nur weil der bauch das zweite Gehirn ist heißt es noch lange nicht das ich exakt das fühlen kann was ein anderer fühlt
Richtig und falsch zugleich ist dieses Argument. Es ist mir nicht bekannt, daß das Bauchhirn wie das Kopfhirn die Möglichkeit hat, die Anordnung seiner Strukturen und die Funktionalität seiner Areale individuell auszubilden. Dem Bauchhirn wird ja durchaus auch eine Beteiligung an der Gefühlsbildung zugesprochen, weil es eine Art interner Regelschaltkreis der Organe zu sein scheint. Die Informationen der Organe, also ob alle gut laufen, gelangen zum großen Teil so gar nicht bis hoch ins Kopfhirn, sondern werden bereits im Bauchraum verarbeitet und ausgewertet. Ich vermute, daß das parktischer ist, denn die Datenmenge aus dem Bauchraum wäre sicher sehr groß und die Menge der Nervenstränge bzw. die notwendige "Kabeldicke" würde dann nicht durch den Hals passen- neben all dem, was da eh schon vorhanden ist. Der Anatom nennt diesen Bereich auch "Halsenge", weil es eben tatsächlich eine enge Stelle im anatomischen Bau ist, da oben oberhalb der Schlüsselbeine bis zum Kinn.
Wenn wir jetzt "Gefühle" haben, z.B. cholerisches Aufbrausen, dann ist das ein Gefühl, das ja die Energie der Galle repräsentiert. Jedes Gefühl wird durch einen Organkomplex repräsentiert, die Galle und die Leber z.B. dem Gefühl der Wut, der Agression und eben dem "cholerischen Aufbrausen" (von chole= Galle). Unter Anderem hat man das herausgefunden, weil cholerische Menschen es oft an der Galle haben. Sanguiniker dagegen haben es eher am Herzen, die können zum Beispiel wollüstig sein.
Was man nun beobachten kann ist: selbst wenn in einem das Gefühl des Aufbrausens aufkommt, also das Bauchhirn an das Kopfhirn meldet: "bitte aufbrausendes Verhalten ab jetzt", muß man nicht in ein aufbrausendes Verhalten verfallen. Denn unser Kopfhirn hat die Möglichkeit des Denkens und kann feststellen: "ich will mich nicht aufbrausend verhalten". Der Kopf ist also in diesem Falle in der Lage, die Emotion aus dem Bauch zu beherrschen. Und so ist das ganz allgemein, sei es bei Angst, Verzweiflung, Trauer oder Hunger: der Kopf kann es immer wenigstens für einen Moment "in den Griff" bekommen. Und soweit man weiß ist das ausschließlich dem Menschen zu eigen, aufgrund der Struktur seines Kopfhirns.
Man kann also festhalten: die Emotion selber, die in uns entsteht, ist ähnlich, denn wir haben alle die gleichen Organe im Bauch, und soweit ich weiß bildet unser Bauchhirn keine individuelle Strukturen aus durch die Art seiner Verwendung. Unsere Gefühle sind also von der Basis her "gleich", identisch. Jedoch interpretiert der Kopf unsere Gefühle unterschiedlich dadurch, daß wir nicht nur existieren wie der Bauch, sondern geistige Individuen sind.