Ich halte Abstand davon etwas mit "in jedem Fall" zu deklarieren. Viele Wege fürn nach Rom. Ich denke nicht, dass es da auch nur ein einziges Wegstück gibt, dass alle beschreiten müssten.
ich denke schon, dass es z. b. unerlässlich ist, zu erkennen, dass JEDE emotionale reaktion, die in uns durch eine äußere gegebenheit ausgelöst wird, nur eines jeden ganz persönliche interpretation der situation ist. und dass es dann notwendig ist, diese emotionen für sich wieder in besitz zu nehmen. wie man es auch mit den eigenen gedanken tun muss. dafür die verantwortung zu übernehmen. und dann in einer weise mit emotion und verstand so umzugehen, dass sie dem herzen
dienen, anstatt ihnen die regentschaft zu überlassen. das ist die grundbedingung damit man konsequent durchziehen kann, was du im folgenden beschreibst (-und wie gesagt, ich denke, dass an diesem punkt
jeder vorbei muss, der in die bedingungslose selbstliebe finden will).
Dass es notwendig ist, sich selbst genauso zu lieben wie seinen Nächsten, da kann ich dir voll zustimmen. Das Problem ist aber, dass die Menschen unserer Zeit nicht wirklich wissen, was es heißt wirklich zu lieben. Weder sich selbst noch ein anderes Wesen. Bedingungslos zu lieben - das ist eine nette Phrase, die plakativ in tausenden esoterischen Texten verwendet wird, und von abertausenden weiter benutzt wird, ohne den vollen Umfang dessen, was dahinter steckt, auch nur ansatzweise verstanden zu haben.
Wie kommt man zu besagtem offenen Herzen?
Zunächst einmal: offenes Herz = geöffnetes Herzchakra
Wie öffnet man sein Herzchakra? Dazu gibt es viele Methoden, u.a. auch Meditationsübungen, Yoga, Mantras, etc. Diese ganzen Methoden halte ich für Menschen unserer Gesellschaft aber nicht für besonders dienlich. Warum? Weil das Problem unser Alltag und unsere ganze Lebensweise ist. Meditation ist nur erfolgreich, wenn sie mit einem dazu harmonischen Lebensstil einhergeht. Sich 30-60min der Innenschau widmen und den übrigen Tag dem egoistischen Wahnsinn der Welt hingeben bringt nichts, wenn man tiefere Liebe für die Welt entwickeln möchte.
ich finde es ist ein guter anfang, wenn man erst mal alle "man muss", "man soll", "so kanns nicht gehn" aktiv aus seinen gedanken verbannt - oder zumindest mal die möglichkeit in betracht zieht, dass es sehr wohl geht, wenn man das wirklich will.
Wer wirklich den Pfad hin zu größter Liebe beschreiten möchte, muss zunächst einmal sein Leben so weit aufräumen, dass es möglich ist, Liebe zu entwickeln.
das ist ein wunderbarer satz. den unterschreib ich dir zu 100%. und ich denke,
auch daran kommt
niemand vorbei, der den weg beschreiten will.
nur dass wir beide vielleicht unter "aufräumen" nicht das gleiche verstehen. meiner erfahrung nach läuft nämlich beides parallel ab. je mehr ordnung entsteht, desto mehr ist da platz für die liebe. und wer aktiv beschlossen hat ordnung zu schaffen, ist schon am weg zur liebe. ich erlebe es als einen schleichenden prozess.
Wie geht das, das Leben aufräumen? Was soll man da machen? Nun, die Regel ist kinderleicht, die Umsätzung für die meisten sehr schwer: Auf das Herz hören! 90% der Menschen unserer Gesellschaft negieren 90% von dem, was ihnen ihr Herz sagt. Genau das ist der Grund, warum das Herzchakra zu ist. Wir schließen die Tür zu unserem Herzen ganz bewusst, jeden Tag, damit wir nicht hören, was es sagt. Unser Herz ruft: Du bist mit dem falschen Partner zusammen! Du übst den falschen Job aus! Du gibst dich falschen Beschäftigungen hin! Du lebst nicht deine Bestimmung! Aber wir wollen es nicht hören. Der Verstand sagt: Sei still! Ich muss bei meinem Partner bleiben, weil ich sonst alleine bin, der Kinder wegen, dem Haus wegen, dem Auto wegen, dem geplanten Urlaub wegen, den Eltern wegen, unseren gemeinsamen Freunden wegen, und ich muss den Job weiter machen, weil ich sonst kein Geld verdiene, weil ich sonst nicht überleben kann.
