Etwas aus meiner Erfahrung mit Suizid, man erfährt dass sich jemand das Leben genommen hat, in meinem Fall mein Vater als ich 14 war. Verzweiflung, Trauer, es wurde jemand sehr wichtiger für dich aus deiner Mitte gerissen und ein Loch welches man nicht schließen kann entsteht. Nun bin ich fast 56 Jahre, mein Vater wurde nur 43. Im Laufe der Zeit habe ich, so glaube ich viel verstanden.
Ich begann Fragen zu stellen, warum, was ist es was einen Menschen dazu treibt sein junges Leben zu beenden.
Im Rückblick, als die Person die mein Vater war näher betrachtete, erkannte ich sehr viele Baustellen die ihn zu schaffen machten.
In seinem Fall war ein sehr großes Problem dass er als kleines Kind die Nachkriegszeit mitmachte. Er musste erleben wie viele seiner Familie, vor allem seine Brüder vom Krieg nicht heim gekommen sind. Er musste das Leid seiner Eltern miterleben welche um ihre Kinder trauerten. Es gab keine psychologische Hilfe zu dieser Zeit, alles wurde allein oder mit Hilfe der Familie geregelt oder aufgearbeitet, im Grunde wurde nie über Probleme gesprochen.
Er wurde erwachsen, gründete eine Familie und zeugte mit seiner Frau 5 Kinder, ich war das jüngste davon.
Er war ein sehr korrekter Mensch, arbeitete im Schichtbetrieb und versuchte so gut es geht seine Familie zu versorgen.
Obwohl er sein Bestes gegeben hat war dies seiner Meinung nicht genug für uns.
Und so beschloss er sich das Leben zu nehmen.
Er nahm sich sein Leben für seine geliebte Frau und seine geliebten Kinder.
In der Hoffnung das seine Frau, meine Mutter einen Mann findet der ihr und seinen Kindern mehr bieten kann.
Es dauerte Jahre bis sie seinem Wunsch entsprach und sich neu gebunden hat.
Mein Vater war mit meiner Mutter verheiratet, für ihm galt "bis das der Tod euch scheide" und so nahm er sich das Leben um sie frei zu geben.
Letztendlich ist mir bewusst das mein Vater schwer depressiv war.
Zu dieser Zeit wurde über Depressionen nicht wirklich viel gesprochen, man kannte sich zu wenig aus.
Ist mein Vater jetzt ein Mörder da er sich selbst das Leben nahm, kommt er in die Hölle?
Alles Quatsch, mein Vater war krank, er kam mit vielen nicht klar, wurde von Selbstzweifel zerfressen.
Es ist wie es ist und ich bin stolz auf meinen Vater, er ging einen Weg der auf uns alle wartet, nur hat er selbst entschieden wann dieser Weg wie endet. Und dieses Recht sollte jeder habe, nur haben die wenigsten den Mut dazu oder sind verzweifelt genug diesen Schritt zu gehen.
Vergesst Medien oder ähnliches, füllt das Loch welches durch den Tod entstanden ist mit schöne Erinnerungen an den oder die Verstorbenen, denn das haben sie sich verdient.