Beim Aufrichten des Kreuzes wurden Seile benutzt und Muskelkraft, so dass der Hauptbalken in ein Loch hinein sackte, so dass es Stand hatte, wobei auch die Löcher rundum ausgefüllt wurden. Für die Abnahme vom Kreuz wurde in umgekehrter Weise verfahren. Die Nägel wurden entfernt, bevor der Körper vom Kreuz genommen wurde.
Servus Christian!
Die von Dir beschriebene Vorgangsweise entspricht der allgemein üblichen Methode, bei einer Kreuzigung.
Dazu gehörte aber auch die Zerschlagung der Beine.
Nicht üblich war das Stechen mit einer Lanze in den Brustkorb.
Worauf ich hinaus will, warum gab man sich so sehr Mühe eine Kreuzigung selbst zu beschreiben?
Vielleicht weil sie so gar nicht im vollen Umfang stattgefunden hat?
Vor allem der Tod dabei fehlte, und es „lediglich“ eine Schaustellung gewesen ist, also eine Leichenschändung?
Meine Überlegung geht so:
Wenn der Tod bereits bei Streitigkeiten herbeigeführt wurde,
sagen wir wegen jüdischen Rangordnungen in der damaligen Zeit,
dann ist die Szene der Kreuzigung bereits ein Teil der Handlung nach dem Tod.
Wegen der freundlichen Hilfestellung der Römer, die diese Kreuzigung unter Pilatus ohnehin vor hatten …
Daraus ergibt sich eine langatmige Phase nach dem eigentlichen Sterben,
und als man mit der Konstruktion der Kreuzigung fertig gewesen ist,
war mit der Berichterstattung weitgehend Schluss.
Das war nämlich bereits die Zeit danach,
und für eine weitere und ergänzende Zeit danach war
wegen der dabei entstehenden Üppigkeit dieser Phase keine sinnvolle Gelegenheit.
Dieses erwartete Verhalten der Jünger eines Meisters, was sie eventuell tun konnten,
die Aktivität dieser Gemeinschaft,
die gab es sehr wohl, bereits im Vorfeld und wurde tunlichst verschwiegen,
denn das führt unweigerlich zu einer schweren Verletzung oder gar zum Tod des Meisters,
bevor es zur Kreuzigung kommen sollte.
Was die Evangelisten literarisch nicht fertig gebracht haben,
und diesen Vorwurf müssen sie sich gefallen lassen,
das ist meiner Meinung nach der Transport der fürsorglichen Aktivitäten um den sterbenden oder gestorbenen Meister,
aus der Zeit vor der Kreuzigung, wo diese Aktivitäten sicherlich stattgefunden haben,
bei der Berichterstattung in den Schriften zu einer Zeit nach der Kreuzigung,
als endlich sie an der Reihe waren tätig zu werden – also bildlich bei der Abnahme der Leiche vom Kreuz.
Dieses Hoffen auf ein Lebenszeichen in diesem menschlichen Körper,
wie man es von nahestehenden Angehörigen erwarten kann,
das hat bereits in der Szene vor Pilatus und in Monologen am Kreuz darstellend seine Form bekommen in den Texten.
(„Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ bedeutet dann etwa: ich glaube er ist schon tot.
Oder: „Du sagst es“ bedeutet dann etwa: er sagt kein einziges Wort.
„Mein Gott, warum hast Du mich verlassen“, bedeutet dann etwa: jetzt ist er bestimmt gestorben.
Aber das bekannteste Zitat: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“,
bedeutet etwa: wollen die wirklich einen Gestorbenen töten?
Wie gesagt, mir fehlen da im NT so Textstellen wie zum Beispiel:
„Die Römer, sie haben zwar seine Fersenknochen mit Nägel durchbohrt, aber nicht gebrochen!
Ich kenne nur eine Beschreibung, die diese Problematik andeuten möchte:
Joh 20,3-8
Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab;
sie liefen beide zusammen dorthin,
aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab.
Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein.
Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein.
Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte;
es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.
Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.
Also wurde der Nazaräner nach seiner schweren Verletzung in seinem engen Kreis zuvor fürsorglich verbunden,
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit,
obwohl er bereits gestorben war, und kein Gebet mehr helfen konnte, auf dem Ölberg …
… und ein
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