Seal144
Sehr aktives Mitglied
Bleib dir treu" heisst: Sei in schwingender Harmonie mit dem, der du bist.
Wenn ich mir selbst treu bin, dann bin ich liebevoll und wertschätzend. “
Mein Weg ist immer erleuchtet.
Manchmal habe ich meine Augen geschlossen,
und versuche ich nicht einmal, den Weg zu sehen.
Manchmal bin ich so überzeugt, dass ich erklären sollte, warum ich nicht auf dem Weg bin.
Denn ich bin nicht absichtlich vom Weg abgekommen.
Sollte ich das der Quelle erklären: "Ich bin vom Weg ab!"
Aber es scheint, wenn ich erkläre, dass die Quelle sich nicht so dafür interessiert.
Eher scheint die Quelle am Pfad interessiert zu sein!
Die Quelle komm nicht mit in das Gestrüpp in das ich gerade fiel. Wenn die Quelle mit mir im Gestrüpp landen würde, würde ich diese Zweifel nicht spüren ...
In der Tat bleibt die Quelle auf dem Pfad und hält das Licht auf dem Weg.
Das ist der Schmerz der Trennung.
Die Nacht hatte sich über Heliopolis gesenkt und der Regen war zurückgekehrt. Wir hatten Unterschlupf im Inneren des Amun- Tempels gesucht, in der der Nähe des Allerleiligsten, wo wir nicht nass wurden und Joseph ein Feuer entzünden konnte. Die heilige Familie suchte Wärme in der Nähe des Feuers und war eingeschlafen. Vom Jesuskind ging ein Strahlen aus, es war wie damals in Bethlehem, als das Licht in die Welt herunter kam. Aber heute war es wie gleissendes Sternenlicht.
„Der Sonnengott stieg auf einer Barke vom Himmel und es ist der Weg aus dem Meer zum festen Land“, richtete Gabriel sich an mich, denn Esau war bereits eingeschlafen.
„Der Sonnengott?“, fragte ich den Engel. „Kannst du nicht herunter kommen und dich neben mich setzen, um es mir zu erzählen. Alle schlafen schon und ich würde deine Gesellschaft überaus gerne in Anspruch nehmen.“
„Du müsstest geblendet die Augen schliessen. Ich bleibe besser hier oben sitzen.“
„Wer ist der Sonnengott?“, wollte ich wissen.
„Der Sonnengott Amun-Re, das ist der Christus Jesus, den die Eingeweihten im Aussen sahen. In der Sonne sahen die Priester ihn und haben ihn verehrt. Der Christus, der sich aus dem Kosmos zur Erde näherte, den sahen die Hohepriester kommen durch die Jahrtausende.“
Ich lauschte konzentriert der Erzählung Gabriels und ich gestehe, für einen Esel war das nicht einfach. Um mich wirklich voll und ganz zu konzentrieren, legte ich die Ohren an.
„Und die Barke, warum wurde der Sonnengott auf der Barke auf dem Nil herumgefahren?“
„Das Bild der Barke, das ist der Weg des Menschensohnes vom Meer der wogenden Empfindungen, den Urkräften des Lebens, hin zum festen Land. Und dieser Weg ist der Christusweg vom Wasser auf das Land, zum Berg, auf den Berg. Es ist auch der Weg auf den der Christus die Menschen ruft. Die Jünger des Christus werden seinem Weg folgen. Vom See kamen die Fischer bis aufs Land, dann ins Haus und wieder auf den Berg.“
„Das versteh ich nicht!“, warf ich kleinlaut ein.
„Das ist auch hier nicht der Ort, auf diese Bilder einzeln einzugehen. Es sind die Stufen der Bewusstseinsentwicklung!“
Ich nickte verlegen. Des Engels Worte pflanzten sich tief in mein Herz, auch wenn ich nicht den ganzen Sinn verstand, denn viel Verstand besitze ich nicht, dafür aber viel Herz.
„Christus wird einmal in ein Buch eingesperrt werden“, fuhr Gabriel fort. Ein Buch mit Siegeln, und nur wenige werden es verstehen. Es wird aber eine Zeit kommen, wo diese Siegel gesprengt werden und dann wird der Blick frei für das kosmische Wesen des Christus
und seinem Schreiten durch die Jahrtausende.“
In meinem Herzen wurde es auf unerklärliche Weise warm und ich fühlte eine Liebe, so grenzenlos und unendlich, dass ich von Schauern ergriffen wurde. Da begann Gabriel erneut und fuhr fort:
„Es wird eine Zeit kommen, da werden die Menschen nur über jene drei Jahre des Jesus Christus reden, sie sind auch das Herzstück der Welt-Geschichte. In diesen drei Jahren hat sich ausgelebt und wird noch ausgelebt werden, eine unerhört starke Verdichtung. Ein Urbild von allem was ist und sein wird!
Das was auf ein paar Blatt Papier eines Tages über den Christus niedergeschrieben wird, ist nicht alles. Es geht darum, was in die Herzen der Menschen eingeschrieben wurde und da wird hinter Amun-Re und Apollo ein viel Grösserer sichtbar der spricht: «Ehe denn Abraham war, Bin Ich.»
Benjamin?“, fragte Gabriel leise.
Aber ich gestehe, ich war eingeschlafen. Die Worte des Engels waren zu mächtig, und das Feuer seiner Worte brannte in meinem Herzen. Seine Inszenierung eines weit überspannenden Bogens der Jahrtausende, von der Vergangenheit bis in die Zukunft der Menschheit, war zu gewaltig und machte mich schwindelig. Ich schloss die Augen und wurde von einer grossen Welle aus Licht erfasst, hinaus auf ein weites Meer geworfen. Dort sass ein junger Mann in einem Boot und ich erkannte ihn am Sternenglanz seiner Augen, es war Christus.
Auszug aus Esel Benjamin 2011
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