spirituelle Geschichten und Märchen

Für @Retsieg :


WIE EIN GOTT AUSSIEHT.

Ein Mystiker kehrte aus der Wüste zurück.
- Sag mir", wurde er gefragt, "wie Gott aussieht.
Aber wie konnte er sagen, was er in seinem Herzen fühlte?
Kann man Gott mit Worten beschreiben?
Schließlich hatte er den Menschen eine - ungefähre, ungenaue - Beschreibung gegeben, in der Hoffnung, dass jemand ihn selbst erfahren wollte.

Die Menschen griffen seine Worte auf.
Sie verwandelten sie in eine geheime Heilige Schrift.
Sie zwangen sie anderen als heiligen Glauben auf.
Sie brachten große Opfer, um sie in fernen Ländern zu predigen.
Einige gaben sogar ihr Leben für sie.
Mystiker war traurig. Ich wünschte, er hätte nichts gesagt.

Anthony de Mello.
 
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Sonntags trafen sich die DorfbewohnerInnen stets an der alten Eiche. Sie redeten und tauschten sich aus. Eines Sonntags kam ein Junge daher. Er stellte sich auf eine Kiste vor der alten Eiche, wartete, bis sich alle um ihn versammelten und dann verkündete er stolz:
„Ich habe das schönste Herz im ganzen Dorf!“

Die DorfbewohnerInnen erblickten das junge, perfekte, glänzende Herz und so applaudierten alle und stimmten ihm zu. Da kam der Dorfälteste um die Ecke, betrachtete lächelnd den prahlenden jungen Mann, schüttelte den Kopf und rief mit voller, alles übertönender Stimme:
„Ich habe das schönste Herz!“

Die DorfbewohnerInnen fuhren zusammen, drängten aber näher, um das große Herz des alten Mannes zu betrachten. Es hatte eine außergewöhnliche Form, war voller Zacken und Kanten und unterschiedlicher Muster. Hier war ein Flicken, dort eine grobe Naht, es gab wulstige Krater, Tränen glitzerten wie Diamanten und da tatsächlich eine kleine Blume neben einer großen Narbe. Seltsam, dachten sie sich.

Auch der Junge starrte auf das Herz und empörte sich. „Also, bitte, mein Herz ist makellos. Es hat eine vollendete Form, eine herrliche Farbe, es ist schön und unversehrt“, stellte er fest und rief aus: „Du machst doch Witze!“

Liebevoll blickte der alte auf den jungen Mann. „Nun,“ erwiderte er, „Dein Herz ist jung und unversehrt, das ist richtig. Aber meines.. das hat gelacht und geweint, gelebt und geliebt.

Ich liebte jeden Menschen, den ich traf und reichte ihm ein Stück meines Herzens. Nun ist Lieben immer ein Risiko. Tatsächlich wollte nicht jeder dieses Geschenk, dann fehlte eben ein Stück und eine Narbe entstand, aber viele gaben mir ein Stück ihres Herzens zurück. So kam es zu den vielen Kratern und Mustern und Flicken und Nähten. Ja, so rein optisch mögen die Gegengaben nicht gepasst haben, aber sieh doch nur wie groß und einzigartig mein Herz dadurch wurde.

Mein Herz hat geliebt. Jeden einzelnen Menschen, dem es begegnete. Und auch, wenn Lieben ein Risiko ist und ich zuweilen nichts zurück erhielt, machte all dies mein Herz einzigartig. Und jetzt schau noch einmal genauer hin, junger Mann!“

Der Junge war ganz still geworden und Tränen rannen über sein Gesicht. Dann tat er einen tiefen Atemzug, zögerte kurz und riss entschlossen ein Stück aus seinem Herzen. Mit zitternden Händen hielt er es dem alten Mann hin.

Wie ein Wunder passte dieses Stück perfekt auf einen großen Krater auf dem Herz des alten Mannes. Dieser betrachtete den jungen Mann mit sehr viel Liebe, zögerte nicht lange und riss ein Stück aus seinem Herzen, welches er dem Jungen reichte.

Dieser hielt das Stück in Händen und setzte es in sein junges, nun optisch nicht mehr perfektes Herz. Aber eines begriff der junge Mann, dass sein Herz nun schöner war denn je.

