natürlich um mir helfen zu lassen, sonst würd ich's ja selber machen. Okay backen kann ich auch, aber aus Zeitgründen nehme ich da durchaus auch ein Bäckerprodukt.
Du hast schon recht, das geht oft ineinander über und es ist auch eine sprachliche Sache. Ich würde nicht gerade sagen dass ich mir von einem Bäcker *helfen lasse*, indem ich sein Brot kaufe - denn dann würde ich mir ja auch von Nokia helfen lassen indem ich deren Handy kaufe - aber tatsächlich helfe ja dann ich Nokia beim Profitmachen! - da kann also irgendwas nicht so ganz stimmen...
Und bei einem Anwalt würde ich unterscheiden: ich kann mit einem Anwalt einen Termin vereinbaren und mich in einer Sache beraten lassen. Oder ich kann ihm die Sache in die Hand drücken und ihn beauftragen mich zu vertreten. Im ersteren Fall schreibe ich meine Korrespondenz dann selber (und hab nur vorher gefragt auf was ich achten muss). Das erste nenne ich Beratung, das zweite Hilfe (aber auch darüber könnte man streiten).
Für mich ist der entscheidende Punkt, dass ich bei einer Beratung nur das Fachwissen des Spezialisten will (wenn man dies tut, kann das passieren), aber nicht, dass er sich um meine Interessen kümmert: ich behalte die volle Verantwortung und Entscheidungsfreiheit.
Hilfe dagegen bedeutet, dass jemand anders in meinem (mutmaßlichen) Interesse handelt (was voraussetzt, dass er dieses Interesse überhaupt erstmal verstehen kann!)
Einerseits pochst du hier auf den *echten indigenen Schamanismus*, andererseits vergleichst du das Angebot von einem Anwalt mit dem eines Schamanen (Kosten-Nutzen-Produkt-Regress-Rechnung usw)
Nicht nur nen *indigener* würde dir da wohl den Vogel unter deinem Pony zeigen.
Ahh, jetzt wird mir was klar! Darüber stoperst Du also...
Ja, der Punkt ist valide - man muss sich fragen, in welchem Kontext man unterwegs ist - ob in einem indigenen oder in einem neuzeitlichen.
Mal schauen ob ich Dir verständlich machen kann wie ich das sehe...
Ich gehe davon aus, dass ich
entweder in dem einen Kontext bin
oder in dem anderen - dann aber
vollständig.
Das heisst, wenn ich hier in der modernen Welt lebe, dann gelten die Spielregeln der modernen Welt - und wenn jemand in dieser Welt schamanische Arbeit an Menschen verkauft, die in dieser Welt leben und meinetwegen ihren Job als Büroangestellte machen, dann auch nach den Regeln dieser Welt.
Ein indigener Kontext ist als solcher ganz genauso valide, ist viabel (d.h. lebbar), aber eben nur in seiner Gänze, komplett, mit allen Zusammenhängen! Dann freilich
gibt es keinen Büroangestellten, es gibt keine soziale Isolation, es gibt kein Geld, sondern es gibt Stammesgemeinschaften, Subsistenzwirtschaft, usw.usf.
Nun kann man natürlich zwischen beiden Kontexten
vergleichen - aber man kann sie nicht einfach
mischen!
Jedenfalls mein Bewusstsein kann das nicht. Mein Bewusstsein kann sehr gut Kontexte
umschalten, aber es kann sie nicht durcheinandermischen - denn dann weiss ja niemand mehr was eigentlich die Spielregeln sind!
In der Esoterik (und anderswo) passiert nun aber genau dieses
Mischen. Man geht auf einen Mittelaltermarkt, taucht in eine fremde Welt ein,
tut ein bischen so als ob - aber man möchte beileibe nicht wirklich leben wie im Mittelalter!
Oder man ist auf einer Esoterik-Messe, da wird ein bischen
das Gefühl geweckt als wären alle lieb zueinander und als wären Empfindungen und Sinnlichkeit von Bedeutung - aber in wirklichkeit gehts doch nur ums Geld.
