öffnet das Loch,
Dunkles Reich, Tartaros, erhebe nun dich!


©L.A.W.


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Ein neues Versmaß ausprobiert …


VERSUCHUNG

***


Am Horizont, da dräuen schon,

auch über mir, welch wilder Hohn,

der Nebel kalte Trauerpfade,

sich wälzend auf der langen Flur

funkelnd, fern aller Gestade,

stets wandernd mit der Zeiten Uhr

der eigens formverlor’nen Schatten.

Die Sterne, die niemals ermatten.


Blitz und Donner, horizontfern!

Komm, verschenke jene Schatten.

Niemals will ich es gestatten,

schmerzvoll Blick am hohen Stern.


Im Winde ziehend, kühl und trüb,

vergessen, was mir einstmals lieb.

Was einst teuer, was einst wertvoll,

sicher im Verlies ausharrend.

Voller Zorn, verlor’n im Herzgroll,

wie ein Untier gierig scharrend.

Der Nächte Trauer eisig kalt

Stern wie Träne, ungestalt.


Blitz und Donner, ferne rankend!

Komm, verschenke diese Schatten.

Trenne mich von jenem Stern,

dem mein Leben ich verdankend …


©L.A.W.


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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
DIE STILLE SO LAUT

***


Noch niemals war die Stille so

perfekt im Harmonie und Ton,

und gleichwohl niemals je so laut,

dass Verzweiflung greifet schon.


Doch wie der Morgenabend nun

der Weltenseel’ die Hände reicht,

nicht um sich Freundschaft kundzutun,

sondern der Schuld, die dies begleicht;


sich nichts verleugnen lässt, was ist,

von dunklen Wolken überschattet,

ein Tag, der sich in Jahren misst,

so schweigsam schwer er bald ermattet.


Noch niemals war die Stille so

formgreifend in der schweren Luft,

und gleichwohl niemals je gestaut,

dass stimmverzerrt sie Klage ruft.


Doch wie der Morgenabend nun

ekliptisch seiner Bahn entweicht,

nicht um sich abseits auszuruh’n,

sondern der Schuld, die dies begleicht;


sich nichts verhindern lässt, was ist,

im toten Winkel das Gespinst,

der Zähler all die Fehler misst,

ein Schatten, gierig jener linst.


Noch niemals war die Stille so

lebendig wie am reißend Strom,

und gleichwohl niemals unvertraut,

ein richtend Unheil, gar Pogrom


©L.A.W.

 
Es orakelt mich. ^^
Ich bezeichne das hier - noch - als bloße Fingerübung, solange ich es selbst nicht vollends (aber immerhin fast) verstehe.



EIN RUF
*****


Ein Ruf, von Ohren unvernommen,

kein Schrei im Widerhall der Nacht,

doch still und laut, gar umerdacht

erschallend, tief Sopran, beklommen.


Ein Feuerwerk ganz ohne Lichter,

dunkelblind in schwarz Gewändern,

spät noch harrend, kaum zu ändern,

hingebungsvoll, doch strenger Richter.


Erhitzt Gemüter abzukühlen,

ohne Eis ersteh’n zu lassen,

im Silberpulse tiefer fühlen,

ohne je versucht zu hassen;

ein hehres Ziel, doch ohne Wahl,

wenn letzthin alles nur versinkt

im Strudel jener Welt der Qual,

dem Satansstern, fünffach beringt.


Der erste Ring voll Leidenschaft

so hell wie dunkel er stets scheint,

ein Tränenmeer, doch ungeweint,

ein Sommer, hell, doch ohne Kraft.


Ein zweiter Ring sich gern versteckt

im Schatten jenes hellen Lichts,

hervorbringen wird ihn auch nichts,

was nicht das innre Kind verschreckt.


Der dritte sonnt sich zornvermummt,

denn lieber würd’ er Sonne sein,

so aber steht er stets im Schein

des hellen Sommers, unverstummt.


Ein vierter Ring ist Schicksalslast,

verbrennend lodert er im Zorn,

doch kalt wie ewig eingefror’n

er alle Welt am meisten hasst.


Der Fünfte spiegelt alle Wahrheit,

dreht um, verzerrt ihre Gestalt,

ganz ohne Schmerzen die Gewalt,

doch lockend mit Erhabenheit.


Und der Moment, wenn jener Richter

den Wesenskern des Ringsterns kennt

im Puls der silbernen Gesichter,

erblickt das sechste Element;

geschieht, und doch man es nie sieht,

ein Ruf, von Ohren unvernommen,

kein Schrei, aber mit Macht entflieht,

erschallend, tief Sopran, beklommen.


©L.A.W.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich sehe mich fast gezwungen, eine kurze Übersetzung einiger Metaphern folgen zu lassen (die oft mehrere Bedeutungen haben können), auch weil ich sie recht häufig anwende:

Ring bedeutet in etwa
• Bindung, Kette (Gefangenschaft)
• oder aber Kreislauf

Gegensätzlichkeiten können für Gefühlslagen stehen, die sich durch innere Zwiespältigkeit äußern;

Die silberne Farbe kann Läuterung beschreiben.
Das sechste Element steht beinahe synonym für die Wahrheit.


Sonstige Anmerkungen für die (auch zukünftige) Gedichte:
Zorn ist kalt, Wut ist heiß. Angst versteckt sich. Dunkelheit schützt und ist nicht zwingend böse, ebenso wie Licht nicht zwingend gut ist. Blindheit und Dunkelheit könnten dasselbe sein, müssen aber nicht; weshalb beides auch metaphorisch für Unwissenheit, Täuschungsabsichten oder Lügen stehen kann. Wut ist außerdem rot, Trauer ist blau.
Helligkeit kann etwas von hoher Intensität (z.B. besonders intensive Emotionen) beschreiben. Muss aber nicht, wie alles andere. Und ich verrat's nicht. ;)
 
Ich sehe mich fast gezwungen, eine kurze Übersetzung einiger Metaphern folgen zu lassen (die oft mehrere Bedeutungen haben können), auch weil ich sie recht häufig anwende:

Ring bedeutet in etwa
• Bindung, Kette (Gefangenschaft)
• oder aber Kreislauf

Gegensätzlichkeiten können für Gefühlslagen stehen, die sich durch innere Zwiespältigkeit äußern;

Die silberne Farbe kann Läuterung beschreiben.
Das sechste Element steht beinahe synonym für die Wahrheit.


Sonstige Anmerkungen für die (auch zukünftige) Gedichte:
Zorn ist kalt, Wut ist heiß. Angst versteckt sich. Dunkelheit schützt und ist nicht zwingend böse, ebenso wie Licht nicht zwingend gut ist. Blindheit und Dunkelheit könnten dasselbe sein, müssen aber nicht; weshalb beides auch metaphorisch für Unwissenheit, Täuschungsabsichten oder Lügen stehen kann. Wut ist außerdem rot, Trauer ist blau.
Helligkeit kann etwas von hoher Intensität (z.B. besonders intensive Emotionen) beschreiben. Muss aber nicht, wie alles andere. Und ich verrat's nicht. ;)

Darf man hier eine Frage stellen?

Weil du es zusammen erwähnst... Bindung, Kette (Gefangenschaft)

Bedeutet es, dass beides für dich das gleiche ist? Also Bindung auch gleich Gefangenschaft?
 
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