Eine mächtige Warze an einem Baum direkt am Weg läßt mich innehalten und sie betrachten. Eine Baumwarze .... Der Forstmann sagt, es sei vielleicht das Produkt einer Wachstumsstörung, oder ein alter Insektenbefall, oder eine Pilzerkrankung, oder eine Virusinfektion ... andere sagen wieder, es sei ein Zeichen für unterirdische Wasser, für im Boden vorhandene geologische Spannungen bei "Verstürzen", eine Wachstumsstörung durch Leylinien, Hartmanngitter, es sei ein Zeichen für Erdausstrahlpunkte oder universelle Einstrahlpunkte, Zeichen für positive oder negative Energien ...
... so viele Namen für das immer Gleiche, anstatt sich einfach berühren zu lassen vom Gesehenen, vom Gefühlten. Es zu betrachten, die Gedanken schweifen zu lassen, sich lenken zu lassen vom Augenblick, einfach den Moment zuzulassen ...
Ich verlasse den Weg und gehe einfach in die Richtung, in welche die Baumwarze zeigt. Weshalb? Es gibt gerade kein "weshalb", es gibt nur das Tun ... und nach einigen Blicken zurück, um mich zu vergewissern, ob ich noch richtig bin, und noch ehe ich den Baum mit seiner Warze gänzlich aus meinen Augen verliere .... stehe ich auf einem sanften, aber steinigen Rücken. Und dort steht ein weiterer Baum, der eine Überraschung für mich bereithält, die ich aber erst nach dem gemachten Foto bemerke, als ich nähergetreten bin: eine knorrige Buche mit einem mannsstarken, waagrecht knapp über dem Boden wachsenden Arm, der mich einlädt, mich niederzulassen auf einem weichen moosigen Polster.
Und während ich meinen Stock abstelle und mich gemütlich auf dem Sitzplatz einrichte, fällt mein Blick auf den nächsten Baum ... eine alte Kiefer, die anmutig vor mir zu tanzen scheint, sich dreht und windet ... ihre Äste werden dabei Arme, welche geschmeidig der Bewegung folgen ... während die alte Buche still hält und mir das Verweilen leicht macht.
Der Platz umfängt mich, hält mich, trägt mich ... lange sitze ich so da ... und ich spüre seine Kraft ...
Ich wünsch Euch schöne, kraftvolle Tage
cerambyx