Um zu definieren, bzw. zu erkennen, was mit 'Urweiblichkeit' gemeint ist, könnten wir uns zunächst fragen, was das 'urweibliche' vom 'urmännlichen' unterscheidet. Zweifelsfrei haben wir es hier mit einer Polarität zu tun, also mit zwei entgegengesetzten Hälften, die sich gegenseitig ergänzen (falls sie sich nicht bekämpfen...)
Was ergänzt sich denn?
C.G.Jung hat es auf den Punkt gebracht:
Anima (Seele) und Animus(Geist) ergänzen sich.
Die Seele ist Empfindung, Liebe
Der Geist ist Bewusstsein, Erkenntnis
Wenn das weibliche Urprinzip, die Liebe, die Hingabe im Mütterlichen verbleibt, ohne vom Geist befruchtet zu werden, so bleibt sie unbewusst und träumt vor sich hin, hat keinen Einfluss auf den Geist, wie es im Patriarchat, also in den 5000 vergangenen Jahren der Fall war.
Wenn das Seelische isoliert für sich 'als Seelchen' vor sich hin empfindet, ohne den Weg zum Geist, zum Bewusstsein zu finden, dann hat sie auch keinen Einfluss auf den Geist und dieser wird ohne ihren Einfluss zum Ungeist, der empfindungslos und überheblich seinen Geist missbraucht und mit seinen Schöpfungen, Erfindungen Schaden anrichtet, bis hin zur Zerstörung ('Die Menschheit schafft sich ab' Harald Lesch).
Was haben wir frauen der westlichen Welt bisher mit unserer Frauenbewegung (Feminismus) erreicht?
Sehr viel! Die Geichberechtigung der Geschlechter, auch wenn sie noch nicht komplett ist, doch das sind Details z.B. gleicher Lohn für gleiche Arbeit.
Doch wir haben das Wahlrecht, wir können studieren, wir können selbst unser Leben bestimmen und sind nicht mehr in der Gewalt von Vater und Ehemann, wir können an der Spitze einer Regierung stehen.
Was haben wir nicht erreicht?
Wir haben den Ungeist des Patriarchats (Kriege, Macht, Folter, Vergewaltigung etc.) NICHT beseitigt, obwohl unsere 'Urweiblichkeit' unsere Seele, darunter leidet!
So denke ich, dass unsere Emanzipation, unser Einfluss auf den Ungeist, noch nicht stattgefunden hat und der feminismus nur eine Vorstufe für unser eigentliches Anliegen war: die Überwindung des Patriarchats - nicht um zu einem Matriarchat zu -
rückzukehren, sondern um uns mit dem göttlichen Geist, der im idealen Mann (Platon, Hölderlin, Novalis usw.) gegeben ist zu vereinigen und dem Ungeist ein Ende zu bereiten.
Das kann die Sophia in uns, die reine Seele, die den Logos in sich trägt, verwirklichen.
Wie klar ist dies doch durch das Yin-Yang Symbol ausgedrückt: im Weiblichen schlummert der männliche Geist und will erweckt werden, im Männlichen schlummert die weibliche Seele und möchte erweckt werden.