Und so ein unklares Gemenge haben wir auch bei unserem Schamanen, mit seinen Trommeln und Tierfellen und Vogelfedern, der da
ein Image von indigener Lebensweise zelebriert - aber ich kann ihm kein Huhn zur Bezahlung bringen (weil weder ich eines habe noch er eine Verwendung dafür hätte), sondern wenn er zum Bäcker geht, braucht er Euros.
Und damit ist das alles nicht wirklich stimmig - es passt nicht zusammen, es funktioniert so nicht richtig - und mein Bewusstsein kann damit dann nichts rechtes anfangen.
Nizuz, ich weiss nicht warum dieses "mischen" so beliebt ist. Vielleicht ist es die Sehnsucht vieler Menschen nach "kleinen Fluchten", nach einem vorübergehenden Ausbrechen aus dem gewohnten Alltag - ein (allerdings nur halbherziges) Eintauchen in eine Welt mit anderen Spielregeln.
Du sagst, einen Schamanen mit einem Anwalt vergleichen geht nicht, weil der Anwalt im indigenen Kontext nichts verloren hat. Andererseits aber, dem (Stadt)Schamanen zwei (lebende) Hühner als Bezahlung mitzubringen, wird auch nicht gehen, weil die Hühner nicht in den neuzeitlichen Kontext passen!
Und da frage ich Dich: in welchem Kontext befindet sich dieser Schamane denn bitteschön? Ich vermute mal, er greift sich aus jedem das heraus was ihm besser gefällt.
Dassselbe haben wir auch bei den Mittelalter-Märkten - man greift sich da nur das heraus, was einem gefällt - weil es ja
so schön romantisch ist im Gegensatz zum modernen Leben - aber von dem Rest, der nicht so schön romantisch ist (wie zB das Hühnerschlachten und -rupfen) will man nichts wissen.
Ich kann jederzeit einen Hof kaufen und dann dort einigermaßen (so weit es halt geht) unter annähernd indigenen Verhältnissen leben (und muss dabei nichtmal unbedingt ganz auf die Segnungen der Zuvielisation verzichten) - aber das will ja kein Mensch, sondern wir haben Landflucht.
Und dann sagst Du mir, einen Schamanen mit einem Anwalt vergleichen geht ja gar nicht, weil das dann nicht zum
indigenen Image des Schamanen passt.
Ja, was denn nun? In welcher Welt will man leben? Entweder oder.
Also für mich stehen beide Welten nebeneinander, beide sind vollständig und valide, und ich kann mich jederzeit entscheiden, in welchem Kontext ich denken will (und bis zu einem gewissen Grad auch, in welcher davon ich leben will).
Abr entweder ich bin in der einen, oder in der anderen.
Mir fällt es sehr leicht, Kontexte zu wechseln. Geh davon aus, wenn ich Vergleiche ziehe, dass ich in meinem Bewusstsein den ganzen dazugehörigen Kontext sehe.
Und ich vermute jetzt, das ist es, was Dich verwirrt, und weshalb Du meine Darstellungen als widersprüchlich wahrnimmst: weil ich eine ganze menge Kontexte kenne und sie auch wechsle. Und jeder davon ist wahr.
Ich bin Unternehmensberater, ich bin Hippie, ich bin Computerfreak, ich bin Kommunist, ich bin Feudalist, ich bin Mystiker, und noch dutzende andere Dinge. Ja und, warum nicht?
Tim Leary hat es "Realitätstunnel" genannt, und gemeint, die meisten Menschen sind in ihrem Realitätstunnel gefangen und denken, es würde nur genau eine Realität geben - nämlich ihre. Hältst Du das für sinnvoller?
Tja...dann bin ich wohl tatsächlich zu dämlich, deinen seltsamen Zickzackkurs hier zu kapieren. Vielleicht gibt es ja schlauere als mich, die das nachvollziehen und verstehen können
Ich halte Dich nicht für zu dämlich. Komm einfach mit beim Realitäten-Hüpfen, - es macht Spass, wenn man nicht in einer Realität gefangen ist.