Aber du Reinhard bist der Meinung, lasst ihn rumbrülen, es ist ein Hilfesschrei. Nur ich höre ihn mittlerweile, weiss aber nicht damit umzugehen.
Und ich wissen wollte, wie ich mit dem Wissen umgehe, aber nicht dauernd an den Pranger gestellt werden!
Liebe Arielle!
Du bist aktiv, Du möchtest das Problem lösen, das ist gut so. Da steht sicher viel Liebe zu Deinem Vater dahinter - und viel Schmerz, der erlöst werden will.
Und Du fragst immer wieder, was Du tun kannst, um Deinen Vater zu ändern. Dabei ist es so einfach - Du musst die Frage nur umstellen: Wie kann ICH mich ändern, damit mein Vater sich ändert? So banal es klingt, Du brauchst dafür vorerst nicht mal mit ihm zu reden.
Ich kann nur von mir sprechen: In dem Moment, in dem ich begonnen hatte, meinen Vater zu verstehen, ihn als Mensch zu sehen, der verzweifelt um Hilfe SCHREIT, ihm signalisiert habe, dass ich "auf seiner Seite stehe", eben weil ich erfasst hatte, dass er weder "böse" noch ein Gegner von mir ist, sondern wirklich aus ganzem Herzen liebevoll auf ihn zugehen konnte - genau in diesem Moment hat ER sich geändert.
Und wenn DU ihn verstanden hast, wird er das spüren. Überleg Dir mal, warum er so rumbrüllt.
Wenn Du hier in diesem Thread schreibst und Du hast das Gefühl, überhaupt nicht verstanden zu werden - welches Gefühl entwickelst Du?
Wirst Du versuchen, zu erklären, WAS genau Du meinst, zuerst geduldig, dann mit zunehmender Spannung?
Wirst Du, wenn es alle wieder "nicht verstehen", Wut in Dir verspüren, wenn auch nur ganz leise?
Hast Du irgendwann das Gefühl, manch ein User wäre "gegen Dich"?
Und wenn dann ein Beitrag kommt, wo Du das Gefühl hast - "Der ist jetzt nicht gegen mich, der versteht endlich, WAS ich sagen möchte!" - dann kannst Du reden, dann können Deine Gedanken fließen, etwas Positives entsteht. Das ist das, was Du brauchst - einfach verstanden zu werden.
Und genauso ist es bei Deinem Vater. Er fühlt sich unverstanden, möchte sich mitteilen, doch er wird immer falsch verstanden. Er schreit, um gehört zu werden. Erst wenn einer/eine (in dem Fall Du) kommt und ihm signalisiert: Du bist OK, ich mag Dich, ich verstehe Dich - ich stehe auf Deiner Seite - dann BRAUCHT er nicht mehr schreien.
Was ich damit sagen möchte: Du brauchst ihn nicht ändern. Wenn Du liebevoll und verstehend über ihn denkst, sogar liebevoll über ihn sprechen kannst (nicht gespielt, sondern echt, das macht einen Riesenunterschied), dann ändert er sich VON GANZ ALLEIN.
Liebe Grüße
Reinfriede