In diesem Thread möchte ich die Anthroposophie vorstellen.
Ich danke vielmals für die vielen und ehrlichen Beiträge. Ich freue mich, dass es bereits zu anregenden Gesprächen gekommen ist und hoffe, dass noch viele weitere entstehen werden.
Ich möchte nun berichten, wie meine erste Begegnung mit Anthroposophie entstanden ist und wie sie mich zu bilden begann:
Meine erste Begegnung mit Anthroposophie
Vor vielen Jahren las mir eine Freundin abends aus einem Buch vor, das mir wie auch der Autor völlig unbekannt war. Ich erinnere mich noch an den Begriff „Geisterland“ und vage an dessen Umschreibungen und hatte ihr damals gesagt, zwar von den Inhalten noch nie gehört zu haben, aber doch kämen sie mir irgendwie bekannt vor.
Wir verloren uns aus den Augen, aber ich verlor die Erinnerung an das „Geisterland“ nicht. Jahre später besuchte ich einen Vortrag in der Waldorfschule, der mir einen weiteren Impuls gab und ich mich für die anthroposophische Literatur zu interessieren begann. Dann fand ich allmählich heraus, dass meine Freundin eigentlich nur aus dem kleinen Büchlein „Theosophie“ von Rudolf Steiner vorgelesen haben musste.
Warum mich das „Geisterland“ so sehr bewegte, waren nicht die Beschreibungen, die ich zunächst gar nicht einordnen und begreifen konnte. Die bloßen Beschreibungen hätte man auch als einen irrationalen Ausdruck einer Gefühlsphilosophie sehen können, wie sie von scheinbar esoterischen Autoren oft verwendet wird, die Steiner in „Die Philosophie der Freiheit“ im achten Kapitel auf den ersten fünf bis sechs Seiten beschreibt: „Da das Gefühl etwas ganz Individuelles ist, …, so macht der Gefühlsphilosoph ein Prinzip, das nur innerhalb seiner Persönlichkeit eine Bedeutung hat, zum Weltprinzip.“
In den mir vorgelesenen Worten Steiners klang unterschwellig eine ganze Menge immer wieder durch, dass z. B. nicht ich mich mit meinem persönlichen Selbstgefühl die ganze Welt durchdringe, sondern dass es etwas anderes sein musste, dass es ein mir bewusst noch unbekanntes Höheres sein musste, das verbindend und vermittelnd wirke, statt mich nur mit meinem persönlichen Gefühl selbst aufzublähen und die Welt damit ersticken zu wollen.
Ich spürte also, dass mit Steiners Literatur mir etwas vorgelegen hat, das mich zwar aus mir herausgehen lässt, ohne aber mich selbst zu verlassen. Es schließt mich mit meinen Gefühlen nicht aus, sondern verbindend in ein Weltganzes ein und erweitert mich gleichsam in meiner Gesamtheit, welche nicht nur die Gefühlswelt betrifft.