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Heute in der Zeitung "Die Welt" erschienen:



Gibt es ein Gottes-Gen?

Glaubensforschung im Labor: Ein amerikanischer Biologe will das erste Gen des Glaubens lokalisiert haben

von Ingrid Kupczik

Johannes B. Kerner, Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis bekennen sich zu ihrem Glauben an Gott. In einem neu erschienenen Sammelband plaudern sie aus, daß sie vor dem Einschlafen beten, wann sie Stoßseufzer zum Himmel schicken und ob sie gelegentlich in der Bibel schmökern. Nicht nur Kerner und Co. haben das Bedürfnis zu glauben. Menschen aller Kulturen sehnen sich nach Transzendenz, nach einer übergeordneten Macht, die ihre Geschicke lenkt. Was aber, in Gottes Namen, bringt den vernunftbegabten Menschen dazu, an etwas zu glauben, das er weder sehen noch hören, fühlen, riechen oder schmecken kann?

Die Gene, behauptet der amerikanische Molekularbiologie Dean Hamer. Spiritualität sei ein grundlegender Bestandteil unseres genetischen Erbes, "ein biologischer Mechanismus wie Vogelgesang, nur weitaus komplexer und nuancierter." Hamer arbeitet am Nationalen Krebsinstitut in Bethesda, Maryland. Als Chef der Sektion "Genstruktur und -regulation" untersucht er die Rolle der Gene im menschlichen Verhalten.

Die inhaltliche Ausrichtung des Glaubens betrachtet Hamer als Resultat von individueller Erfahrung und kultureller Prägung. Die Gene hingegen "beeinflussen die Fähigkeit des Gehirns, verschiedene Ebenen und Formen des Bewußtseins zu entwickeln." Sie seien mithin die Basis für spirituelles Erleben, schreibt der Biologe in seinem soeben erschienenen Buch "The God Gene". Bei seinen Studien will der Forscher das erste "Gottes-Gen" lokalisiert haben: VMAT2, bekannt dafür, daß es die Produktion so genannter Monoamine mitsteuert. Das sind Hirnbotenstoffe wie Dopamin, Serotonin oder Noradrenalin, die für gute Laune sorgen, Depressionen bescheren, Bewegungskontrolle ermöglichen. Hamer fand heraus, daß das VMAT2-Gen bei den Menschen unterschiedlich gestrickt ist, und zwar abhängig vom Ausmaß ihrer "Selbsttranszendenz": Personen, die für Mystik empfänglich sind, zur Selbstvergessenheit neigen und sich als Teil eines großen Ganzen begreifen, haben im mittleren Abschnitt des "Gottes-Gens" ein anderes Muster der Aminosäuren als Menschen, die zu solchen Empfindungen keinen Zugang haben.

Genetische Variationen wie diese erklären allenfalls, warum die einen mehr, die anderen weniger zur Transzendenz neigen, beschwichtigt der Autor. "Die Gene liefern die Disposition zum Glauben. Sie sagen uns aber nicht, was wir glauben sollen." Ein Beleg für die Existenz Gottes seien sie schon gar nicht.

Die Neurowissenschaftler wollen es genau wissen: Was geschieht im Gehirn bei religiöser Ekstase? Beim Gebet? Einem Nahtod-Erlebnis? Spirituelles Erleben wird seziert wie Depression, Schizophrenie und andere Mentalprozesse. Eine eigene Fachrichtung hat sich herausgebildet, "Neurotheologie", die sich mit den neuronalen Grundlagen des Glaubens befaßt. Offenbar kein Sakrileg. Viele Theologen zeigen "eine große Bereitschaft, auf die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse einzugehen", so die Erfahrung von Professor Wolfgang Walkowiak, Leiter des Forschungsprojekts "Neurale Basis komplexen Verhaltens" an der Universität zu Köln.

