Der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin (63), erklärte dazu: „Wenn eine Person ein solches Video besitzen sollte, muss sie es umgehend den Ermittlern übergeben.“ Chefermittler Robin trägt mit seinem 40-köpfigen Team zusammen, was immer zur Aufklärung der Katastrophe beitragen könnte. Aber ständig prescht jemand vor und reicht angeblich neue Erkenntnisse zum Absturz des Germanwings-Flugzeugs ein, die aus Sicht Robins keine sind.
Und so verbringt der im Kampf gegen Marseilles Drogen- und Killerbanden gestählte Jurist viel Arbeitszeit damit, den Wildwuchs der Spekulationen zu beschneiden. Bereits am Anfang der Untersuchungen war das so gewesen. Da hatte die „New York Times“ nach der Bergung des Stimmrekorders gemeldet, die Auswertung der aufgezeichneten Stimmen lege den Schluss nahe, Co-Pilot Andreas L. habe die Maschine vorsätzlich abstürzen lassen.
Mühsam gezügelter Zorn
Robin bat ein paar Stunden später zur Pressekonferenz. Seinen Zorn nur mühsam zügelnd, bestätigte er den Bericht. Dann ging der Franzose noch einen Schritt weiter als die US-Journalisten, verkündete ohne Wenn und Aber: „Der Co-Pilot hatte den Willen, das Flugzeug zu zerstören.“ Außer Frage steht, dass Robin zu den Besten seines Fachs gehört. Bevor er im Sommer 2013 an die Spitze der Staatsanwaltschaft von Marseille berufen wurde, der mit jährlich 40 Morden, 70 Mordversuchen, 400 Raubüberfällen und 10 000 Einbrüchen zu traurigem Ruhm gelangten Hafenmetropole, hatte er sich in Montpellier hervorgetan. Wenn sich Spieler des ruhmreichen Handballklubs der Stadt, unter ihnen zu Weltmeisterehren gelangte Idole, demnächst wegen Wettbetrugs vor dem Strafrichter verantworten müssen, ist dies nicht zuletzt Robins Verdienst.
Schon damals wollte er unbedingt wissen, wie es wirklich war. Eine geradezu leidenschaftliche Neugier treibt ihn an. Das letzte Wort zum Drama des Germanwings-Flugs 4U 9525 hat Robin denn auch bestimmt noch nicht gesprochen.
