Die Straßenbahnen des Grauens

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Ich beginne:

Ich saß im Lesesaal der Badischen Landesbibliothek zusammen mit anderen Leserinnen und Lesern an einer langen Tischreihe.

Es herrschte himmlische Ruhe.

Niemand sprach etwas, alles las.

Ein Geräuschpegel von nahe der Null-Linie.

Auf einmal plötzlich lautes Geschrei vom anderen Ende des Tisches!
Ganz plötzlich und unerwartet.
So wie eine Alarm-Sirene, die plötzlich losgeht.

Doch es war keine Sirene.
Es war eine Frau, die so überlaut und unbekümmert in ihr Handy sprach, als wäre sie daheim alleine im Wohnzimmer.

Oder auf einer einsamen Insel, und müsste gegen das Meeres-Rauschen anbrüllen.

Es störte ungemein.

Aber niemand der vielen Leserinnen und Leser protestierte, obwohl sich alle erkennbar sehr belästigt fühlten.

Nix Zivil-Courage!

Nur bloß nicht auffallen !

Ein unhaltbarer Zustand.

Ein unerträglicher Zustand!

Etwas musste geschehen.

Ich stand langsam auf und ging langsam auf die überlaute Frau zu.

Revolver hatte ich nicht am Gurt mit dabei - aber es war eine Szene wie bei High Noon.

Die Uhr tickte ....

Ich kam der Frau näher und näher, wusste aber immer noch nicht, was ich da eigentlich sagen würde oder wollte oder könnte.

Es war wie in der Szene in der Straßenbahn .....
 
Ich bin sehr sicher, dass dir eine ähnlich geniale Aufforderung an die Dame eingefallen ist wie in der Straßenbahn. Ganz sicher. :D

Es sollte an dieser Stelle allerdings nicht der Eindruck entstehen, dass nur Frauen überlaut in ihr Handy telefonieren. Das habe ich bei männlichen Zeitgenossen vor allem in der Straßenbahn auch schon allzu oft erlebt.
 
Ich bin sehr sicher, dass dir eine ähnlich geniale Aufforderung an die Dame eingefallen ist wie in der Straßenbahn. Ganz sicher. :D

Dein Vertrauen ehrt mich!
Ich war mir damals selber nicht so sicher.
Aber - wo die Gefahr wächst, da wächst das Rettende auch - hat mal einer g'sagt.
Es sind aber Fälle bekannt, wo das Rettende etwas auf sich warten ließ ....
 
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Ich kam der Frau näher und näher, wusste aber immer noch nicht, was ich da eigentlich sagen würde oder wollte oder könnte.

Es war wie in der Szene in der Straßenbahn .....

Schließlich stand ich neben der Frau.
Ich wusste, dass es nicht gut kommen würde, jetzt eine Szene zu machen.
Es gilt der Satz:
Wer sich aufregt und rumschreit, der hat schon verloren.

Ich blieb also ganz ruhig.
Und ich sagte in ganz normalem sachlichen Ton - nicht laut, aber dennoch sehr gut hörbar:

"Sie sind hier in einer Bibliothek ..... Sie sind hier in einer Bibliothek ..... Sie sind hier in einer Bibliothek ..... Sie sind hier in einer Bibliothek ..... Sie sind hier in einer Bibliothek ..... Sie sind hier in einer Bibliothek ....."

So ganz monoton .... und immer wieder und wieder.

Wer immer am anderen Ende der Leitung war, musste das auch hören.
Und merken, dass da was anders lief als gedacht.
Und die Frau am Handy merkte, was Sache war, und dass sie ihr Gespräch auf diese Weise nicht sinnvoll weiterführen konnte.

Ohne großes Tra-ra verschwand sie samt Handy nach draußen in einen Vorraum.
Dort konnte sie dann ungestört weiterreden.

Und wir alle konnten ungestört weiterlesen.

Ende gut, alles gut?

Noch nicht ganz.

More later .....
 
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