Karuna schrieb:
ganz im Ernst:
ich würde es ist bereichernd finden einmal
die Position eine Atheisten einzunehmen
mit achtzehn war ich Existenzialist
und Camus sowie Sartre waren
meine Lieblingsschriftsteller.
Ich möchte einfach probehalber meinen
Standpunkt für eine begrenzte Zeit ändern
um neue Erkenntnisse daraus zu gewinnen...
Geht das überhaupt?
Wer will sich mir anschliessen?
was habt ihr für Vorschläge?
Liebe Karuna,
das Ich, das eine Position einnimmt, ist immer Atheist, weil es sich von Gott getrennt sieht. Das ist nichts Besonderes, denn nur Wenige derer, die hier in dieser Welt leben, sehen sich nicht von Gott getrennt.
Ich denke, der Kern einer atheistischen Position ist die egoistische Sichtweise. Dabei ist es unerheblich, was das Ich glaubt. Glauben entstammt dem Denken, und das Denken ist das Ich. In der egoistischen Sichtweise ist das Bestimmen dessen, was das Ich bestimmt, allein von Bedeutung. Es bestimmt alle Dinge, den Glauben, den Nichtglauben und das, was das Ich sein soll, Existenzialist, Agnostiker, Skeptiker, Wissenschaftler, Asket, Atheist, Christ, Hindu, Moslem, oder Sanyassin.
Das unterscheidet eine vom Ich kontrollierte und bestimmende Seele von einer Ergebenheit, in das zu Erkennende, das zu Seiende, das Gott ist: Sie nimmt keine Position ein, sie sucht immer die Nichttrennung von Gott und braucht das Ego nur zum Arbeiten und für die (unvermeidlichen) sozialen Kontakte.
Eine atheistische Position ist immer nur present, wenn das Denken aktiv ist. Es kann dann die Dinge bestimmen und hört nicht zu. Wenn aber das Denken ruht und wahrnimmt, z.B. das eigene Selbst, das nicht das Denken ist, dann gibt es auch keine Position für das Ich einzunehmen. Dieses Wahrnehmen des eigen selbst ist nicht trennbar von dem Wahrnehmen des anderen und nimmt somit die Ordnung wahr, das der Andere dasselbe ist wie das eigene Selbst.
Solange das Ich durch das Denken seine Position aufgerecht erhält, nimmt es den Anderen als Selbst nicht wahr und ist getrennt von ihm und Gott, denn das Verbindende zwischen allen Seelen ist das, was Gott ist.
Sagt das Denken, es sei Atheist, aber die Seele sucht z.B. nach Erkenntnis oder Liebe im Partner, dann ist es ein Betrüger, denn das, was er sucht ist Gott.
Sagt das Denken, es sei Atheist, aber das Ich will den anderen bestimmen, sexuell, oder durch Belehren, dann ist es kein Betrüger, nur Egoist. Und ein Egoist ist getrennt von Gott.
Gott ist nie getrennt von jedem Wesen, es ist nur das Ego, das sich trennt von Gott. Die Seele leidet solange wie es dem Ego den Vorrang der Bestimmung von Positionen einräumt. Dann - taugt es nur noch zum Arbeiten und dem Unterhalten von lästigen sozialen Kontakten.
"Kabir, Ich sehne mich zu sterben; laß mich sterben an der Tür des Herrn.
Ich hoffe daß der der Herr nicht fragt, "Wer ist das, der vor meiner Tür liegt?"
"Kabir, wir sind Puppen aus Lehm, aber wir beanspruchen den Namen der Menschheit.
Wir sind hier nur Besucher für ein paar Tage, aber wir beanspruchen so viel Raum."
(Kabir)
Namo