Jupiter22
Sehr aktives Mitglied
Der Begriff Esoterik war ursprünglich meines Wissens eigentlich eine Erfindung der katholischen Kirche, die hier Glaubenssysteme ausschließen wollte, die nicht in das Kirchenschema passen. Der Begriff hat da wahrscheinlich weniger mit einer klaren Definition, sondern mehr mit den Nachwirkungen der Religionskriege und der Abwertung alles "Zauberkunststückchen". Und genauso wird er ja auch heute noch von den "Wissenschaftlern" - insbesondere aber auch von den Sektenbeauftragten (natürlich der Kirche) behandelt.
Menschen aus früheren Zeiten wäre dieser Unsinn wahrscheinlich ziemlich Wurscht ... die haben einfach gemacht, ohne dass sie die Kirche oder Wissenschaftler interessiert haben. Man sieht ja heute noch, egal wo Kirche oder Wissenschaft hinkommen, dass die alten Traditionen zerstört werden und die Strukturen "marktgerecht" angepasst werden - von beiden zum wirtschaftlichen Ausnehmen der Bevölkerungen, wobei wenigstens die Wissenschaft teilweise Positves bewirkt.
@KingOfLions
Eine interessante These !
Gibt es dazu Literatur ?
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In der Antike wurde die Esoterik, weniger als opportun-rhetorisch für diskreditierte Glaubensvorstellungen benutzt, so wie es seit dem 20. Jahrhundert der Fall ist.
Vielmehr wurden damals die großen Philosophen-Schulen durch Platon, Pythagoras oder Aristoteles gestaltet. Die Esoterik wurde damals unmittelbar mit der Weltenlehre verknüpft bzw. dem griechischen Mythos ( Homer und Hesiod ), es wurde oftmals als eine Wissenschaft betrachtet.
Nur die Sophisten hielten sich meist für etwas besonderes und haben teilweise Irrlehren mit in die griechische Kultur eingefügt um die eigentliche Doktrin zu verunglimpfen.
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In Wikipedia steht:
Antike
Das altgriechische Adjektiv esoterikos ist erstmals im 2. Jahrhundert bezeugt: bei Galen, der bestimmte stoische Lehren so bezeichnete, und in einer Satire des Lukian von Samosata, wo sich „esoterisch“ und „exoterisch“ auf zwei Aspekte der Lehren desAristoteles beziehen (von innen oder von außen betrachtet). Weit älter ist der Gegenbegriff „exoterisch“: Schon Aristoteles (384–322 v. Chr.) nennt seinepropädeutischen, für Fachfremde und Anfänger geeigneten Kurse „exoterisch“ (nach außen hin gerichtet) und grenzt sie so vom streng wissenschaftlichen philosophischen Unterricht ab. Erst Ciecero (106–43 v. Chr.) bezieht den Begriff „exoterisch“ auf eine bestimmte Gattung von Schriften des Aristoteles und der Peripatetiker, nämlich die „volkstümlich geschriebenen“, für die Öffentlichkeit bestimmten Werke (literarische Dialoge) im Gegensatz zu den nur für internen Gebrauch in der Schule geeigneten Fachschriften; die letzteren nennt er aber nicht „esoterisch“. Im Sinne dieser von Cicero getroffenen, nicht auf Aristoteles selbst zurückgehenden Einteilung des Schrifttums werden noch heute in der Altertumswissenschaft die „exoterischen“ von den „esoterischen“ Schriften des Aristoteles unterschieden. Die „esoterischen“ Schriften enthalten keine Geheimlehren, sondern nur Darlegungen, deren Verständnis philosophische Vorbildung voraussetzt. Schon Aristoteles’ Lehrer Platon war der Überzeugung, ein Teil seiner Lehren sei nicht zur Veröffentlichung geeignet (ungeschriebene Lehre). Daher ist in der modernen Forschungsliteratur von Platons „Esoterik“ oder „esoterischer Philosophie“ die Rede, womit die ungeschriebene Lehre gemeint ist.
Im Sinne von „geheim“ benutzte den Begriff esoterikos erstmals der Kirchenvater Clemens von Alexandria. In einem ähnlichen Sinn unterschieden Hippolyt von Rom und Iamblichos von Chalkis zwischen exoterischen und esoterischen Schülern des Pythagoras, wobei letztere einen inneren Kreis bildeten und bestimmte Lehren exklusiv empfingen. Ins Lateinische wurde das griechische Wort erst in der Spätantike übernommen; der einzige antike Beleg für das lateinische Adjektiv esotericus ist eine Stelle in einem Brief des Kirchenvaters Augustinus, der an Ciceros Angaben anknüpfend mit Bezug auf Aristoteles von „esoterischer Philosophie“ schrieb.
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Das Mittelalter lasse ich mal unberührt, die Esoterik war z.B. im 17/18. u d 19. Jahrhundert eng verknüpft mit der europäischen Romantik, die Esoterik war aber nicht ein von Begriffen umhülltes Gefäß um eine Art Opposition darzustellen wie im 20. Jahrhundert.
Es war vielmehr die tiefe Inspiration, und sich nicht von Schlüssel-Begriffen verleiten zu lassen, wie es später, etwa im 19. Jahrhundert der Naturwissenschaft passiert ist, und sie dadurch als Wissenschaft nur noch durch sich selbst ergänzen konnte.
Von da an wurde das Schisma zwischen Esoterik/Romantik und Empirismus/Wissenschaft immer größer, bis die Weltkriege den Spalt durch noch vergrößerten. Und nach den Weltkriegen wurde ein Bruchteil der Esoterik, der Dichtung und des Idealismus nur diskret behandelt, der externe Teil jener Esoterik war von Symbolen verschiedener Systeme durchtränkt um die Schein zu erwecken, jene Esoterik sei mit dem Mittelalter und Klassizismus verschwunden, um den empirischen Wissenschaftlern kein Zeichen ihrere Existenz zu geben.
Wir dürfen nicht vergessen, das gerade auch Hegel und Goethe eine bedeutende Rolle im Schisma Esoterik und Wissenschaft gespielt haben.
Die Neu-Hegelianer waren alle empirisch geprägt und fuhren auf der Darwin/Feuerbach-Linie ect. Die Alt-Hegelianer waren mehr oder weniger altruistisch geprägt und der Romantik zugetan. Der Begriff in dem die Esoterik als Nebel-Wissenschaft der Dekadenz abgetan wurde, war schlichtweg in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, als Schutz jener inneren Esoterik/Gnosis !
Erst mit dem neuen Jahrtausend bzw. dem Beginn des 21. Jahrhunderts werden die Bruchstellen, die nur durch Schlüssel-Begriffe entstanden sind, wieder vereint, und der Wissenschaftler wird zum Romantiker und der Romantiker wird zum Rationalisten.
Wenn ich Zeit habe, werde ich mal näher auf das Thema eingehen, denn es gibt weitaus noch mehr zu schreiben, warum Esoterik gleich Esoterik bedeutet und welchen historischen Weg dieser Begriff gegangen ist, dazu müssen wir die verschiedenen Systeme der Mystik und der Naturwissenschaften auch nochmal seit dem Mittelalter genauer betrachten.
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Fins Aviat
Johannes.von.Nepomuk
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