Wir lassen unseren Verstand regieren, der alles beinhart kalkuliert. Beziehungen/Jobs/Beschäftigungen/Lebenssitationen werden überdacht, anstatt dass wir sie "überfühlen". Wir versuchen für und wieder abzuwiegen, anstatt darauf zu hören, was das Herz sagt. Das Herz äußert sich durch unsere Gefühle. Der erste Schritt das Herzchakra zu öffnen ist, die Gefühle zulassen, die Gefühle ins Leben einzubinden. Das ist auch der erste Schritt dahin, sich selbst lieben zu können.
deine absolute forderung, dem herzen nachzugeben, halte ich erst mal für eine überforderung. zumindest wäre sie das für mich. und somit ist es keine liebe mehr. es muss nicht vorher alles aufgeräumt sein, bevor die liebe kommen kann. die liebe kommt mit dem aufräumen, mit der achtsamkeit.
wer nicht gewohnt ist, in sich hinein zu spüren, die eigenen gefühle einzuordnen, sie zu pflegen und mit ihnen verantwortlich umzugehen, der hat außerdem erst mal gar keine chance, zu hören, was das herz verlangt. die stimme des herzens zu hören bedarf schon auch einiger übung.
teil der selbstliebe ist es aber auch, mit sich selbst gnädig zu sein, ja nachsichtig, wenn es gerade nachsicht ist, die man braucht. eben
nicht das (momentan) unmögliche von sich selbst (und somit auch von anderen) zu verlangen. sich einzugestehen: ich bleibe derzeit bei diesem partner, auch wenn ich schon weiß, dass er vielleicht nicht der "richtige" ist, weil ich derzeit zu viel angst habe, ihn zu verlassen. (ich schreib
richtige deshalb unter "", weil ja in wahrheit
jede situation, in der wir uns befinden, die richtige ist. sonst befänden wir uns ja nicht darin). ich verändere, was meine kräfte zulassen und achte dabei gut auf mich. ich nehme meine angst ernst, und lieb auch die.
das bedeutet, von jedem urteil, was ich denn nicht etwa falsch machen würde, abstand zu nehmen und bedingungslos anzunehmen, was da ist. dankbar zu sein, für die situation und für das, was man da hat, ist auch enorm heilsam.
du behauptest, "die menschen" lebten zu sehr aus ihrem verstand heraus. ich behaupte, genauso viele leben aus ihren emotionen heraus. sie reagieren völlig emotional und agieren ihre regungen schamlos aus, weil sie sie für "wahr" halten. viele glauben sogar, ein gegenüber würde emotionen in ihnen erzeugen und hätte schuld daran. und das oft ohne bewusst wahrzunehmen, was sie da eigentlich fühlen und tun. ...was natürlich ebenfalls ein irrweg ist. die aufmerksame hinwendung zu den eigenen emotionen seh ich nämlich, wie du, als unerlässlich.
du sagst
das herz äußert sich durch unsere Gefühle
das seh ich ganz anders.
zu lieben und nach seinen gefühlen zu leben hat, wie ich es empfinde, miteinander erst mal gar nichts zu tun. es gibt nämlich so viele gefühle, die eben
nicht aus dem herzen kommen. liebe natürlich, sehnsucht, mut. die schon. mehr fallen mir auf die schnelle schon nicht mehr ein. (das sind eigentlich jene, die in die zukunft gerichtet sind. spannend.)
alle anderen gefühle gehören auch da hinein, ja. sie wollen ins herz
aufgenommen werden. nichts als das ist ja liebe. aber
entstehen tun sie da nicht. sie manifestieren sich in den unterschiedlichsten körperregionen. entstehen tun sie natürlich aus den gedanken. und die gedanken sind nichts weiter als das programm, das in uns hineingepflanzt worden ist, von wem und wann auch immer, darüber weiß ich nichts. deshalb sind gefühle nichts als wertungen, die allerdings verstanden, geliebt, angenommen, gewürdigt, anerkannt, als solche erkannt etc. werden wollen. je nachdem, was das jeweilige gefühl eben von unserem herzen braucht.
der verstand auf der anderen seite ist kein nutzloses beiwerk sondern ein mächtiger diener, der uns hilft, uns zu sortieren. der uns hilft, dafür sorge zu tragen, dass wir trotzdem in der welt bestehen können.
um aus dem herzen leben zu lernen, muss man meiner erfahrung nach erst mal eine gewisse homöostase der seele zustande bringen. ich leih mir an dieser stelle deinen begriff des aufräumens aus, das find ich passend. ein konstruktives gleichgewicht, dass sich aus den forderungen unseres über-ich (also unsere unbewussten gedanken und voranahmen über die welt, inklusive aller verbote und forderungen an uns selbst), unseren bewussten gedanken und unseren emotionen ergibt. all diese faktoren müssen auf kurs gebracht werden, damit sie dem herzen dienen können.
was ich außerdem nicht richtig finde ist, dass die gefühle einem sagen könnten, wo man richtig ist, was partnerschaft, job, lebenssituation etc angeht. das herz kann das in vielen situationen, ja. vor allem eben was das zukünftige angeht, wo es einen hinzieht. was sich aber zu schärfen beginnt, wenn man es langsam gewohnt ist, in sich hinein zu hören, ist die intuition. wenn das leben beginnt, sich zu synchronisieren, dann weiß man immer öfter, was richtig ist, weil es einem die innere stimme sagt.
selbstliebe. das ist ein sich selbst annähern und damit natürlich auch der welt. in den spiegel der welt schauen und sich selbst darin tatsächlich erkennen, weil man sich für seine wahrnehmung vollständig verantwortlich fühlt. sich dadurch seiner selbst ermächtigen und dabei immer tiefer in die welt eindringen, weil es zwischen beidem ja keine trennung gibt. das geht nicht von heute auf morgen. das ist ein prozess und der nennt sich
leben. und dafür sind wir auf dieser welt.