Autor unbekannt (Twitterfund)
 
Sonntags trafen sich die DorfbewohnerInnen stets an der alten Eiche. Sie redeten und tauschten sich aus. Eines Sonntags kam ein Junge daher. Er stellte sich auf eine Kiste vor der alten Eiche, wartete, bis sich alle um ihn versammelten und dann verkündete er stolz:
„Ich habe das schönste Herz im ganzen Dorf!“ ............

Autor unbekannt (Twitterfund)

Wenn ich mich richtig erinnere (ist lange her), ist die Geschichte aus einem
dieser beiden Bücher, die jeweils mehrere schöne Geschichten enthalten:
"Die Farben der Wirklichkeit"
"Wieviele Farben hat die Sehnsucht?"
beide herausgegeben von Heinz Körner
 
Wenn ich mich richtig erinnere (ist lange her), ist die Geschichte aus einem
dieser beiden Bücher, die jeweils mehrere schöne Geschichten enthalten:
"Die Farben der Wirklichkeit"
"Wieviele Farben hat die Sehnsucht?"
beide herausgegeben von Heinz Körner
Das wusste ich nicht, danke für den Hinweis 😊
 
TRAVELLER

Ein Reisender kehrte einst von einer Reise zum Amazonas in sein Heimatland zurück. Die Leute baten ihn sehr, über seine Eindrücke zu berichten. Aber wie kann man die Gefühle in Worte fassen, die sein Herz erfüllten, als er exotische Blumen bewunderte, als er den geheimnisvollen Klängen des nächtlichen Waldes lauschte, als er wusste, dass wilde Tiere ganz in der Nähe waren, als er sein Kanu durch die turbulenten Stromschnellen steuerte?
Er antwortete: "Geh hin und sieh selbst".
Um ihnen die Reise zu erleichtern, zeichnete der Entdecker eine detaillierte Karte des Flusses. Die Männer schnappten sich diese Karte, rahmten sie ein und hängten sie in der Stadthalle auf. Sie fertigten viele Kopien für sich selbst an. Jeder, der eine Kopie dieser Karte besaß, hielt sich für einen großen Kenner des Flusses - denn er kannte jede Biegung des Flusses, seine Breite und Tiefe; er wusste, wo alle Stromschnellen und Wasserfälle waren.
Es ist bekannt, dass Buddha es kategorisch ablehnte, über Gott zu sprechen.
Wahrscheinlich kannte er die Gefahren des Kartenmachens für Stubenhocker.
 
NASREDDIN STIRBT.

Nasreddin befand sich auf einer philosophischen Wellenlänge:
- Leben und Tod - wer weiß, was das ist?
Seine Frau, die sich vom Herd löste, sah ihn an und sagte:
- Alle Menschen sind gleich dumm. Ja, jeder weiß, dass, wenn die Gliedmaßen unbeweglich und kalt sind, dies bedeutet, dass der Mensch tot ist.
Nasreddin war erstaunt über die Weisheit seiner Frau. Eines Tages war er lange in der Kälte gewesen und seine Hände wurden steif. "Ich muss tot sein", dachte Nasreddin. Dieser Gedanke wurde vom nächsten abgelöst: "Und wenn ich tot bin, wie kann ich dann gehen? Ich muss mich hinlegen wie ein gewöhnlicher Leichnam."
Das tat er auch sofort.
Eine Stunde später fand ihn eine Gruppe von Reisenden am Straßenrand liegen und konnte nicht entscheiden, ob der Mann lebendig oder tot war. Nasreddin wollte schon schreien: "Ihr Idioten, seht ihr nicht, dass meine Glieder still und kalt sind?" Aber er hielt sich zurück, denn er wusste, dass Leichen nicht sprechen sollten.
Endlich waren sich alle einig, dass er tot war; die Männer nahmen ihn auf die Schultern und schleppten ihn zum Friedhof. Noch bevor sie eine Meile zurückgelegt hatten, hielten sie an einer Weggabelung an. Ein neuer Streit entbrannte: Welcher Weg führt zum Friedhof? Nasreddin hörte ihnen schweigend zu, bis seine Geduld am Ende war. Dann setzte er sich hin und sagte:
- Entschuldigen Sie, meine Herren, aber der Weg zum Friedhof liegt links von Ihnen. Ich weiß, dass Leichen nicht reden dürfen, aber ich habe nur einmal gegen die Regel verstoßen, und ich verspreche euch, dass es nicht wieder vorkommen wird.

Wenn Realität und unnachgiebiger Glaube aufeinanderprallen, verliert die Realität meist.
 
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