1974 kam es auf der von Mururoa 1200 Kilometer entfernten Insel Tahiti zwei Tage lang zu radioaktiven Regenfällen, woraufhin die Belastung mit Plutonium den zulässigen Grenzwert um das 500-fache überschritt. Noch heute erkranken Menschen in Polynesien überproportional häufig an Krebs. Am 25. Juli 1979 schließlich kam es im Zuge einer missglückten Sprengung zu einem unterirdischen Erdrutsch und einer anschließenden Tsunami-Welle. Dabei wurden zahlreiche Menschen verletzt, Frankreich gab erst sechs Jahre später seine Schuld daran zu. „Das waren menschenverachtende, zivilisationsfeindliche Anwendungen“, sagt Bernd Franke. „Dafür gibt es keine moralische Rechtfertigung.“
Massiv erhöhte Krebsraten
Skurril: Die Tests brachten Polynesien, das flächenmäßig so groß ist wie Europa, zumindest wirtschaftlich einen Aufschwung. Laut „Deutschlandfunk“ stieg die Bevölkerungszahl des Inselstaates bis 1996 um mehr als das Doppelte auf 220.000 Einwohner. 10.000 Polynesier arbeiteten demnach mit den Franzosen an den Atombombentests. Frankreich selbst reagierte empfindlich auf Kritik an seinem Waffenprogramm, dessen Folgen man laut Zeitzeugen zumindest zu vertuschen versuchte.
So sprengte der französische Geheimdienst 1985 im Hafen von Auckland das Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior“, wobei ein Fotograf ertrank – die Umweltschützer hatten vehement gegen die Atomtests protestiert. 1992 wurde das Atomprogramm zwar vorerst auf Eis gelegt, jedoch schon drei Jahre später vom damaligen Präsidenten Chirac „wiederbelebt“. Der Protest der Weltöffentlichkeit war aber diesmal derart massiv, dass nach sechs Tests das Programm 1996 endgültig eingestellt wurde.