Hi amanda!
Noch zu einer Frage von dir
4. Ist es der Definition von `Karma´ zufolge überhaupt möglich, `Karmafrei´ zu werden ? Wenn ich der kompletten Definition folge, dann kann es doch überhaupt keine Handlungsweise geben, die nicht wieder und wieder ´neues Karma´ auslöst, oder ? (Weder in die eine noch in die andere Richtung)
In der Wikipedia ist Karma sehr schön religiös orientiert geschildert. Dabei steht allerdings auch wirklich die Herkunft im Vordergrund, das heisst der indische Kontext. Ich weiss nicht, wie die Leute dort konkret über Karma denken. Vermutlich sehr streng. Es ist eine Ethik, die das Dasein durchwoben hat. Allerdings oft auch pervertiert (Kastensystem und Vorurteile in Bezug zu verschiedenen Bevölkerungsschichten).
Das allein zeigt, dass es nicht so einfach ist mit dem Karma. Ein blosses Fürwahrhalten eines möglichen Karmas oder unmöglichen Karmas (ich tue etwas gutes und habe also kein Karma?) hilft da nicht weiter.
In meinen Augen ist es so, dass wir überhaupt nur im Zustand der Erleuchtung (oder annäherndes Ahnen dieser Zusammenhänge in Meditation etc. auch Fasten evtl.) allerhöchstens noch eine "Gespür" darüber erhalten, was unser augenblickliches Karma (Bindung und Aufgabe zum Lösen) beinhaltet, nebst dem Umstand, was unsere Taten für neues Karma erzeugen können , welches meiner Meinung nach sehr darauf beruht, was sich auf den Bodensatz befindet, gebildet von unserem bisherigen Leben bzw. im plural: unserer bisherigen Leben).
Es ist keineswegs undenkbar ohne Karma zu existieren, aber praktisch schwer zu realisieren. Denn es fehlt die Richtung und man macht sich leiucht etwas vor. Die innere Stimme ist vielleicht noch der beste Ratgeber für die Richtung, und dann braucht man aber keine dogmatische fixierte Idee mehr über ein mögliches karmafreies Leben, es würde irgendwie handlungsunfähig machen. Allerdings ist ein Bedenken und in Betracht ziehen eines möglichen Karmas hin und wieder bestimmt auch nützlich, um ein besseres aber auch stärkeres Leben zu leben. Es geht ja nicht darum zu buckeln, sondern Karma ist nur ein Aspekt neben dem grossen Selbst, was uns eigentlich viel mehr bedeuten sollte. Da hilft aber das Karma (Saturn) um die Selbstverwirklichung in den richtigen Rahmen zu stellen (und Egomanie zB zu mindern).
Zitat aus Wiki:
Wurde der Einfluss neuen Karmas zum Stillstand gebracht, muss zudem das bereits angesammelte Karma beseitigt werden. Dies wird durch die Einhaltung strenger Askese (tapas) bewerkstelligt.
Es gibt hier und dort recht extreme Verhaltensanweisungen, so zB dass man sich aus allen weltlichen Aktivitäten heraushalten solle, keine Reibung, kein neues Karma mehr erzeugen solle.
Doch das lässt eben das vergangene Karma unberücksichigt. Es gibt Ansichten, wonach wir karmische Schulden haben (nicht im Sinne von Verpflichtungen sondern eher im Sinne von
energetischen Bindungen). Das macht es erforderlich, in der Welt aktiv zu sein um das vergangene Karma sozusagen abzutragen.
Wenn man in seinen weltlichen Aktivitäten aber berücksichtigt, dass man gewisse Brennpunkte mit gebracht hat, karmische Faktoren, die eine starke Bindung, oder Leidenschaft aufweisen, kann man daraus den Schluss ziehen, dass man diese nciht weiter negativ fördern sollte, um eben in diesem Bezug weiteres Karma (Bindung) zu verhindern. Zum Beispiel einer mag sich stets immer beklagen über das was jemand anderes tut, seine Aufgabe wäre nun, das zu vermindern und weniger Wirbel (Karma) in sozialen Kontexten zu entfachen. Ein anderer hält sich immer zu sehr bedeckt und verflucht innerlich dennoch seine Zurückhaltung, er wird sicher auch Karma erzeugen und seine Aufgabe sieht auch wieder anders aus. Etc.
Auf der einen Seite kann ich also praktischen Nutzen aus solchen Überlegungen ziehen.
Auf der anderen mehr theoretischen Seite sind das nur philosophische Spielereien für mich, und ich halte es für einen denkbaren Irrweg, wenn ich mich so meinem Leben nähern wollte: Zum Beispiel eben zu sagen, dass ich mich aus weltlichen Aktivitäten raushalten sollte. Das erzeugt zuweilen eine Angst, die vielleicht genau falsch ist und ein eigens schlechtes Karma erzeugt.
Wir müssen uns entwickeln, nicht stehen bleiben. Glaube ich zumindest und wie die Inder das handhaben, weiss ich nicht. Vielleicht sehen sie es genauso. Die Höflichkeit, die sie ausstrahlen ist für mich ein Zeichen ihrer Auffassung von Karma, aber ich kann für meine Augen nicht erkennen, dass ein Inder grundsätzlich Menschen und Situationen aus dem Wege geht.
Ich persönlich ziehe nur in Betracht, dass es Karma und Bindung und vergangene Ursachen (Leben) gibt, und betrachte meine eigene Suche nach dem sinnvollen Auftrag für mich , noch nicht als gefunden. Das macht es leichter, sich in der Welt zu bewähren, anstatt vor ihr zu fliehen. Es gibt eine Möglicheit, zu meditieren und ein Gefühl dafür zu bekommen, unsere innere Stimme kann uns leiten, sie weiss aus dem Unbewussten die Wege und ist ein verlässlicher Ratgeber, sofern nicht laute Stimmen aus Vernunft und Zweifel, Angst und Zorn den Verlautbarungen im Wege stehen.
Omen und Zeichenkunde ist für mich eine weitere Möglichkeit den richtigen Weg zu erkennen.
Aus dem Film Matrix: "Karma ist nur ein Wort, es kommt drauf an, was man damit verbindet"...
Konkret auf deine Frage gemünzt: Nein, ich glaube dass es immer Karma gibt so wie es für eine Seele immer einen Funken Bewusstsein gibt oder für eine lebendige Erde eine Atmosphäre. Wenn das Karma auch bereinigt ist, dann ist es immer noch Karma, eigentlich. Weil ich immer noch reise, auch wenn ich keinen Koffer mehr dabei habe, es kann jederzeit etwas geschehen und Karma erzeugen.
Aber wie gesagt, es ist nur die Richtung meiner Gedanken, nicht irgendeine Wahrheit von der ich überzeugt wäre. Ich denke die Wahrheit über Karma und ewige Wiederkehr sieht anders aus.
Und ich glaube, die "universelle" Wahrheit lässt sich nur in langen Prozessen von aufeinanderfolgenden "Erleuchtungen" annähernd finden. So dass man selbst überzeugt ist, denn viele Erleuchtete schreiben vielleicht darüber, aber man versteht es von aussen immer nur in einer gewissen Perspektive, es fehlt ein gewisses Spektrum an Eigenerfahrung und Kategorien, in die man das aus Vernunft und Sprache gebildete Konstrukt über Karma einsortieren könnte.
Gute Taten (gutes Karma) fangen vielleicht immer bei sich selbst an...
Lg
Stefan