Befördert wurde die Neurotheologie durch die modernen bildgebenden Verfahren. Mit Kernspin- oder Spect-Tomographie lassen sich Vorgänge im menschlichen Gehirn elegant ablesen. Andrew Newberg von der University of Pennsylvania bewies das eindrucksvoll, als er vor drei Jahren "Glaubens-Areale" im Gehirn von buddhistischen Mönchen und Franziskanernonnen lokalisierte. Newberg hatte die Gehirne seiner Testpersonen gescannt und festgestellt: Je tiefer die innere Versenkung der Testpersonen, desto stärker durchblutet - und somit aktiver - wurden Areale im Stirnlappen, wo die Aufmerksamkeit gesteuert wird, sowie im Schläfenlappen, wo unterschiedliche Sinneseindrücke zu einer Einheit verarbeitet werden. Auffällig war auch, daß bei Mönchen während der Meditation ein Areal im Scheitellappen völlig stumm blieb, das normalerweise unentwegt feuert. Dieses Zentrum ist zuständig für die Einordnung der eigenen Person in Raum und Zeit. Ziel des Buddhisten ist es, genau diese Dimensionen mit Hilfe der Meditation zu verschmelzen und somit eine Auflösung des Ichs zu erreichen. Newbergs Studie lieferte erstmals die physiologische Erklärung für dieses Phänomen.

Spirituelles Erleben beeinflußt die Hirnaktivität - und umgekehrt. Das belegen die Experimente des kanadischen Neurowissenschaftlers Michael Persinger, der Testpersonen mit "transkranieller Magnetstimulation" behandelte, einem bei Epilepsie, Parkinsonscher Krankheit oder Depressionen eingesetzten Verfahren, mit dem gezielt Hirnareale in ihrer elektrischen Aktivität beeinflußt werden. Persinger reizte bei seinen Testpersonen den rechten Schläfenlappen, ein Gebiet, von dem man weiß, daß es bei Epilepsie-Patienten infolge einer Übererregung spirituelle Erlebnisse auslösen kann. Auch Persingers gesunde Probanden berichteten nach der Hirnstimulation von transzendenten Erlebnissen.

Nur Menschen können glauben. Die Fähigkeit dazu habe sich im Verlauf der Evolution herausgebildet, parallel zur allmählichen Ausformung des Ich-Bewußtseins, sagt der Kölner Experte Walkowiak. Die einzigartige Fähigkeit, Handlungen bis weit in die Zukunft zu planen, sei aber gekoppelt an die Erkenntnis der eigenen Vergänglichkeit. "Das ruft Ängste hervor, die mit Hilfe des Glaubens überwunden werden können."

Artikel erschienen am 28. November 2004


Dies zeigt, Glaube (Egal ob Gott oder Esoterik) darf niemals als Wahrheit verkauft werden. Aber das wussten wir doch schon vorher, nicht wahr ? Glaube muss sich an die Realität anpassen. Nicht umgekehrt. Ist es umgekehrt der Fall, so könnte eine ideologische Glaubensdiktatur entstehen, die ihre eigene Realität erfindet und diese jedem neugeborenem Kind in´s Gehirn indoktriniert, also einpflanzt oder manipuliert. Nennt es wie ihr wollt.

Da es für die Menschheit um´s überleben geht, wir uns eines Tages, zumindest manche von uns, gentechnisch verändern werden müssen um im Universum zu überleben, muss es, wenn es denn schon sein muss, einen Glauben für diejenigen welche so ein Gen besitzen, geben, der sich an die Wirklichkeiten anpasst. Ein Glaube, der die gentechnische Umwandlung von Menschen nicht verbietet sondern der das zulässt. Es wäre fatal einen Glauben als wahr zu begreifen dem man sich strikt unter zu ordnen hat und womöglich dazu führen könnte, dass wir aussterben, weil dieser Glaube gewisse Handlungen von Menschen nicht duldet. Aber davor gäbe es sowieso wieder einen Krieg. Ein Krieg zwischen denen, die überleben wollen und denen die endlich sterben wollen um Gott nahe zu sein.
 
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zumindest manche von uns, gentechnisch verändern werden müssen um im Universum zu überleben

Also der Gedanke der mir dabei kommt, ist dass wir uns als Menschheit sowieso ständig weiterentwickeln (auch genetisch) und die höherentwickelten von uns haben schon dieses Glaubensgen.

Oder denkst du es ist umgekehrt, und die zurückgebliebenen (wie diese Mönche) haben es noch immer, dieses Gen?

oder überhaupt ganz anders?
 
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